Derbykracher in der Bayernliga
Vierter gegen Erster: FC Ingolstadt II und VfB Eichstätt spielen auf Kunstrasen um Tabellenführung

07.11.2024 | Stand 08.11.2024, 12:21 Uhr |
Julian Meier

Heißes Duell: Ingolstadts Emre Gül (rechts) – Torschütze im Hinspiel – und der Eichstätter Goalgetter Lucas Schraufstetter treffen am Samstag vermutlich erneut aufeinander. Foto: Traub

Die formstärkste Mannschaft der Fußball-Bayernliga Nord trifft auf den Spitzenreiter: Wenn der FC Ingolstadt II an diesem Samstag (14 Uhr, auf den Kunstrasenplatz am Audi-Sportpark verlegt) den VfB Eichstätt empfängt, ist Spektakel eigentlich garantiert. Das Hinspiel gewannen die Domstädter daheim mit 4:2 (3:1). Können die Jungschanzer nun den Spieß umdrehen? Hier der Team-Check vor dem Derby:

AKTUELLE FORM

FC Ingolstadt II: Der FC Ingolstadt II ist in einer beeindruckenden Verfassung. Seit neun Partien sind die Jungschanzer ungeschlagen, acht dieser neun Spiele haben sie gewonnen. Solch einen Lauf hat sonst kein anderes Team. Mit ihrer Serie haben die Ingolstädter den Rückstand auf Rang eins von zwischenzeitlich elf Zählern auf nur noch einen mickrigen Punkt verkürzt. Und dass der FCI Spitzenspiele kann, hat er zuletzt gegen den ATSV Erlangen bewiesen: Gegen den damaligen Tabellenführer gewannen die Schanzer mit 3:1 – und beendeten dessen Serie von elf ungeschlagenen Spielen.
VfB Eichstätt: Auch beim VfB Eichstätt stimmt die Form – klar, sonst wäre er ja nicht Tabellenführer. Nur eine Niederlage musste der VfB in den zurückliegenden elf Spielen einstecken. Allerdings gab es neben sechs Siegen auch vier Unentschieden – darunter etwa die enttäuschende Nullnummer vor zwei Wochen gegen Aufsteiger Weiden. Der VfB hat es deshalb bislang verpasst, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Beinahe jedes Mal, wenn Konkurrent Erlangen patzte, ließen auch die Domstädter Punkte liegen. Damit bleibt es eng ganz oben.

DEFENSIVE

FC Ingolstadt II: Ein Prunkstück war die Defensive lange Zeit nicht bei den Schanzern: 21 Gegentreffer nach den ersten zehn Spielen waren sicher zu viel des Guten. Coach Patrick Schönfeld legte fortan einen größeren Fokus auf defensive Stabilität – und hatte damit Erfolg. Doch auch wenn die große Gegentorflut vorerst abgestellt wurde, ist die Abwehr weiterhin ein Thema: Nur einmal blieb der FCI in den vergangenen sechs Spielen ohne Gegentreffer. Immerhin kann sich Schönfeld auf seine Schlussmänner verlassen: Sowohl Maurice Dehler als auch Enrique Bösl sind große Talente und kämpfen um Einsatzminuten.
VfB Eichstätt: Über die bisherigen Torwartleistungen kann sich auch der VfB nicht beschweren: Felix Junghan blieb nach seiner Rückkehr im Sommer bereits fünfmal ohne Gegentreffer, sein Ersatzmann Nikolai Sauernheimer einmal. Insgesamt mussten die VfB-Keeper erst 21-mal hinter sich greifen – der drittbeste Wert in der Liga. Das ist umso erstaunlicher, weil sich die Abwehr um Linksverteidiger und Dauerbrenner Florian Lamprecht mit den Neuzugängen Bastian Bösl (17 Einsätze), Arif Ekin (14) und Luca Ruiu (7) erst finden und einspielen musste. Inzwischen scheinen die Domstädter in der Defensive aber gefestigt.

OFFENSIVE

FC Ingolstadt II: Ein Prunkstück war und ist die Offensive der Schanzer: Schon 37 Tore stehen für die U 21 zu Buche, also knapp zwei Treffer pro Spiel. Egal ob Jason Osei Tutu (7 Treffer), Micah Ham (6), Johann Chirinos oder Aurel Kuqanaj (jeweils 4) – im Prinzip ist jeder Offensivspieler immer für einen Treffer gut. Das macht die Ingolstädter auch nur schwer ausrechenbar. Zuletzt haderte Coach Schönfeld allerdings mit der Anzahl der herausgespielten Torchancen. Und gegen Eichstätt dürfte es in diesem Punkt nicht gerade leicht werden.
VfB Eichstätt: Im Sturm macht sich beim VfB die Rückkehr des letztjährigen Bayernliga-Torschützenkönigs Lucas Schraufstetter bemerkbar, der verletzungsbedingt acht Wochen außer Gefecht gesetzt war. Der 29-jährige Mittelfeldspieler, der in der Saison 2012/13 für die Schanzer U 19-Junioren auflief, traf seit seinem Comeback in fünf Spielen schon wieder dreimal und lieferte eine Vorlage. Mit insgesamt 39 Toren stellt der VfB nach Fortuna Regensburg (49) die zweitbeste Sturmreihe der Liga.

LAGE VOR DEM DERBY

FC Ingolstadt II: An Selbstvertrauen mangelt es den Schanzern derzeit nicht. Wenn den FCI etwas stoppen kann, dann sind es wohl die Personalsorgen: Weil bei den Profis derzeit viele Akteure ausfallen, rücken U 21-Spieler nach – und fehlen damit in der Bayernliga. Vom regulären Kader fallen nur Henrik Daut, Florian Pollack und Johannes Birkl verletzt aus. Coach Schönfeld will das allerdings nicht als Ausrede gelten lassen – auch nicht, wenn es gegen den Tabellenführer geht, gegen den die Ingolstädter das Hinspiel mit 2:4 verloren haben: „Wir wissen, dass wir gegen eine der besten, wenn nicht sogar die beste Mannschaft der Liga spielen. Deswegen erwarten wir ein schweres Spiel, aber wollen natürlich trotzdem gewinnen.“
VfB Eichstätt: Solch akute Probleme wie der FCI hat Eichstätt nicht. Beim VfB sind es eher dauerhafte Sorgen mit einigen Langzeitverletzten, die vor der Winterpause auch nicht mehr zurückkehren werden – darunter Jonas Perconti, Elias Herger und Johannis Zimmermann. Von seinem spielfähigen Personal will Trainer Rühl „Derbymentalität“ sehen. Selbstbewusstsein hat der Tabellenführer – und so schickt der Coach auch gleich mal eine Spitze in Richtung Ingolstadt: „Uns ist bewusst, dass Ingolstadt einen Tick mehr unter Zugzwang steht als wir. Wir sind einen Punkt vor ihnen und haben den direkten Vergleich auf unserer Seite. Da wird von Ingolstadt was kommen müssen, um das zu egalisieren.“

DK