Zum ersten Mal in der laufenden Saison zu Hause verloren, zum ersten Mal in der laufenden Saison drei Gegentore in einem Spiel kassiert: Da mussten sie beim FC Memmingen gehörig schlucken. Und was die Sache für die Allgäuer noch bitterer machte: Ihre 1:3 (1:1)-Heimpleite am Samstagnachmittag gegen den FC Pipinsried war absolut verdient.
Denn ja, die wieder ganz in schwarz gewandeten Gelb-Blauen lieferten in der schmucken „e-con Arena“ einen bärenstarken Auftritt ab. Couragiert, schnörkellos, selbstbewusst zogen sie den Hausherren den Zahn – und reihten sich damit in der Bayernliga Süd doch wieder in den illustren Kreis der heißen Aufstiegskandidaten ein.
Josef Steinberger: „Anscheinend für mich ein gutes Pflaster“
Oder, Sepp Steinberger? Der Cheftrainer des FCP möchte von solchen Gedanken weiterhin nichts hören. „Wie sagte Uli Hoeneß einst ganz richtig: ,Der Nikolaus war noch nie der Osterhase’. Und wir sind ja noch nicht mal am Nikolaustag“, so der 51-Jährige. Was der gebürtige Niederbayer damit ausdrücken möchte: Das Tabellenbild kann sich zwischen dem jetzigen Herbst und dem frühen Frühling noch grundlegend ändern. „Erst recht, wenn man sieht, wie eng und ausgeglichen es in unserer Liga zugeht. In ihr passiert Woche für Woche etwas Unerwartetes“, schickt Steinberger hinterher.
Aber was sich da am Samstag im Allgäu ereignete, das genoss der Pipinsrieder Chefcoach schon in vollen Zügen. Wobei, so wirklich überraschend kam das für ihn nicht. „Ich war mit meinen früheren Mannschaften ja auch immer wieder in Memmingen erfolgreich gewesen, hatte dort gute Spiele“, verrät der 51-Jährige: „Anscheinend ist das für mich persönlich ein sehr gutes Pflaster.“
Dementsprechend optimistisch hatte er sich bereits im Vorfeld des Trips in die „e-con Arena“ gezeigt. Steinberger versuchte Selbstvertrauen vorzuleben, trotz zweier Niederlagen in den beiden jüngsten Auswärtspartien (0:2 beim TSV 1860 München II, 2:4 in Kottern) – und seine Mannschaft nahm sich daran ein Beispiel. So ergriff der FCP von Beginn an die Initiative, presste hoch, ließ den Hausherren kaum Luft zum Atmen.
Umso überraschender fiel in der 17. Minute die Memminger 1:0-Führung durch einen von Lukas Rietzler verwandelten Foulelfmeter, nachdem Pablo Rodriguez-Benitez etwas übereifrig David Günes von den Beinen geholt hatte. Starke Pipinsrieder Anfangsphase, dann plötzlicher Rückstand – hatte es so etwas nicht schon mal gegeben? Richtig, bei den beiden vorherigen Auswärtspleiten der Gelb-Blauen hatte sich Ähnliches ereignet. Aber diesmal schafften sie es, nach dem Gegentor stabil zu bleiben – sehr zur Freude von Johannes Müller, dem Sportlichen Leiter des FCP: „Wir haben also aus unseren Fehlern gelernt. Oder, wenn man es ein bisschen anders bezeichnen möchte: Wir haben diesmal unsere Reifeprüfung bestanden.“
So dauerte es nach dem Memminger Führungstreffer gerade mal zwölf Minuten, bis Nico Karger zum 1:1 ausglich – übrigens ebenfalls per Elfmeter, nachdem FCM-Keeper Lukas Da Silva-Pötzinger Michael Bachhuber zu Fall gebracht hatte. „Zugegeben, das Foul des Schlussmanns an der Torauslinie war komplett unnötig. Aber ein bisschen Glück dürfen auch wir mal haben“, sagt Steinberger mit einem Lächeln im Gesicht.
Goalgetter Nico Karger schnürt Doppelpack
Und wenn wir schon gerade beim Dusel sind: In der 53. Minute benötigten es die Gelb-Blauen noch ein zweites Mal an diesem Tag. Da nämlich stand Memmingens Pascal Maier nach einem Blackout von Stefan Ilic urplötzlich komplett frei vor dem leeren FCP-Kasten – aber der 26-Jährige wurde davon dermaßen überrascht, dass er die Kugel nicht mehr wirklich platziert in Richtung Tor brachte, und so konnte Pipinsrieds Keeper Maximilian Retzer im allerletzten Moment doch noch spektakulär retten.
Damit jedoch nicht genug: Statt 1:2 aus seiner Sicht stand es keine 30 Sekunden später sogar 2:1 für den FCP! Nach einem genialen Steckpass von Bachhuber steuerte Karger allein auf das Memminger Gehäuse und schloss dann gekonnt ins rechte Eck ab (53.). Der gebürtige Oberfranke bringt es dadurch jetzt auf elf Saisontreffer, somit führt er die Torschützenliste der Bayernliga Süd weiterhin an.
In der 79. Minute machten die Pipinsrieder endgültig alles klar: Nachdem Valdrin Konjuhi nach einem feinen Konter noch Pech mit einem Pfostenknaller hatte, kam der Abpraller irgendwie zu Mario Götzendörfer – und der frühere Ingolstädter schlenzte die Kugel dann überlegt zum 3:1 in die Maschen. „Unsere Mannschaft hat für diesen verdienten Sieg regelrecht gebrannt“, freut sich Chefcoach Steinberger: „Es ist eben nicht immer nur Nacht, es wird auch immer wieder hell. So war mir nach unseren beiden vorherigen Auswärtsniederlagen völlig klar gewesen, dass wir auch wieder gewinnen werden – aber nur unter der Voraussetzung, dass wir weiterhin gut spielen. Und das haben wir in Memmingen definitiv getan.“
In der Tabelle liegen die Pipinsrieder nun nur noch zwei Punkte von Rang zwei entfernt. „Es ist schon verrückt. Dadurch, dass wir aufgrund des in Rain ausgefallenen Spiels immer mit einer Partie im Rückstand sind, laufen wir andauernd der Musik hinterher“, sagt FCP-Sportchef Müller mit einem Lächeln im Gesicht: „Andererseits bleiben wir auch immer an der Musik dran.“
Bereits am Mittwoch gegen ASV Dachau
Am kommenden Wochenende sind die Gelb-Blauen zwar in der Bayernliga Süd spielfrei, aber dafür sind sie bereits am Mittwochabend im Rahmen des Sparkassen-Pokalwettbewerbs gegen den ASV Dachau im Einsatz (Anstoß um 20 Uhr in Karlsfeld). Für Cheftrainer Steinberger stellt diese Partie eine gute Gelegenheit dar, denjenigen Spielern, die zuletzt eher auf der Bank saßen, Wettkampfpraxis zu geben. „Und diese werde ich gerne nutzen“, betont der 51-Jährige.
SZ