Weihnachtswunsch: Hauptsponsor
VfB Eichstätt sucht Nachfolger für Liqui Moly – Regionalliga-Planungen bedroht?

01.12.2024 | Stand 02.12.2024, 8:37 Uhr |

Im Rennen um die Tabellenspitze der Bayernliga Nord ist der VfB Eichstätt um Pascal Schittler (links) mittendrin. Ohne neuen Hauptsponsor könnte sich der Traum vom Aufstieg aber bald aus finanziellen Gründen erledigt haben. Zum Jahresende endet jedenfalls der Vertrag mit Liqui Moly, dem bisherigen Trikotsponsor und Namensgeber des Eichstätter Stadions. Fotos: Traub

Die Spieler des VfB Eichstätt hatten am Wochenende aufgrund der witterungsbedingten Absage frei. Die Verantwortlichen arbeiten derweil auf Hochtouren. Denn das wichtigste Saisonziel für die Rückrunde in der Bayernliga Nord sind nicht etwa Tore, Siege oder die Tabellenspitze – im Gegenteil: Die sportliche Entwicklung könnte ein Stück weit bedeutungslos werden, wenn es nicht gelingt, jene andere wichtige Aufgabe zu lösen: die Suche nach einem neuen Hauptsponsor.

Wenn Marco Schiebel dieser Tage einen Weihnachtswunschzettel schreiben würde, stünde wohl ein Wunsch ganz oben: ein neuer Hauptsponsor für den VfB Eichstätt. Rein sportlich sind die Grünweißen ohnehin voll im Rennen um die Tabellenspitze. Ist der Regionalliga-Aufstieg dennoch bald quasi abgehakt? Ganz so arg ist es natürlich noch nicht. Aber der Fußball-Bayernligist und Schiebel als Sportvorstand suchen weiter dringend einen neuen Hauptsponsor. Der bisherige Kontrakt mit Liqui Moly läuft zum Jahresende aus. Wird kein adäquater Ersatz gefunden, dann würde ein substanzieller Teil des Budgets fehlen – und damit wohl auch die Planungsgrundlage für die Regionalliga Bayern.

„Mittlere fünfstellige Summe“ droht zu fehlen



Seit Monaten hängt dieses Damoklesschwert über dem Verein und hat viele positive Entwicklungen ein wenig überschattet: Schon länger war klar, dass der Vertrag mit dem Schmierstoffhersteller, der den VfB in den vergangenen Jahren als zentraler Trikotsponsor und Namensgeber für das Stadion gefördert hatte, enden würde. Ohne Ersatz würde dem ehemaligen Regionalligisten, der dort finanziell schon immer kleinere Brötchen backen musste als andere Vereine, eine „mittlere fünfstellige Summe“ jährlich fehlen, bestätigt Schiebel. Für die Regionalliga war das ohnehin schon sehr wenig – auch wenn der Verein natürlich weitere Sponsoren und Einnahmen hat. Da gebe es andere Clubs, die mit Etats an oder jenseits der Millionengrenze agieren – von den Zweitvertretungen der Bundesligisten wie dem FC Bayern München II, die ohnehin unter Profibedingungen agieren, ganz zu schweigen. Selbst manche kleineren Vereine weiter unten in der Tabelle hätten meist Hauptsponsoren, die alleine deutlich sechsstellige Summen in die Vereine und Mannschaften investierten.

Auswirkungen nicht nur auf Bayernliga-Team



Der VfB dagegen sei in der Regionalliga „sicher der Verein mit dem geringsten Etat“ gewesen und nun auch in der Bayernliga nicht gerade ein Krösus, so Schiebel. Daher ist die Lücke, die der fehlende Hauptsponsor nicht nur auf dem Trikot hinterlässt, groß. Dabei gehe es letztlich nicht nur um die erste Mannschaft als Aushängeschild, sondern etwa auch um den Jugendbereich, der zu einem echten Aushängeschild geworden sei und enormen Zulauf habe, so Dominik Schmidramsl, der im Vorstand auch für den Bereich Jugend zuständig ist. In manchen Altersklassen habe man drei Jugendteams. Letztlich müsse man auch hier Abstriche machen, wenn der wichtige Beitrag eines Hauptsponsors fehle.

Trotz guter Gespräche keine Einigung



Interessenten gab es durchaus. Trotz intensiver Bemühungen und zahlreicher Gespräche in den vergangenen Wochen und Monaten haben allerdings auch die bis dato letzten, lange hoffnungsvollen Verhandlungen mit einem großen Handwerksunternehmen in der Region am Ende nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. „Es ist sehr schade, dass es nicht geklappt hat. Wir hatten wirklich gute Gespräche und positive Signale. Aber die wirtschaftliche Situation macht es vielen Unternehmen offenbar gerade nicht unbedingt leichter, Geld für teils ideelle Zwecke auszugeben“, klagt Schiebel. Dabei habe man durchaus mehrere kleinere neue Sponsoren für sich gewinnen können, die den Verein in vielerlei Hinsicht unterstützen – aber eben nicht den einen großen Hauptwerbepartner.

„Wenn irgendjemand eine Idee hat oder selbst bereit wäre, in ein sympathisches, ehrliches und erfolgreiches Fußballprojekt zu investieren, das Woche für Woche in der Region von vielen Fans und Sportinteressierten in ganz Bayern verfolgt wird, ist er herzlich willkommen“, sagt Marco Schiebel mit einem Augenzwinkern. Er kann also noch lachen. Warum auch nicht? Beim VfB ist man schließlich seit vielen Jahren gewohnt, aus wenig viel machen zu müssen. „Und das ist uns immer wieder gut gelungen“, so Schiebel. „Aber es gibt Grenzen. Zaubern können wir auch nicht – jedenfalls nicht außerhalb des Platzes“, scherzt er – allerdings mit einigen Sorgenfalten auf der Stirn. „Die Regionalliga wäre ohne Hauptsponsor wohl nicht mehr darstellbar“, stellt er klar.

Bis April soll eine Lösung her



Auch in den Jahren, in denen man dort selbst erfolgreich spielte, hatte man in Eichstätt schon Probleme, den teuren Spielbetrieb und die strengen Anforderungen für das bayerische Fußballoberhaus zu erfüllen: ein neues Flutlicht etwa und andere Vorgaben wie ein höherer Zaun, der die Auflagen und Sicherheitsbestimmungen der Regionalliga erfülle. Selbst in der Bayernliga aber hätte der Wegfall eines Hauptsponsors gravierende Einschnitte zur Folge, wie auch der erst vor wenigen Wochen neu eingestiegene sportliche Leiter Tobias Grimm feststellt, der mit Schiebel und Abteilungsleiter Hans Benz den Kader plant – auch wenn man sich aktuell auf gutem Weg sieht. Mit Führungsspielern wie Torhüter Felix Junghan, Mittelfeldmotor Lucas Schraufstetter und Offensivspieler Pascal Schittler habe man für ein weiteres Jahr Vertrag. Auch mit anderen Spielern sowie potenziellen Neuzugängen habe man bereits gute Gespräche geführt. Und natürlich will man sich in der fußballfreien Zeit auch mit dem Trainerteam zusammensetzen, die nach dem Spitzenspiel beim Aufstiegskonkurrenten SC Eltersdorf am kommenden Wochenende beginnen wird – ein wichtiges Duell im Hinblick auf einen möglichen Regionalliga-Aufstieg.

VfB will die kommenden Wochen nutzen



Noch wichtiger wäre allerdings ein Erfolg abseits des Platzes: bei der Sponsorensuche. „Aber wir sind optimistisch, dass wir bis April noch einen neuen Partner finden“, betont Schiebel. Bis dahin müsste man für den Fall der sportlichen Qualifikation den Antrag für die Regionalliga stellen. In Hektik will man beim VfB also nicht verfallen, sondern die Zeit bis dahin nicht nur für die weitere Kaderplanung nutzen, sondern sich auch noch einmal auf die Suche nach einem größeren Unterstützer machen, der die Lücke füllen könnte – einer Art „Regionalligaretter“ also? Auch sportlich bleibt es weiter spannend, hier sehe es aktuell aber gut aus, so Schiebel. „Den Spielern den Aufstieg verwehren zu müssen, weil es am Trikotsponsor scheitert, das wäre schon sehr hart.“

EK