„Ziel war immer der Wiederaufstieg“
Hankofen-Coach Beck im Interview: Über die Saison, Personal und seinen Fokus auf die Trainerkarriere

25.05.2024 | Stand 25.05.2024, 16:14 Uhr |
Michael Seidl

Gefragter Mann: Mit 29 Jahren kann Tobias Beck schon seinen zweiten Traineraufstieg in die Regionalliga feiern. − Foto: Paul Hofer

Die Spvgg Hankofen kehrt nur ein Jahr nach dem Abstieg als Meister der Bayernliga Nord in die Regionalliga zurück. Großen Anteil am Titel hat der junge Spielertrainer Tobias Beck. Im Interview erklärt der 29-Jährige den Erfolg der „Dorfbuam“ und spricht über die Pläne für die neue Spielzeit.

Herr Beck, wie emotional war die Meisterschaft? Für Sie und einige Spieler war es ja bereits der zweite Aufstieg, für Sie persönlich allerdings der erste als alleinverantwortlicher Coach.
Tobias Beck: Es war tränenreich, wir hatten ein besonderes Jahr. Zunächst sorgte natürlich die Trennung von Heribert Ketterl für viele Schlagzeilen, viele Außenstehende kritisierten den neuen Weg. Auch sportlich lief es in der Bayernliga Nord zunächst holprig, es wird eine andere Art des Fußballs gespielt. Gleichzeitig stiegen auch die Erwartungen an uns. Für mich persönlich kam die Mehrbelastung durch den A-Lizenz-Lehrgang hinzu, durch den ich wichtige Partien wie gegen den VfB Eichstätt verpasste. Aber nach dem Abpfiff in Coburg hieß das für mich: Mit 29 und vier Jahren Trainererfahrung waren wir nun zum zweiten Mal Meister in der Bayernliga. Deshalb überkam es mich in diesem Moment einfach, auch weil ich nach Hankofen nicht nur komme, um Fußball zu spielen. Es ist mein Verein und der meiner Familie.

„Besseren sportlichen Leiter kann man sich nicht malen“



Sie tragen in Hankofen die Verantwortung nicht allein. Wie würden Sie die Rolle Ihres Trainerteams beschreiben?
Beck: Da ich auch als Spieler agiere, befinden wir uns natürlich in einer besonderen Situation. Deshalb hat Daniel Färber an der Linie auch das Sagen. Dabei war unsere Zusammenarbeit gar nicht geplant, vielmehr wollte er zunächst nur bei mir hospitieren. Wir planen zusammen die Einheiten, denn Daniel hat ein enormes Talent, die Übungen auf die zuvor festgelegten Trainingsinhalte auszurichten. Maximilian Fellinger hat als ehemaliger Mitspieler und guter Freund von mir die besondere Gabe, positive Energie zu versprühen. Seine Aufgabe ist die Gegnervorbereitung mittels Videoanalyse. Seit einigen Wochen unterstützt uns auch unser ehemaliger Keeper Adrian Serowiec bei der Spieltagsanalyse. Diese datengestützte und analytische Arbeit wollen wir weiter vertiefen, die Wahrheit liegt aber immer noch auf dem Platz. Torwarttrainer Markus Mitterreiter hat großen Anteil an der Entwicklung von Sebastian Maier und auch unsere Physiotherapeuten Ivana Gsottberger und Sebastian Nierer sowie unser Betreuer Markus Mayer sind nicht zu unterschätzen. Zuletzt will ich auch noch unseren sportlichen Leiter Richard Maierhofer nennen, der kein Training verpasst und ständig ansprechbar ist. Einen besseren sportlichen Leiter könnte man sich wohl nicht malen. Für dieses Team bin ich unglaublich dankbar.

Wird sich das Trainerteam angesichts der wachsenden Aufgaben in der Regionalliga auch weiterhin vergrößern?
Beck: Wir haben in dieser Saison einen Prozess durchlaufen und sind nun sehr fortgeschritten aufgestellt. Die Last ist auf viele Schultern verteilt. Womöglich holen wir uns noch irgendwann Expertise im Bereich Athletik hinzu, aber wir müssen aufpassen, was wirklich notwendig ist und was nur Zuckerl wären. Darüber hinaus werde ich mich in naher Zukunft auch auf die Trainerschiene konzentrieren und so noch einen weiteren Bankplatz besetzen.

Die Erfolge, die Sie als Coach der Spvgg Hankofen feiern, wecken sicher auch Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen, oder?
Beck: Als Spielertrainer bin ich aktuell wohl noch nicht so interessant, meine Erfolge kann mir aber niemand mehr streitig machen. Hankofen hat mir diese Chance gegeben und die Mannschaft hat mir 2021 den Einstieg auch leicht gemacht. Aber natürlich: Ich habe nun meine A-Lizenz und von der möchte ich auch irgendwann profitieren. Das gute Feedback des Lehrgangsleiters hat mich dahingehend auch zusätzlich bestärkt. Ich bin ehrgeizig, möchte nichts ausschließen, aber definitiv auch keinen Weg vorzeichnen. Auf jeden Fall muss und will ich weiter Erfahrungen sammeln.

Wenden wir uns der Mannschaft zu: War der Aufstieg für Sie zu Saisonbeginn wirklich realistisch?
Beck: Offiziell habe ich mich nie mit dem Aufstieg befasst, ehrlicherweise war er aber mein Ziel und ich wusste auch, dass die Mannschaft das draufhat. Das Team gibt sich nie auf, wir haben besondere Charaktere, die ineinandergreifen. Intern war das Ziel der Wiederaufstieg, auch weil die Spieler selbst unbedingt in die Regionalliga zurückkehren wollten.

Einige Spieler nennen als entscheidenden Faktor in dieser Saison die qualitative Breite des Kaders. Stimmen Sie zu?
Beck: Ja. Das hat allerdings nicht nur Auswirkungen auf den Spieltag, sondern sorgt für ein enormes Trainingsniveau. In den Partien kann man dann die Qualität nach 60 Minuten Vollgas mit fünf Wechseln sogar nochmal anheben, das ist ein wahnsinniges Plus. Die Stammspieler spüren darüber hinaus immer den Druck und geben weiter Gas. Bestes Beispiel dafür war für mich in dieser Saison Valentin Harlander: Er kam aus der Bezirksliga, hat in der Jugend immer nur ehrlichen Dorffußball gespielt und schießt ohne Stammplatz in seiner Debütsaison trotzdem sechs Tore und lebt für Hankofen. Da geht einem als Trainer das Herz auf.

Nun verändert sich die Mannschaft zur nächsten Saison aber auch, wenngleich der Kern des Teams erneut bestehen bleibt. Wie ordnen Sie die Abgänge ein?
Beck: Sie schmerzen uns menschlich und sportlich. Einen Typen wie Florian Sommersberger zu finden, wird brutal schwer. Er hat seine Qualitäten in der Rückrunde nochmal unter Beweis gestellt und geht sicher auch als Spielertrainer beim FSV Landau seinen Weg. Timo Sokol ist in Hankofen als Typ gewachsen, möchte nun aber etwas Neues ausprobieren und erhält dafür eine besondere Chance. Dass Jonas Blümel, der als Talent zu uns kam, nun zum Regionalliga-Vizemeister nach Vilzing geht, ist eine Auszeichnung für unsere Arbeit. Bei Benedikt Gänger und Tobias Lermer wünsche ich mir indes sehr, dass sich eine gute Lösung für einen Verbleib finden wird.

Neuzugänge: „Wir werden nichts Verrücktes machen“



Auch einige Neuzugänge stehen bereits fest. Nach dem Aufstieg drängt sich nun aber die Frage auf, inwiefern personell nochmal nachgelegt wird?
Beck: Wir werden nichts Verrücktes machen, aber ja, wir haben uns zwei bis drei Kaderplätze aufgehoben. Unser Weg geht weiter über junge, talentierte Spieler aus der Region, natürlich gerne auch mit Bayernliga- oder Regionalliga-Erfahrung. Dass wir noch einen Innenverteidiger und einen Außenbahnspieler suchen, ist kein Geheimnis, ich habe dabei vollstes Vertrauen in Richard Maierhofer. Am wichtigsten ist mir: Spieler in Hankofen zu haben, die hier gerne spielen und alles für den Verein und die Mannschaft geben.

Im Gegensatz zur Saison 2022/23 hat sich die Regionalliga verändert. Weniger Profi-Clubs beherrschen das Bild, nicht mehr 20, sondern 18 Mannschaft treten an. Gibt Ihnen das eine positive Grundstimmung für die Mission Klassenerhalt?
Beck: Wir werden einen langen Atem brauchen, auch wenn die Liga anders ist als vor zwei Jahren. Unsere Erfahrungen, aber auch der Fakt, dass drei Aufsteiger in dieser Spielzeit die letzten vier Plätze belegt haben, zeigt, dass es ein harter Kampf ist. Das Ziel der Mannschaft ist klar: Wir wollen uns beweisen, dass wir die Regionalliga halten können. Das Gefälle zwischen uns als Dorfverein und den Profi-Reserven wollen wir mit unseren Tugenden ausgleichen.

Regionalliga-Verzichte: „Gibt mir zu denken“



Das Thema Nummer eins im Bayerischen Amateurfußball waren zuletzt die vielen Rückzüge in der Bayernliga Süd, gleich mehrere Teams haben freiwillig auf den Aufstieg verzichtet – weil Verbandsauflagen für die Regionalliga nur schwer umsetzbar waren. Wie beobachten Sie diese Situation, ist eine gewisse Drohkulisse vorhanden ?
Beck: Die Entwicklung gibt mir zu denken, ich finde sie gut vergleichbar mit der Situation in der DEL. Nur finanzstarke Teams können aufsteigen, der Sportsgeist rückt in den Hintergrund. Ich hoffe inständig, dass das in der Regionalliga nicht zur Regel wird. Gleichzeitig möchte ich das aber auch nutzen, um unseren Verantwortlichen ein Lob auszusprechen. Die Rückzüge machen erst den Aufwand deutlich, der vor zwei Jahren und auch jetzt wieder betrieben wird und wurde.