Das Hobby zum Beruf machen – Colleges in Amerika wollen das ermöglichen. Sie bieten jungen Athleten an, für wenig Geld professionell ihrem Sport nachzugehen, möglicherweise den Sprung zu den Profis zu schaffen und ganz nebenbei noch ein Studium zu absolvieren. Auch immer mehr Fußballer aus Niederbayern folgen diesem Lockruf. Die PNP hat sich mit jungen Kickern aus der Region unterhalten, die ebenfalls den Sprung nach Nordamerika gewagt haben. In drei Teilen erzählen sie von ihren Erfahrungen. Heute im zweiten Teil: Moritz Bauernfeind.
Hier lesen Sie Teil 1: Wie Colleges in den USA mit Stipendien locken – Fußball als Türöffner für Bayerische Kicker
Für vier Jahre wollte Moritz Bauernfeind in die USA, kam nach einem aber bereits zurück. Nun kickt er wieder beim SV Schalding. War der Schritt ein Fehler? „Ich würde es wieder machen“, sagt der 19-Jährige. Auf die Frage, ob die College-Wahl die richtige war, gibt er zu: „Die Frage stelle ich mir bis heute.“
Schon kurz nach seiner Bewerbung bekam Bauernfeind Angebote von drei Colleges. Schnell entschied er sich für das seiner Ansicht nach beste. Sein Ziel: Einen vollwertigen Abschluss erlangen. Und der Traum vom Profifußball? „Ich würde lügen, wenn ich den nicht auch gehabt hätte.“
Erst drüben in den USA habe er gemerkt, dass er sich hierfür das falsche College ausgesucht habe: In Kentucky in der Stadt Owensboro spielen die „Panthers“ in der zweiten Division. Das ist zwar bereits starkes Niveau – um sich für den Draft empfehlen zu können, reicht es aber nur in absoluten Ausnahmefällen.
Ein bisschen zu viel Fußball
Dennoch fühlte Moritz sich dort wie ein Profi: Teameigene Physiotherapeuten und Köche, ein Kraftraum, eine Kältekammer, ein Pool – alles, was das Herz begehrt. Und natürlich stand jeden Tag Fußball auf dem Programm. In der nur dreiwöchigen Vorbereitungsphase vor der Saison trainiere man teilweise sogar viermal täglich, erzählt Bauernfeind.
Für den Passauer fast ein bisschen zu viel: „Fußball ist zwar meine große Leidenschaft, aber ich brauche da noch was anderes dazu.“ In Owensboro, einer Stadt kleiner als Passau, gar nicht mal so einfach. „Das war halt auch am Arsch der Welt, da ging nicht viel.“ Des Weiteren gab es teilweise drei Spiele in einer Woche zu bestreiten, zu Auswärtsspielen fuhr man mit dem Bus. „Da waren wir manchmal vier bis fünf Tage nicht an der Uni, weil sich zwischen zwei Auswärtsspielen das Heimfahren nicht lohnt.“
„Das Niveau war mir aber zu niedrig“
Um den verpassten Unterrichtsstoff aufholen zu können, gab es von der Universität immerhin einiges an Rückendeckung. Neben einer Eingrenzung, was prüfungsrelevant ist, wurde da auch mal die ein oder andere Deadline verschoben. „Das Niveau war mir aber zu niedrig“, erklärt Bauernfeind, weshalb er sich entschied, früher als geplant zurückzukommen.
Dennoch erinnert er sich gerne an das Abenteuer USA: Viele gute Freunde habe er dort gefunden, aus Dänemark, Italien und Spanien. Zudem habe er sein Englisch verbessern können und dank Teilstipendium für erschwingliche 5000 Euro ein Jahr dort gelebt. Ob er es also auch anderen empfehlen würde, den Schritt zu wagen? „Wenn man sich sicher ist, so lange von zu Hause weg sein zu können: Auf jeden Fall.“
Im dritten Teil berichten wir morgen über Johannes Pex.
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