Doch, es gab am Samstagnachmittag schon einen großen Verlierer beim FC Pipinsried – nämlich das Spielfeld in der Küchelstadel-Arena. Denn je länger das Heimmatch gegen den TSV Nördlingen dauerte, umso mehr verwandelte es sich in eine morastige Hügellandschaft. Dass hier in knapp zwei Wochen, dann gegen den 1. FC Sonthofen, erneut um Bayernligapunkte gekickt werden soll: Es scheint, zumindest Stand jetzt, nahezu ausgeschlossen zu sein.
Oder, ein bisschen anders ausgedrückt: Es spricht einiges dafür, dass die samstägigen 90 Minuten gegen die Gäste aus dem Landkreis Donau-Ries bereits der letzte Heimauftritt der FCP-Kicker vor der Winterpause gewesen sind. Und es war einer, der zumindest den Pipinsrieder Anhängern unter den offiziell 338 Zuschauern richtig viel Spaß machte – denn am Ende gab es einen 4:1 (2:1)-Erfolg ihrer Lieblinge zu feiern.
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus der Partie gegen den TSV Nördlingen: Die FCP-Truppe kann mittlerweile nicht nur Fußball spielen, sondern auch „Fußball arbeiten“. Oder, wie es Cheftrainer Sepp Steinberger zufrieden ausdrückt: „Unsere Mannschaft hat inzwischen gelernt, auch dreckige Spiele anzunehmen und sie zu gewinnen. Denn dass es bei den momentanen Bodenverhältnissen nicht möglich sein wird, Fußball zu zelebrieren, das hatten wir bereits vor dem Anpfiff gewusst.“
Also rackern statt spielerisch brillieren, immer wieder von Neuem anlaufen statt mit schmucken Kombinationen glänzen: Niemand aus dem FCP-Team war sich hierfür am Samstag zu schade. Oder, wie es Co-Spielertrainer Ludwig Räuber formuliert: „Wir haben’s diesmal erwachsen und solide runtergespult – was ja normalerweise nicht unsere größte Stärke ist.“ Und lächelnd fügt er hinzu: „Wir sind ja eher ,Zocker‘, wollen eher Fußball spielen.“
Hin und wieder taten sie gegen einen wie erwartet sehr tief stehenden TSV Nördlingen auch das. Wie etwa beim 1:0 in der 22. Minute, als Michael Bachhuber nach einem zu kurz ausgefallenen Abschlag von Gästekeeper Florian Rauh die Ruhe behielt und den noch besser postierten Nico Karger bediente. Der Rest war für den einstigen Drittliga-Goalgetter des TSV 1860 München nur mehr Formsache. Auch der zweite Treffer der Hausherren: künstlerisch durchaus wertvoll. Diesmal war’s ein schneller Konter über Fabian Benko und Bachhuber, der zum Erfolg führte – wobei sich letztlich Valdrin Konjuhi als Torschütze feiern lassen durfte (29.).
Aber ein Pipinsrieder Bayernligaspiel komplett ohne Zittern, ohne Bangen? Nein, das ging auch diesmal nicht. So vergingen nach dem eigentlich beruhigenden 2:0 keine 120 Sekunden, bis Stefan Ilic im eigenen Strafraum Mirko Puscher zu Fall brachte – und den fälligen Foulelfmeter verwandelte Alexander Schröter kaltschnäuzig zum Nördlinger Anschlusstreffer (31.).
Nein, die Hausherren blieben am Samstag beileibe nicht fehlerlos – und nicht jeder Schnitzer war auf den immer schlechter werdenden Untergrund zu schieben. So vernachlässigten sie bei einem eigenen Eckstoß in der 49. Minute komplett die Absicherung, liefen folgerichtig in einen schnellen Gästekonter. Kapitän Benedikt Lobenhofer konnte zwar im Verbund mit Keeper Maximilian Retzer noch auf den letzten Drücker gegen Simon Gruber klären – aber diese Szene kurz nach dem Seitenwechsel diente sehr wohl als unmissverständliche Warnung, dass der anvisierte Heimsieg noch lange nicht in trockenen Tüchern ist.
Eine Warnung, die sich das FCP-Team zu Herzen nahm. Und in der 65. Minute durfte sie sich zudem wieder einmal auf die individuelle Klasse eines Nico Karger verlassen: Wie er da nämlich einen 25-Meter-Freistoß zentimetergenau zum 3:1 in den linken Winkel zirkelte, allein schon das war das Eintrittsgeld wert.
So ganz nebenbei stellte dieser Treffer schon den vierzehnten des 31-Jährigen in der laufenden Saison dar, womit er die Torschützenliste der Bayernliga Süd weiterhin alleine anführt. Aber Karger kann nicht nur eiskalt vollenden, sondern auch uneigennützig vorlegen. Wie etwa am Samstag in der 75. Minute zu sehen, als er beinahe die halbe TSV-Abwehr narrte und dann klug auf Konjuhi querlegte, der die Kugel nur noch zum 4:1 in den leeren Kasten zu schieben brauchte. Für den 22-Jährigen, der erst seit Ende August beim FCP unter Vertrag steht, war das auch schon sein sechstes Saisontor. „Natürlich freut mich das. Aber das Wichtigste ist, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind“, so Konjuhi bescheiden: „Das war diesmal wieder der Fall, wir zeigten einen tollen Kampfgeist – und folgerichtig sind aktuell alle bei uns glücklich.“
Am kommenden Samstag müssen die Pipinsrieder – falls es die dortigen Platzverhältnisse erlauben – beim SV Schalding-Heining ran. „Wenn wir bei jenem so auftreten wie jetzt gegen den TSV Nördlingen, dann wird er der Nächste sein, der es gegen uns enorm schwer hat“, gibt sich Konjuhi vor dem Duell mit dem Tabellenzweiten sehr kämpferisch.
Sollten die Pipinsrieder tatsächlich auch vor den Toren Passaus gewinnen, würden sie im Tableau der Bayernliga Süd bis auf zwei Punkte an den SV Schalding-Heining heranrücken. Aber halt, auf das Zwischenklassement wird beim FCP ja weiterhin nicht geschaut – oder, Sepp Steinberger? „Die Tabelle ist momentan wirklich nicht wichtig“, so der 51-Jährige: „Nichtsdestotrotz haben wir gegen die Schaldinger noch etwas gutzumachen.“ Tatsächlich hatte es im Hinspiel eine Pipinsrieder 0:1-Niederlage gegeben. Und zweimal in einer Saison gegen den gleichen Kontrahenten zu verlieren, das mag (nicht nur) Steinberger überhaupt nicht.
SZ