Von Julian Meier
Ingolstadt – Eigentlich hatte Thomas Rausch schon erreicht, wovon so viele junge Fußballspieler träumen: Nach seinem Debüt im Mai 2022 war er zwei Jahre lang fester Bestandteil der Profimannschaft des FC Ingolstadt. Doch in diesem Sommer ging es nicht mehr weiter für den 24-Jährigen. Rausch wurde in die U 21 zurückversetzt – und fährt mit den Jungschanzern nun als Kapitän Sieg um Sieg ein.
„Wenn wir im Training immer alles reinhauen und das umsetzen, was der Trainer uns sagt und das auch ins Spiel übertragen, dann gewinnen wir die Partien“, erklärt Rausch die Serie von mittlerweile sechs Siegen am Stück in der Bayernliga Nord. Diese Einstellung hatte den gebürtigen Kollbacher (Landkreis Dachau) bis in die 2. Bundesliga geführt. Am letzten Spieltag der verkorksten Abstiegssaison 2021/22 wurde Rausch in der 69. Minute eingewechselt und feierte damit sein Profidebüt.
Die folgende Spielzeit in der 3. Liga begann zunächst ebenfalls vielversprechend, Trainer Rüdiger Rehm brachte den jungen Rechtsverteidiger in fünf der ersten sieben Saisonspiele von der Bank. Doch die Geschichte von Rauschs Zeit im Profifußball ist eben auch eine, die von Verletzungen geprägt ist. Eine Schambeinentzündung setzte ihn damals fast die komplette Hinrunde außer Gefecht, und kaum hatte er sich zurückgekämpft, folgte eine Oberschenkelverletzung – Saison beendet. Die vergangene Spielzeit verlief nicht recht viel besser: Bei seinem ersten Startelfeinsatz im Oktober 2023 zog sich Rausch nach nur neun Minuten einen Innenbandriss im Knie zu. Es sollte sein vorerst letzter Profieinsatz gewesen sein.
Dass die Verantwortlichen beim FCI im Sommer entschieden, nicht mehr mit ihm im Profikader zu planen, nahm Rausch dennoch professionell. „Für mich war klar: Egal, was kommt, ich lasse mich jetzt nicht gehen und gebe weiter alles.“ Mit Patrick Schönfeld führte er ein längeres Gespräch. Darin versicherte Rausch dem U21-Coach, dass „er sich auf jeden Fall auf mich verlassen kann.“ Alternativen zum FCI hätte es durchaus gegeben, aber Rausch entschied sich bewusst dafür, zu bleiben: „Ich bin hier einfach zuhause. Meine Frau kommt aus Ingolstadt und es ist auch nicht weit zu meinen Eltern. Ich ziehe das Jahr hier definitiv durch, und wie es dann im Sommer weitergeht, das wird man sehen.“
Als ältester und erfahrenster Spieler in einem extrem jungen Kader fungiert Rausch nun als Bindeglied. Von der Mannschaft wurde er zudem zum Spielführer gewählt. Als solcher geht er voraus und trägt seinen Teil dazu bei, dass die Schanzer derzeit auf einer Erfolgswelle schwimmen: Vor dem letzten Hinrundenspieltag an diesem Samstag (17.30 Uhr) gegen den ASV Cham belegen die Schanzer Rang vier mit nur einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Eichstätt.
Anfang September hatte das noch anders ausgesehen. Damals waren die Ingolstädter dreimal in Folge sieglos geblieben, die 0:5-Klatsche in Kornburg stellte den unrühmlichen Tiefpunkt dar. „Wir sind eigentlich relativ gut gestartet, haben dann aber den Fehler gemacht, dass wir uns darauf ausgeruht und gemeint haben, dass es von allein läuft. Dem ist einfach nicht so“, erklärt Rausch. Seit dem Kornburg-Spiel hat der FCI nun aber alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. „Es ist ganz wichtig, dass wir aus der Vergangenheit lernen und in jedem Spiel immer alles geben, damit wir als Sieger vom Platz gehen“, fordert der Kapitän.
Gegen den ASV Cham hat Rausch bislang noch nie gewonnen. In der vergangenen Spielzeit gab es zwei Remis (0:0 und 2:2), diesmal soll ein Sieg her. Mit an Bord ist auch wieder Massimo Agostinelli, der von der U 21-Nationalmannschaft Luxemburgs zurückgekehrt ist. Klappt es mit einem Sieg, könnte der FCI im besten Fall sogar auf Platz eins springen. Es wäre jedenfalls der Traum von Rausch und seinen Teamkollegen, dass sie auch am Ende der Saison ganz oben landen. Und dann führt sein Weg zurück in den Profifußball? Rausch wiegelt schnell ab: „Mein ganz großes Ziel ist erstmal, gesund zu bleiben und wieder Spaß am Fußball zu haben. Wo das letztendlich ist oder wie das noch ausgeht, ist für mich erstmal zweitrangig.“
DK