Sascha Mölders? Beim TSV Landsberg spricht kein Mensch mehr über den ehemaligen Spielertrainer, die „Wampe von Giesing“ ist am Lech Geschichte. Beim Fußball-Bayernligisten sind es jetzt andere Akteure, die den noch nach einem Viertel der Saison unaufhaltbar scheinenden Absturz (ein Punkt und zwei Tore nach acht Spieltagen) gestoppt und dem Club zurück in die Erfolgsspur geführt haben. Diesen Samstag kommen die runderneuerten Lechstädter zum SV Schalding (Spielbeginn 14 Uhr). Und im Passauer Westen wissen sie deshalb ganz genau, dass die Partie gegen den Tabellenzwölften nichts anderes als ein verkapptes Spitzenmatch ist.
Nico Held (25), der junge, umtriebige und engagierte neue Abteilungsleiter, der einige der Akteure in seiner Firma „Helden-Projects“ (30 Mitarbeiter) beschäftigt, Alex Schmidt (56), der Zweitliga-erfahrene neue Trainer, und eine Reihe neuer Spieler, die sich allesamt als Volltreffer erwiesen, haben am Lech die Wende geschafft, aus den letzten acht Spielen 18 Punkte geholt und mit dem 10:1 gegen Grünwald sogar einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Von den Akteuren, die im Juli beim 0:1 gegen Schalding-Heining im Kader standen, ist aktuell nur noch die Hälfte dabei. „Das ist jetzt eine bärenstarke Mannschaft“, ordnet SVS-Teammanager Jürgen Fuchs die Qualitäten des Gegners ein. Er ist sich sicher: „Die Landsberger werden bis zum Saisonende sicher noch einige Plätze gutmachen.“ Die Schaldinger wollen diesen Samstag freilich keinen Beitrag dazu leisten.
Seit Schmidt vor zwei Monaten die Nachfolge von Bernd Kunze übernommen hat, wird in Landsberg mit höchster Professionalität gearbeitet. Die Erfahrung des Fußball-Lehrers (u.a. 1860 und Dresden in der 2. und Türkgücü München in der 3. Liga), seine klaren Ansagen am Spielfeldrand und die intensive Arbeit (u.a. vier- statt dreimal Training) haben sich schnell ausgezahlt. Landsberg gewann sechs der neun Spiele unter seiner Regie – auch, weil der Coach und die die Führungs-Crew mit ihren Regionalliga-erfahrenen Neuzugängen Glücksgriffe landeten. Neben Benny Auburger (23) in der Abwehr, dem Ex-Burghausener Alex Bazdrigiannis (22) und Tiziano Mulas (22) im Mittelfeld ganz besonders mit dem Sturm-Duo Furkan Kircicek und Maxi Berwein (beide 28). 14 Tore in den letzten sechs Spielen gehen auf das Konto der beiden Torjäger. Dazu kommen fünf „Buden“ des Engländers John Haist (28), der unter Schmidt sichtlich aufblüht und auch schon fünfmal traf, am Mittwoch, beim 5:2 gegen Kirchanschöring sogar doppelt.
Besonders beeindruckend: Kircicek (192 Regionalliga-Spiele und 45 Tore für Memmingen, Illertissen, Türkgücü München und Chemnitz) hat in gerade mal acht Spielen für Landsberg neun Tore erzielt (darunter ein Dreierpack gegen Grünwald) und traf in jedem der letzten sechs Spiele. Damit führt der Allgäuer mit einem türkischen Vater die Torjäger-Tabelle der Bayernliga Süd gemeinsam mit Nico Karger (Pipinsried), Jordi Woudstra (Heimstetten) und Manuel Omelanowsky (Kirchanschöring) an. Die drei brauchten aber 15, bzw. 16 Einsätze für ihre neun Tore. „Er ist der aktuelle Top-Spieler der Bayernliga, ein typischer Torjäger und brutal wichtig für zu uns“, schwärmt Trainer Schmidt von seinem Führungsspieler.
Es läuft wieder am Lech – auch, weil Schmidt und Held jetzt knallhart durchgreifen. Beispiel: Nachdem sich Stamm-Torhüter Leo Leimeister beim Hallen-Einsatz schwer verletzt hatte (Syndesmoseband-Riss/Pause bis zum neuen Jahr), wurden die Spieler von Held vor die Alternative „Entweder Icon League oder Abstiegskampf in der Bayernliga“ gestellt. Mario Crnicki“ (26), Mitte Juli mit großen Vorschuss-Lorbeeren als Top-Verstärkung von Türkgücü München nachverpflichtet, entschied sich nach zwei Spielen im TSV-Trikot wie Mateusz Cichon (21/9 Einsätze) für das Hallenfußball-Spektakel. Damit war ihre Zeit am Lech genauso schnell zu Ende, wie sie begonnen hatte. Landsberg hat sich aus dem ganz tiefen Tabellenkeller gearbeitet, die Vorrunde nach dem 5:2 gegen Kirchanschöring auf Platz 12 abgeschlossen und bereits die viertmeisten Tore (29) der Liga erzielt. Der erste Schritt im „Konsolidierungsjahr“ mit den Zielen Klassenerhalt, Bodenständig- und Bescheidenheit ist erst mal geschafft. Weitere Pläne? Held sagt dazu nur: „Klar, dass wir mehr wollen als Abstiegskampf in der Bayernliga…“
Aktueller Wermutstropfen: Abwehrchef Azur Velagic (33) hat sich am Mittwoch schwer an der Schulter verletzt, musste über Nacht im Krankenhaus bleiben und fällt vorerst aus. Bei den Schaldingern fehlen der angeschlagene Chris Brückl und Basti Schmid, der privat verhindert ist. Dafür sind Markus Tschugg und Walter Kirschner wieder im Kader zurück. Ob es bei Fabian Schnabel (Risswunde am Spann) für einen Einsatz reicht, soll sich kurzfristig entscheiden. Teammanager Jürgen Fuchs gab sich hoffnungsvoll: „Nach dem Training war sein Stutzen weiß.“
− mjf