Nur nicht abheben
Herbstmeister Schalding bleibt bescheiden – und freut sich auf Verstärkung durch Ex-Profi

24.10.2022 | Stand 25.10.2022, 14:52 Uhr

Erstmals im Bayernliga-Kader: Mladen Zgonjanin. −Foto: Andreas Lakota

Von Andreas Lakota

Stefan Köck ließ sich nicht aus der Reserve locken. Nicht einmal an diesem perfekten Samstag. Mit 3:1 hatte seine Mannschaft ihr Heimspiel gegen Dachau gewonnen und damit aus den letzten zwölf Partien 32 von 36 möglichen Punkten geholt. Weil der TSV Landsberg zeitgleich durch zwei späte Gegentore überraschend gegen Ismaning verlor, darf sich Schalding nach 16 Spieltagen Herbstmeister der Bayernliga Süd nennen. Von Euphorie war bei Köck aber nichts zu spüren.

„Das ist ja kein Titel, höchstens eine schöne Randbemerkung“ befand der Coach, der auch die Niederlage des vermeintlichen Hauptrivalen um Rang 1 nicht feiern mochte. „Wir bejubeln keine Niederlagen von anderen. Wir schauen auf uns, wir schauen von Spiel zu Spiel. Damit sind wir bisher gut gefahren und es gibt keinen Grund, irgendetwas an dieser Herangehensweise zu ändern“, urteilte Köck. Dass seine Mannschaft nach einer fast schon unheimlichen Erfolgsserie und jetzt vier Zählern Vorsprung an der Spitze immer mehr in den Fokus – und zwangsläufig in die Favoritenrolle rückt – lässt den Trainer kalt. „Wie die Konkurrenz unsere Position einstuft, ist deren Sache. Wir wurden auch schon vor der Saison zu den Favoriten gezählt, ich denke, für uns hat sich nichts geändert.“

Ganz so ist es freilich nicht. Schalding hat sich mittlerweile in die Rolle des Gejagten gesiegt, die Gegner werden noch intensiver versuchen, diesen SVS zu knacken. Dachau probierte es am Samstag mit einer extrem defensiven Ausrichtung, vor einer Fünferkette postierte der Gast eine eng gestaffelte Viererreihe, dazu führten die Oberbayern bissige Zweikämpfe. Der etwas verdutzte Tabellenführer schafft es zunächst nicht, den TSV-Riegel zu knacken. „Wir mussten auf die Ausrichtung der Dachauer reagieren, haben taktisch umgestellt“, analysierte Köck. Es habe aber etwas gedauert, bis diese Maßnahme fruchtete. „Die erste Halbzeit war nicht gut“, sagte Köck. Zu wenig Bewegung, zu schlampiges Passspiel, kaum Torgefahr. Der Gast hätte sogar führen können, doch Marcel Kosuch knallte den Ball an den Pfosten (4.).

Wesentlich agiler und spielfreudiger präsentierte sich Schalding vor 453 Zuschauern nach der Pause. Das lag freilich auch daran, dass Markus Gallmaier den Gastgeber unmittelbar nach Wiederanpfiff per Kopf in Führung brachte – es war schon der 13. Saisontreffer des Torjägers. Dachau lockerte nun etwas seine Deckung, Schalding zog sein Spiel in die Breite – und schlug eiskalt zu. Jonas Roßdorfer ging bei einem Abpraller volles Risiko, jagte den Ball per Dropkick aus 20 Metern ins Netz – Traumtor (59.)! Zehn Minuten später machte der eingewechselte Patrick Drofa dann den Deckel drauf, als er einen schönen Steckpass von Daniel Zillner humorlos ins lange Eck zimmerte (68.).

„Das war schon stark, wie wir dann gespielt haben“, lobte Köck die Leistung in den zweiten 45 Minuten. Die überraschende Landsberg-Pleite machte den Samstag perfekt. Ob man das nicht wenigstens ein bisschen genießen könne? „Natürlich dürfen die Jungs feiern, sie sollen sogar feiern, aber nicht weil ein Konkurrent verloren hat oder wir eine wertlose Herbstmeisterschaft eingefahren haben“, sagte Köck und fügte an: „Wir feiern den Sieg in einem Bayernligaspiel. Jeder bei uns weiß mittlerweile, wie hart es ist, ein solches zu gewinnen.“

Mithelfen bei weiteren Siegen soll künftig auch Mladen Zgonjanin, der am Samstag erstmals im SVS-Kader stand. Der 27-Jährige wurde bereits in der Winterpause der Regionalliga-Abstiegssaison verpflichtet, fiel jedoch wegen einer Kreuzband-OP sieben Monate aus. Nun freut man sich im SVS-Lager, dass Zgonjanin wieder einsatzfähig ist.

In seiner Heimat Bosnien-Herzegowina bzw. in Serbien spielte der 1,91 cm große Innenverteidiger u.a. in der zweiten Liga. Der Ex-Profi wohnt und arbeitet in Schönberg (Landktreis Freyung-Grafenau) und habe seine Klasse im Training bereits gezeigt. Mehr könne man aber noch nicht sagen, so Coach Köck. „Jetzt müssen wir erstmal sehen, wie sein Knie die Belastung verträgt.“

In der Vorwoche hatte Zgonjanin erstmals für die Schaldinger Zweite auf dem Platz gestanden. Vor seinem Wechsel nach Niederbayern trug das Abwehr-Ass das Trikot von Sloboda Novi Grad, spielte dort in der Prva Liga RS (2. Liga) und war Leistungsträger. Kurios: Obwohl Zgonjanin bereits im Bayerwald wohnte, machte er sich jedes Wochenende auf die rund 620 Kilometer langer Reise in die Heimat, um dort die Fußballschuhe zu schnüren. Nun hat es der Linksfuß nicht mehr ganz so weit. Von Schönberg an den Reuthinger Weg sind es gerade einmal knapp 40 Kilometer.