Kein typischer Aufsteiger
Pipinsrieds Gastgeber Grünwald ist inzwischen in der Bayernliga angekommen

19.09.2024 | Stand 20.09.2024, 12:51 Uhr |

Derlei Erfolgserlebnisse hatten Michael Bachhuber (links) und Mario Götzendörfer schon länger nicht mehr gehabt. Zuletzt konnte der FCP drei Mal hintereinander nicht gewinnen, der letzte Sieg liegt schon über einen Monat zurück. Foto: Manfred Schalk

„Bei uns fließt weder Milch noch Honig, sondern nur die Isar.“ Diesen Satz prägte vor gut drei Jahrzehnten bei den alljährlichen Spielgruppentagungen der damaligen Landesliga Süd der längst verstorbene Grünwalder Fußballchef Klaus Wiesmüller. Damit wollte er nichts anderes sagen, dass sein Verein finanziell nie von den Reichen und Prominenten, die im Münchner Nobelvorort leben, profitierte. Auch heute noch ist Grünwald eine der reichsten Gemeinden, in der auch viele ehemalige und heutige Fußballstars ihr Zuhause haben.

Einige Ex-Pipinsrieder sind jetzt an der Keltenstraße

Nicht umsonst gehören dem aktuellen Bayernliga-Kader des Aufsteigers mit Leon Sammer, Benedict Fink, Nick Starke, David Wörns und Gianluca Pizarro fünf Söhne prominenter ehemaliger Bundesligaprofis an. Auch finanziell scheint es den Grün-Weißen besser zu gehen als in den frühen 1990er-Jahren, wie das aktuelle Personal mit dem ein oder anderen Spieler mit Regional- und Bayernligaerfahrung zeigt. Bei seinem Gastspiel heute Abend (Anstoß 19.30 Uhr) an der Keltenstraße wird der FC Pipinsried auch einige ehemalige Gelb-Blauen wieder treffen wie Daniel Leugner, Claudio Milican, Sebastian Mitterhuber oder Bleron Pirku.

„Wir sind konkurrenzfähig“, sagte Grünwalds Trainer Rainer Elfinger kurz vor dem Start der Vorbereitung. Aber zunächst tat sich der TSV in der neuen sportlichen Umgebung schwer, startete mit vier Niederlagen in die Runde. Aus dem zweiten Viererpack holte er sieben Zähler, Grünwald ist jetzt in der Bayernliga angekommen.

So sieht es auch FCP-Trainer Josef Steinberger. Schließlich hatten die Grünwalder zuletzt eine Miniserie (ein Sieg, ein Remis), während die Pipinsrieder mit zuletzt zwei 0:2-Pleiten in dieses Duell mit dem Neuling gehen. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie in der neuen Liga angekommen sind“, sagt Steinberger. Für den Niederbayern kamen die jüngsten Ergebnisse auch nicht überraschend, schließlich sei Grünwald kein typischer Aufsteiger. Im August wurde dessen Kader nachgebessert, Mitterhuber (zuletzt Türkspor Augsburg) und der ehemalige Rosenheimer Regionalligafußballer Linor Shaban fanden ebenfalls den Weg ins Isartal.

Obwohl die jüngste Ergebniskurve für die Gastgeber spricht, freut sich Steinberger auf die Auseinandersetzung im Münchner Süden. Denn anders als so mancher Pipinsrieder Kontrahent in den zurückliegenden Wochen werden sich die Grünwalder eher nicht in der eigenen Hälfte verschanzen. „Die wollen Fußball spielen“, weiß er, „im Spiel nach vorne sind sie bärenstark.“ Steinberger zählt eine Reihe von Spielern auf, die in den Genuss einer NLZ-Ausbildung gekommen sind. Dazu gehört auch Leugner. Die Offensivqualitäten des 29-Jährigen sind beim FCP hinlänglich bekannt. In der vergangenen Saison bereitete er im Landsberger Trikot 18 Treffer vor.

Dennoch, findet Steinberger, sollte seine Auswahl trotz der jüngsten Negativerlebnisse immer noch stark genug sein, um heute Abend in Grünwald zu bestehen. Dem gesamten Chor, der nach der 0:2-Heimniederlage gegen Kirchanschöring vor knapp zwei Wochen dem FCP schon eine mittelschwere Krise andichtete, will er sich natürlich nicht anschließen. „Sicherlich waren die Niederlagen ärgerlich, aber das kann jeder Mannschaft auf der Welt passieren. Wir blasen keine Trübsal“, entgegnet Steinberger so manchem Kritiker im Dachauer Hinterland.

FCP hat so gut wie alle Mann an Bord

Für heute Abend haben die Pipinsrieder mit Ausnahme der Langzeitverletzten alle Mann an Bord. Lediglich bei Fabian Benko gilt es abzuwarten, nachdem er die ganze Woche über krank war. Mit den zuletzt beruflich verhinderten Benedikt Wiegert und Florian Gebert erhöhen sich für Steinberger die Alternativen in der Offensive.

Steinberger ist schon lange genug im Geschäft, weiß also, dass es im Fußball vornehmlich auf die Resultate ankommt. Das Momentum, das ein Spiel entscheidend beeinflussen kann, war zuletzt nicht auf der Seite des FCP. Mit mehr Überzeugung und mehr Konsequenz wollen die Gelb-Blauen die noch fehlenden Prozente herauskitzeln, damit das Pendel in den entscheidenden Momenten wieder auf ihre Seite ausschlägt. Damit zumindest in sportlicher Hinsicht wieder Milch und Honig im Dachauer Hinterland fließen.

AZ

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