Mitspieler mit Oberpfälzer Vergangenheit
Icon League und Co.: Gefahr für den Amateurfußball? Auch Ex-Jahn-Profis mischen mit

17.09.2024 | Stand 18.09.2024, 9:40 Uhr |

Sie sind die Gesichter der Icon League: Ex-Nationalspieler und Weltmeister Toni Kroos (l.) und Videoproduzent Elias Nerlich. Foto: Marius Becker, dpa

Baller League, Icon League, bald vielleicht auch noch die Kings League: Die Inluencer-Ligen sind auf dem Vormarsch. Droht dem Amateurfußball dadurch großes Ungemach? Auch Spieler mit Oberpfälzer Vergangenheit und frühere Jahn-Profis mischen in den Formaten mit.

Zwei bis drei Millionen Zuschauer pro Spieltag: So ungewohnt es traditionsbewussten Fußballfans erscheinen mag: Die Kleinfeldliga Baller League, in der Teams von Internet-Größen (Handofblood, MontanaBlack) und Ex-Profis (Lukas Podolski, Kevin-Prince Boateng) gegeneinander antreten, findet ihr Publikum.

Auf den Bolzplätzen der Region mischen sich zunehmend die Trikots von Streets United oder Calcio Berlin unter die der Bayern, des Clubs oder des Jahn. Das Vorbild kommt aus Spanien. Dort hat sich die Kings- League des Welt- und Europameisters Gerard Piqué seit Jahren etabliert.

In Deutschland ging mit der Icon League um Toni Kroos und Videoproduzent Elias Nerlich zum Monatsbeginn bereits das zweite Format dieser Art an den Start. Weitere sind in Planung. Anders als bei bekannten Hallenfußball-Turnieren stehen die Profis dabei meist nur am Seitenrand. Auf den Plätzen stehen vorrangig Amateure – mitten in der Saison. Ihre Vereine stehen vor einem Problem: Lange Reisen zu den Spieltagen, ein erhöhtes Verletzungsrisiko und verpasste Trainingstage sind nur einige Teilaspekte, die das Verhältnis belasten.

Die DJK Ammerthal traf es doppelt



In den Influencer-Ligen tummeln sich auch ehemalige Jahn-Profis wie Azur Velagic und Kolja Pusch (beide Icon-League) sowie der frühere Regensburger Nachwuchskeeper Max Wissmann. Yazid Tambo spielte bis Januar für Donaustauf und war von Beginn an ein Teil des Aufgebots der Baller League.

Großen Ärger gab es zuletzt bei der DJK Ammerthal. Mit Mergim Bajrami und Raffael Kobrowski schlossen sich gleich zwei Spieler der Icon League an. Der Bayernligist reagierte deutlich und gab beide an den SC Schwabach ab. Gerade Offensivspieler Bajrami zählte in der abgelaufenen Saison zu den Leistungsträgern. Erst im Februar verlängerte er seinen Vertrag bis 2027. „Ich will in diesem Verein meine aktive Laufbahn beenden“, hatte der 29-Jährige damals erklärt. Es kam anders.

Die Entscheidung lag bei den Spielern



Dass das Thema irgendwann auf ihn zukommen könnte, hatte Ammerthal-Sportchef Tobias Rösl grundsätzlich geahnt, jedoch habe er die Entscheidung von den Spielern nicht erwartet. Als Bajrami und Kobrowski mit dem Wunsch zur Teilnahme an der Hallenliga zu ihm kamen, stand für Rösl fest, dass sich die beiden für Ammerthal oder die Icon League entscheiden müssten.

„Beides wird es nicht geben“, erklärt er. Mit dem Vorgehen sollte auch ein Zeichen für den Amateursport gesetzt werden. Die Spieler hätten ein Arbeitsverhältnis mit dem Verein, erinnert Rösl. Mit dem Spielbetrieb in der Bayernliga sei die Teilnahme an der Icon League nicht vereinbar.

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) verfolgt die Entwicklung laut dem stellvertretenden Geschäftsführer Fabian Frühwirth schon seit der Einführung der Kings League sehr genau. „Aktuell ist der Einfluss auf den Amateurfußball noch nicht groß“, so Frühwirth, der aber klarstellt „jedoch sollte man sich zwischen Verband und Ligen-Betreibern abstimmen, um im Einzelfall eine Koexistenz zu ermöglichen, unter der keiner der Beteiligten als Verlierer hervorgeht.“ Einen ersten Schritt von Seiten der Betreiber habe es jedoch noch nicht gegeben.

Zunächst keine Verbote vorgesehen



Eine Regel, die es Spielern künftig verbietet, im Ligabetrieb und den Hallenligen aktiv zu sein, sei grundsätzlich denkbar und möglich. „So weit wollen wir – zumindest aktuell – jedoch nicht eingreifen“, sagt er.

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Den Organisatoren der Ligen wirft Sportchef Rösl vor, hinter dem Rücken der Vereine vorzugehen, um Spieler für die Liga zu aktivieren. Um den Amateurfußball an sich macht er sich indes wenig Sorgen. Der „ehrliche Fußball“ über Ligen, Vereine, Vereinsleben, Fans und Mannschaften werde immer Bestand haben, „wenn man ehrlich mit der Sache umgeht“. Für Spieler, die an der Liga teilnehmen wollen, hat er dagegen wenig Verständnis: „Sie entscheiden sich für das Ego – und gegen den Mannschaftssport. Herzlichen Glückwunsch.“

Bald mit gesperrtem Profi?



Eine Konkurrenzsituation sieht auch Frühwirth nicht. Bei dem neuen Format handle es sich „um eine angepasste Sportart, die nicht den ganzen Amateurfußball betreffen wird, sondern vielmehr vereinzelt Spieler aus den oberen Ligen.“ Das Ansinnen des BFV sei es, „Kinder zum Fußball zu bringen, in den Vereinen auszubilden und an den Verein zu binden – diesen Auftrag verfolgen die kommerziell ausgelegten Ligen nicht, umso wichtiger erachten wir es, in den Austausch zu kommen“. Ein Rosinenpicken zulasten der Vereine dürfe es nicht geben.

Für eine zusätzliche Option der Spielerakquise zeigte sich zuletzt HSV-Trainer Steffen Baumgart durchaus offen: Für ihn sei es vorstellbar, dass der dopinggesperrte Mario Vuskovic in einer der Ligen Wettkampfpraxis sammelt. Wie realistisch das Vorhaben ist, ist derzeit noch offen.

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