„Scheißsituation“
„Boah fuck“? Weinzierl erkennt bei Nürnberg ein Kopf- und Konditionsproblem

10.10.2022 | Stand 11.10.2022, 13:41 Uhr

Unzufrieden: Club-Coach Markus Weinzierl. −Foto: dpa

Das prekäre Wort Abstiegskampf nahm Markus Weinzierl nicht in den Mund. „Im Endeffekt haben wir eine Tabellensituation, wo wir dastehen, wo wir stehen. Es gilt für uns, erfolgreich zu sein und zu punkten“, sagte der neue Trainer des 1. FC Nürnberg nach seinem verlorenen Einstand in der 2. Fußball-Bundesliga. „Wie man das nennt...?“

Fabian Nürnberger äußerte sich nach dem 2:3 (1:0) am Sonntag gegen Holstein Kiel deutlich hemdsärmeliger. „Klar ist das eine Scheißsituation, wir dürfen aber nicht verkrampfen und uns denken: boah fuck, jetzt hauen wir nur den Ball lang und bloß keine Fehler machen“, sagte der angefressene Rückkehrer nach der dritten Niederlage am Stück. „Im Moment sind wir im Abstiegskampf.“

Sechs Wochen hatte Nürnberger wegen einer Armverletzung gefehlt. Weinzierl berief ihn sofort in die Startelf und stellte den 23-Jährigen auf einer Position auf, die er eigentlich nicht mehr spielen will. „Ich kann Bälle fordern, mutig sein, dann spiele ich auch Linksverteidiger“, erläuterte Nürnberger, der jedoch lieber im Mittelfeld aufläuft.

Häufig verwendete er nach Weinzierls verpatzter Premiere das Wort „Scheiße“. Es beschreibt die Lage des Tabellen-16. auch gar nicht schlecht, schließlich hatten die Franken vor dem Saisonstart einen Platz unter den ersten sechs Mannschaften als Ziel ausgegeben. „Das ist für mich im Moment überhaupt kein Thema“, sagte Kapitän Christopher Schindler. Sein „Club“ müsse erstmal „stabil werden und in ruhigere Fahrwasser kommen.“

Das wird schwer genug. Die Fans reagierten auf Weinzierls Startniederlage, die aber auch 60 ansprechende Minuten enthielt, sauer. „Man guckt auf die Tabelle und dann versteht man die Fans. Jeder von uns, der nicht Fußball spielen würde, sondern Fan wäre, der hätte sich auch hingestellt und gepfiffen“, räumte Nürnberger ein.

Nach der Trennung von Robert Klauß muss der Straubinger Weinzierl mit dem Traditionsverein schnell ein Erfolgserlebnis holen. Sonst gerät die Mannschaft endgültig in den Abstiegssog. Sowohl ein Kopf- als auch ein Konditionsproblem hat der frühere Augsburger Coach allerdings erkannt. Das eine lässt sich schneller lösen als das andere. „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis“, sagte Weinzierl und forderte: „Das Glück müssen wir in Zukunft auf unsere Seite bringen durch Intensität und harte Arbeit.“

Erinnerungen an die Saison 2019/20, als ein ambitionierter „Club“ nach einer verkorksten Saison erst in einer mittlerweile legendären Relegation den Absturz in die 3. Liga verhinderte, werden bei Nürnberger immerhin nicht wach. „Damals hatte ich das Gefühl: Ich stehe auf dem Platz und weiß nicht so recht, wie gewinne ich ein Spiel. Jetzt haben wir eigentlich eine bessere Mannschaft, nur wir spielen scheiße“, meinte Nürnberger.

Er fordert von seinen Nebenleuten Courage. „Ich habe keinen Bock, dass auf einmal jedem die Knie zittern“, sagte Nürnberger. „Ich glaube an diese Mannschaft, wir haben ein gutes Team, im Moment sind aber zurecht da unten.“

− dpa