Wer hätte das gedacht? Vor dem heutigen Bayernliga-Derby zwischen dem VfB Eichstätt und der U21 des FC Ingolstadt (18.30 Uhr, Liqui-Moly-Stadion) ist die Ausgangslage anders, als man es zu Saisonbeginn erwartet hat. Während ausgerechnet die runderneuerten Jungschanzer einen Sechs-Punkte-Turbostart hingelegt haben, kommt Vizemeister Eichstätt nur langsam in der neuen Spielzeit an.
Die Erwartungshaltung, mit der die beiden Klubs in die Partie gehen, entspricht dennoch dem theoretischen Kräfteverhältnis. „Wir waren letztes Jahr unter den Top drei in der Heimtabelle. Das wollen wir dieses Jahr bestätigen“, betont VfB-Trainer Dominic Rühl. Mit etwas Mühe gelang im ersten Heimspiel am vergangenen Samstag ein 3:2-Sieg gegen Aufsteiger TSV Karlburg – allerdings erst nach einem zwischenzeitlichen Rückstand und mit Überzahl in der Schlussphase. Gegen Ingolstadt erwartet er nun ein „schwieriges Spiel“: „Das wird komplett anders von der Anlage her, aber der Herausforderung müssen wir uns stellen.“
Aufseiten des FCI gibt man sich dagegen trotz des Top-Starts zurückhaltend. „Wir müssen schon ans absolute Leistungslimit kommen, um gegen Eichstätt eine Chance zu haben. Dann kommt es auch auf den Spielverlauf und die Tagesform an“, erklärt Coach Patrick Schönfeld. Nach den beiden Siegen gegen den TSV Abtswind (2:1) und gegen Aufsteiger SpVgg SV Weiden (1:0) wird der Vorjahreszweite aus der Domstadt der erste richtige Prüfstein für seine junge Mannschaft. „Wir fahren schon mit sehr, sehr viel Respekt nach Eichstätt. Das ist eine sehr große Herausforderung“, sagt Schönfeld. Man wisse, wie schwierig es sei, in Eichstätt Punkte zu holen.
FCI II unter Schönfeld noch ohne Niederlage
Sein Team zeigt sich bislang allerdings in beachtlicher Frühform, schon in der Vorbereitung ging die U21 in allen Testspielen als Sieger vom Platz. In der Offensive ist mit Said Souleymane und Jason Osei Tutu jede Menge Geschwindigkeit und technische Raffinesse vorhanden. Dazu zeigten die Schanzer am vergangenen Freitag gegen Weiden, dass sie auch im Spiel gegen den Ball Fortschritte machen: Nach einer Roten Karte für Innenverteidiger Tom Ackermann mussten die Ingolstädter 83 Minuten lang in Unterzahl überstehen, die Abwehr aber hielt stand, sodass erstmals in dieser Saison hinten die Null stand.
Beim VfB hingegen ist nach einer ordentlichen Vorbereitung noch Sand im Getriebe. Zum Saisonstart gab es eine unerwartete 1:2-Niederlage bei Aufsteiger Weiden. Gegen Karlburg zeigten die Domstädter immerhin Mentalität und bogen mit großem Willen die Partie noch um. Coach Rühl macht sich trotz alldem keine Sorgen: „Es war erst der zweite Spieltag, es gab einen Umbruch in der Mannschaft – dass noch nicht alles rund läuft, ist glaube ich normal.“
Vom gegnerischen Coach gibt es dazu Lob. „Sie versuchen, viel Fußball zu spielen, sind technisch sehr gut unterwegs, haben aber auch die nötige Reife und Abgezocktheit. Dazu haben sie richtig gute Einzelspieler wie Nick Leipold, der immer wieder das Spiel gestaltet“, sagt Schönfeld. Und bei drei Punkten aus zwei Spielen könne man auch nicht von einem Fehlstart des VfB reden. Der FCI-Coach hatte den Vorteil, sich die Partie der Eichstätter am Samstag anschauen zu können, während der Eichstätter Trainer Rühl am Freitagabend, als Ingolstadt den zweiten Dreier einfuhr, seine Mannschaft auf das eigene Spiel vorbereitete.
Zwei VfB-Akteure in Bayernauswahl nominiert
In personeller Hinsicht sind dagegen beide Seiten in etwa gleich stark belastet: Die Schanzer müssen weiterhin auf die vier Langzeitverletzten Din Alajbegovic, Johannes Birkl, Luka Klanac und Berkay Öztürk verzichten. Ackermann ist nach seiner Roten Karte gesperrt. Thomas Rausch und Massimo Agostinelli sind angeschlagen, bei ihnen könnte es aber für einen Einsatz reichen. „Das Spiel am Freitag hat schon sehr, sehr viel Kraft gekostet“, sagt FCI-Trainer Schönfeld.
Beim VfB sind Ferat Nitaj und Senih Fazlji privat verhindert, Elias Herger ist weiter nicht fit. Dazu sind Tobias Kraus und Ferdinand Fischer-Stabauer wegen ihrer Nominierung für die Bayernauswahl nicht dabei.
In der vergangenen Spielzeit fiel der Vergleich der Partnervereine übrigens eindeutig aus: Der FCI gewann sowohl in der Hin- (5:2) als auch in der Rückrunde (3:0) deutlich. An Revanche denkt Rühl aber nicht: „Wiedergutmachen kann man da eh nichts. Wir haben ein Heimspiel, es ist ein Derby – da braucht es keine extra Motivation.“
EK
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