Dominik Wolfsteiner hat die „goldenen Jahre“ des VfB Eichstätt geprägt wie kaum ein anderer. Als Stammspieler streifte sich der 30-Jährige in insgesamt acht Jahren in 178 Punktspielen (87 in der Bayernliga, 91 in der Regionalliga) das grün-weiße Trikot über. Er wurde in den Spielzeiten 2015/16 und 2023/24 zweimal Bayernliga-Vizemeister, einmal Meister (2016/17) und gewann mit dem Team 2019 die Bayerische Amateurmeisterschaft.
In diesem Sommer hat Wolfsteiner nun ein neues Kapitel aufgeschlagen; er hat bei seinem Heimatverein TSV Greding als spielender Co-Trainer angeheuert. Wir haben uns mit ihm über ein gemeinsames Spiel mit dem aktuellen Nationalspieler Pascal Groß, die Zeit in Eichstätt und seine Ambitionen als Trainer unterhalten.
Herr Wolfsteiner, wenn Sie zurückblicken: Wie viel steckt noch in Ihnen von dem 21-Jährigen, der im Sommer 2015 zum VfB Eichstätt gewechselt ist?
Dominik Wolfsteiner: Im Prinzip hat sich seitdem das ganze Leben verwandelt. Privat habe ich das Studium beendet und bin in den Beruf eingestiegen. Sportlich bin ich vom jungen Spieler zum erwachsenen Mann gereift. Ich kann mich noch erinnern, dass es damals nach zwei Jahren bei der U23 des FC Ingolstadt 04 II eine extreme Umstellung war, in eine ‚richtige‘ Herrenmannschaft zu kommen. Gerade von älteren Spielern wie Benni Schmidramsl oder Simon Böhm konnte man sehr viel lernen. Ich bin in all diesen Jahren sehr gereift.
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Geblieben ist Ihre Ungefährlichkeit beim Torabschluss. Oder erachten Sie acht Punktspiel-Tore als Stammspieler als genug?
Wolfsteiner: Waren das wirklich so wenige (lacht)? Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass das dann hauptsächlich der Position als Verteidiger geschuldet war. Außerdem habe ich mich ohnehin vielmehr als Vorlagengeber gesehen und die Mitspieler lieber in Szene gesetzt.
Vier Muskelfaserrisse und zwei Bündelrisse in einem Jahr
Sie sind seinerzeit vom ambitionierten FC Ingolstadt 04 II aus der Regionalliga zu einem Bayernligisten gewechselt, der die Liga mit Rang 13 gerade noch gehalten hat. Haben Sie dies als Rückschritt angesehen?
Wolfsteiner: Ich hatte mir vor dem Wechsel innerhalb eines Jahres vier Muskelfaserrisse und zwei Bündelrisse zugezogen. Ich wusste also, wie schnell es enden kann, auch wenn es davor in der U23 unter Tomislav Stipic top für mich gelaufen ist. Nach all den Verletzungen wollte ich aber nicht mehr alles auf die Karte Profifußballer setzen, sondern habe meinen Fokus auf das Studium gelegt. Die Verbindung Studium in Ingolstadt und Fußball auf gehobenem Niveau in Eichstätt war schließlich sehr passend.
Dort haben Sie überwiegend als rechter Verteidiger agiert, sind aber auch auf der linken Seite, im Mittelfeld oder als Offensivspieler eingesetzt worden. Würden Sie sich als Allzweckwaffe bezeichnen?
Wolfsteiner: Die Vielseitigkeit ist eine meiner großen Stärken und war auch für die Trainer bei Personalmangel hilfreich. Auch ich hatte deshalb oftmals, die Sicherheit zu spielen – egal auf welcher Position.
Was bleibt abseits der sportlichen Erfolge am meisten aus der Eichstätt-Zeit hängen?
Wolfsteiner: Der Zusammenhalt, die Kameradschaft und das ganze Drumherum waren wirklich überragend. Der VfB ist und bleibt ein familiärer Verein. Damit konnte ich mich voll identifizieren. Zudem sind über die Jahre Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte.
Wolfsteiner wechselt für ein Jahr zum FC Pipinsried
Warum sind Sie dann 2021/22 für eine Saison zum Liga-Konkurrenten FC Pipinsried gewechselt?
Wolfsteiner: Nach sechs Jahren war es irgendwie mal Zeit für einen Tapetenwechsel. Es hat mir gutgetan, auch mal eine andere Luft zu schnuppern. Wie der Wechsel jedoch vonstatten ging, würde ich in der Art und Weise aber nicht mehr machen. Das war ein Fehler, aber daraus habe ich gelernt.
Sie sind im Vorjahr mit dem VfB aus der Regionalliga Bayern abgestiegen, und haben in der zurückliegenden Spielzeit den Wiederaufstieg hauchdünn verpasst. Welcher Misserfolg schmerzt mehr?
Wolfsteiner: Der Abstieg hatte mich persönlich schon sehr mitgenommen, zumal es aufgrund von Verletzungen ein schwieriges Jahr war. Da saß der Stachel schon tief. Heuer haben wir eine Top-Runde gespielt und wären natürlich sehr gerne aufgestiegen – aber es war kein zwingendes Muss.
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Können Sie sich noch an den 24. August 2013 erinnern?
Wolfsteiner: Nein, helfen Sie mir auf die Sprünge.
Bei der 0:2-Niederlage Ihres FC Ingolstadt 04 II gegen den FV Illertissen haben Sie zusammen mit Pascal Groß in einer Mannschaft gespielt.
Wolfsteiner: Ah, stimmt. Er war damals schon richtig gut. Aber dass er so eine Entwicklung nimmt, die ihn bis in die deutsche Nationalmannschaft führt, daran hat vor über zehn Jahren keiner von uns geglaubt – und er mit Sicherheit auch nicht.
Wer war der beste Mitspieler, mit dem Sie gespielt haben?
Wolfsteiner: Da fällt die Antwort ganz klar auf Markus Steinhöfer – sportlich und charakterlich. Leider haben wir in Eichstätt nur ein dreiviertel Jahr zusammengespielt. Aber bei ihm hat man sowohl im Training als auch im Spiel in jeder Situation seine ganze Klasse gemerkt. Er war auch vom Typ her total umgänglich und überhaupt nicht abgehoben.
Neue Herausforderung beim TSV Greding
Nun scheinen Sie mit dem höherklassigen Fußball abgeschlossen zu haben, indem Sie zu Ihrem Heimatverein TSV Greding zurückgekehrt sind.
Wolfsteiner: Man soll im Fußball bekanntlich niemals nie sagen. Ich fühle mich aktuell topfit und will schon noch in Abstimmung mit meiner Frau (lacht) vier, fünf Jahre spielen. Eine Rückkehr in den höherklassigen Fußball ist dabei nicht das Ziel, aber – wie gesagt – auch nicht ausgeschlossen. Ich freue mich jetzt einfach auf meine Rolle als spielender Co-Trainer in Greding. Wir haben zwar einen großen Umbruch zu bewerkstelligen, wollen aber in der Bezirksliga eine gute Rolle spielen und einen attraktiven Fußball zeigen.
Streben Sie nach dem Ende der aktiven Zeit auch eine Karriere als Trainer an?
Wolfsteiner: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber klar: Der Fußball macht mir unglaublich viel Spaß und ist auch ein guter Ausgleich zu meinem Bürojob. Als Co-Trainer will ich jetzt einfach mal reinschnuppern, so viel wie möglich aufsaugen und dann sieht man schon, ob so ein Amt zu mir passt oder nicht.
Das Gespräch führte Norbert Dengler.