Klirrende Kälte bei minus drei Grad Celsius, im Hintergrund aufziehende Nebelschwaden: Nein, bei so einer Witterung verlässt man das mollig warme Wohnzimmer nicht freiwillig. Die Fußballer des Bayernligisten FC Pipinsried mussten es aber, für sie begann bereits am Montagabend die Vorbereitung auf die Restsaison 2024/25.
Defensivtalent aus Aresing als Trainingsgast
Und was war das für eine gelöste Stimmung auf dem Indersdorfer Sportgelände. Man lachte, scherzte – wirkte sogar regelrecht froh, dass es endlich wieder losging. Besonders Paul Iffarth strahlte über das ganze Gesicht. Kein Wunder, schließlich konnte er nach seinem Horrorverkehrsunfall im Sommer erstmals wieder an einer Trainingseinheit teilnehmen. Zwar ein Stück weit „mit Handbremse“, aber immerhin. „Ich fühle mich wirklich schon wieder sehr gut“, verriet der 21-Jährige: „Trotzdem muss ich zunächst mal schauen, was nach der schweren Verletzung bereits möglich ist.“
Währenddessen betrat Chefcoach Sepp Steinberger das Umkleidehäuschen – ebenfalls breit grinsend, aber auch ein Stück weit vorsichtig. „In München grassiert schon eine Grippewelle“, so der gebürtige Niederbayer: „Und den ,Wiggerl‘ Räuber hat’s tatsächlich bereits erwischt.“ Also kein Händeschütteln zur Begrüßung, stattdessen Ghettofaust.
Steinbergers Vorsatz für die erste Trainingswoche: „Wir wollen diese Einheiten dazu nutzen, um langsam auf Temperatur zu kommen.“ Das Ganze übrigens mit einem interessanten Trainingsgast. Ja, Dustin Kothmair (kleines Bild) schnuppert momentan ein bisschen beim FCP rein − jenes aus Aresing kommende Defensivtalent, das aktuell noch beim Landesligisten TSV Jetzendorf unter Vertrag steht. Um dann, im Sommer, komplett zu den Gelb-Blauen zu wechseln? Johannes Müller, der Sportliche Leiter des FCP, mochte sich dazu nicht äußern: „Dustin trainiert jetzt einfach mal bei uns mit. Mehr gibt es dazu derzeit nicht zu sagen.“
Gleiches gelte übrigens auch für die Personalie „Alexander Lungwitz“. Der 24-jährige, der es im Laufe seiner Karriere schon auf 63 Drittliga-Einsätze (für den FC Bayern München II, die Würzburger Kickers sowie den SC Freiburg II) brachte, hält sich bereits seit dem Herbst bei den Pipinsriedern fit – und auch bei der montägigen Einheit in Markt Indersdorf machte er wieder fleißig mit. Einen Vertrag beim FCP hat der gebürtige Münchner jedoch (noch) nicht unterzeichnet. Gerüchteweise hofft er weiterhin darauf, wieder bei einem höherklassigen Verein unterzukommen. Aber falls es damit in diesem Winter nicht mehr klappen sollte, dürften die Gelb-Blauen eventuell doch auf ein Ja von ihm für die Restsaison 2024/25 hoffen.
„Sepp Steinberger ist unser erster Ansprechpartner“
Sportchef Müller hat in den nächsten Tagen und Wochen tatsächlich viele Vertragsgespräche zu führen. Die wohl wichtigste Frage: Mit welchem Cheftrainer wollen die Pipinsrieder in die Spielzeit 2025/26 gehen? „Ganz klar, Sepp Steinberger ist unser erster Ansprechpartner“, so der 33-Jährige. Kein Wunder, schließlich hat es der gebürtige Niederbayer innerhalb von nur neun Monaten geschafft, aus einem verängstigten Abstiegskandidaten in der Bayernliga Süd einen gestanden Aufstiegsaspiranten zu formen. Wobei das Wort „Aufstieg“ beim Dorfklub aus dem Dachauer Hinterland (noch) auf der schwarzen Liste steht. „Natürlich bin ich ein Freund davon, ambitioniert zu sein – und ich halte auch nichts davon, sich kleiner zu machen, als man ist“, erklärte Müller am Montagabend: „Andererseits dürfen wir nicht vergessen, wo wir herkommen. Zugegeben, die Stimmung bei uns ist momentan sehr gut – und wir stehen im Zwischenklassement auch hervorragend da. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir am 1. März auch gleich unser erstes Punktspiel 2025 gegen den 1. FC Sonthofen gewinnen werden.“
Genauer ausgedrückt belegt der FCP zurzeit den sechsten Tabellenrang – und sollte er alle seine drei Nachholpartien gewinnen, wäre er sogar Erster in der Bayernliga Süd. „Allerdings haben wir sie noch nicht gewonnen“, so Müller: „Selbstverständlich wollen wir bis zum Schluss ganz oben dranbleiben. Das geht jedoch nur, wenn unsere Mannschaft weiterhin so fleißig und konzentriert arbeitet, wie sie es vor der Winterpause getan hat.“
Beziehungsweise jetzt, beim Trainingsauftakt am Montagabend. Besonders für Pablo Rodriguez-Benitez war diese Einheit ein wahrer Kraftakt, schließlich war er erst am Vortag vom Besuch seiner Eltern im US-Bundesstaat North Carolina zurückgekehrt. Aber trotz Kälte, trotz Jetlag haute sich der 23-Jährige wie gewohnt voll rein. Lief, grätschte, rackerte nimmermüde. „Und so ganz nebenbei erzielte er auch unser allererstes Trainingstor im neuen Jahr“, berichtete Chefcoach Steinberger mit einem anerkennenden Kopfnicken.
Daumendrücken für Josef Ankner
Ja, alle Beteiligten hatten in Markt Indersdorf ihren Spaß. Woran auch ein zunächst fehlender Schlüssel nichts ändern konnte, durch den sich das Betreten des Kunstrasenplatzes um ein paar Minuten verzögerte. Einzig Klubpräsident Benny Rauch wirkte doch spürbar nachdenklich. Der Grund: FCP-Finanzvorstand Josef Ankner ist schwer erkrankt – wodurch er bereits zum 31. Dezember von allen seinen Ämtern zurückgetreten musste. „Wir drücken ihm ganz fest die Daumen, dass alles wieder gut wird“, so Rauch. Um die bislang von Ankner bekleideten Posten frisch zu besetzen, hat der Verein mittlerweile Neuwahlen für den 21. Februar angesetzt.
• Die Testspiele des FC Pipinsried vor dem Punktrundenauftakt am 1. März gegen den 1. FC Sonthofen: FC Ingolstadt 04 II - FC Pipinsried (Samstag, 25. Januar, 11 Uhr); FC Ehekirchen - FCP (Mittwoch, 29. Januar, 19 Uhr, in Gersthofen); TSV Wertingen - FCP (Samstag, 1. Februar, 13 Uhr); FCP - SV Fortuna Regensburg (Samstag, 8. Februar, 14 Uhr, in Indersdorf); TSV Jetzendorf - FCP (Samstag, 15. Februar, 16.30 Uhr, in Indersdorf); SSV Jahn Regensburg II - FCP (16. Februar, 14 Uhr); Türkgücü München - FCP (Samstag, 22. Februar, 14 Uhr).
SZ