Michael Wimmer (44) konnte, nach seinem Aus beim österreichischen Kultverein Austria Wien, in den Sommerferien endlich wieder richtig Urlaub machen. Nun ist der Akku wieder voll aufgeladen und der Dingolfinger bereit für eine neue Aufgabe als Fußballtrainer bei einem Profiverein. Im Interview mit der Mediengruppe Bayern spricht Michael Wimmer über geplatzte Verhandlungen, den sensationellen Saisonstart seinen Heimatvereins FC Dingolfing und verrät, wie er sich auf den Tag X, wenn er als Feuerwehrmann gefragt ist, vorbereitet.
Herr Wimmer, der europäische Fußball hat wieder Fahrt aufgenommen und Sie sind im Wartestand. Wie sehr genießen Sie diese freie Zeit oder sind Sie auch ein wenig frustriert?
Michael Wimmer: Jetzt war es tatsächlich sehr viel Zeit, denn das erste Mal seit 14 Jahren konnte ich die kompletten Sommerferien mit der Familie verbringen. Die Zeit mit meinem Sohn habe ich sehr genossen und endlich konnten wir auch gemeinsam in den Urlaub fahren. Und obwohl ich weiterhin die Zeit zuhause genieße, juckt es mich allmählich wieder in den Fingern. Ich konnte meine Akkus wieder vollständig aufladen und fühle mich bereit für eine neue Aufgabe. Frustriert bin ich keineswegs, weil so eine Situation zum Trainerdasein einfach dazugehört. Nun heißt es positiv zu bleiben und zu warten, bis irgendwann eine Tür für mich aufgeht.
Nutzen Sie die Zeit zum Reflektieren?
Michael Wimmer: Ja, klar. Die Zeit war für mich persönlich wichtig, da ich mich mit vielen Leuten aus dem Fußball-Kosmos austauschen konnte. Sei es mit Mentaltrainern oder Sportdirektoren sowie Trainerkollegen. Ich konnte da viele Tipps mitnehmen, vor allem von Trainern, die in der gleichen Situation sind wie ich. Generell ist Reflexion ein essenzieller Bestandteil, egal in welchem Beruf. Deshalb werde ich dies auch beibehalten, wenn ich wieder einen Verein übernehme.
Nach Ihrem Aus bei Austria Wien gab es die eine oder andere Anfrage von Proficlubs. Verfolgen Sie vor allem die Teams intensiver, bei denen ein Engagement fast geklappt hätte?
Michael Wimmer: Es gab tatsächlich Kontakt zu einigen Vereinen. Manche Sachen waren sogar ein wenig konkreter, aber leider hat es nicht geklappt. Somit konnte ich mich erholen. Generell verfolge ich den Fußball sehr intensiv, jedoch jetzt nicht die Vereine, mit denen es nicht geklappt hat. Ich lege momentan meinen Fokus auf die deutschen Ligen, von der 1. Bundesliga bis zur Dritten Liga. Auch die Spiele in Österreich, Belgien und der Schweiz sind durchaus interessant. Das heißt jedoch nicht, dass ich mich nur auf diese Ligen beschränken will. Wenn ein verrücktes Angebot kommt, werde ich mir das sicherlich auch anhören.
Ein Fußballtrainer muss immer bereit sein, wenn ein Anruf eines Vereins kommt, der gerade seinen Trainer freigestellt hat. Wie bereiten Sie sich auf diesen Fall vor?
Michael Wimmer: Ich vergleiche meine Situation mit der eines Spielers, der nicht in der Startelf steht. Trotzdem musst du trainieren und fit sein, damit du für den Fall der Fälle sofort bereit bist und deine beste Leistung abrufen kannst. Es ist wichtig für mich, dass ich über die Ligen bestens informiert bin. Meine Agentur hat die Aufgabe, gewisse Strömungen im Geschäft wahrzunehmen und ich muss mich eben auf den Tag X vorbereiten. Wahrscheinlich werde ich dann in einer schwierigen Situation einen Verein übernehmen. Das ist kein Problem, weil ich solche Situationen in Wien und Stuttgart schon hatte. Daher habe ich gezeigt, dass ich das auch kann.
Sind Sie überrascht, dass es tatsächlich auch schon den einen oder anderen Trainerwechsel gegeben hat, obwohl die Saison erst gestartet ist?
Michael Wimmer: Um ganz ehrlich zu sein, Nein! Fußball ist ein extrem schnelllebiges Geschäft. Daher sollte dies keinen mehr überraschen, denn es gehört einfach zum Job.
Manche vereinslose Trainer versuchen über die eine oder andere Hospitation den Horizont zu erweitern. Gibt es bei Ihnen solche Pläne?
Michael Wimmer: Das macht auf jeden Fall Sinn. In den vergangenen Wochen war ich sehr viel unterwegs und hab’ mir sehr viele Spiele, in den unterschiedlichsten Ligen, angeschaut. Ich habe mir viele Spiele in der Zweiten Liga live angesehen und war auch in Österreich, der Schweiz und in Belgien. Auch eine Tour nach England ist geplant. Hospitieren habe ich auch vor, aber für mich macht es nur Sinn bei einem Trainer zu hospitieren, der ähnlich tickt und fast die selbe Spielweise präferiert. Nur so kann man sich, wie ich finde, weiterentwickeln.
Die ersten Spieltage in den deutschen Profiligen sind absolviert. Gibt es irgendwelche Trends in puncto Taktik und Spielweise, die Ihnen aufgefallen ist?
Michael Wimmer: Das ist vielleicht noch ein wenig zu früh. Ich konnte jedoch in Belgien feststellen, dass das Spiel dort sehr dynamisch und physisch ist. Ansonsten sieht man in den einzelnen Ligen verschiedene Spielstile. Auch die Dritte Liga ist sehr physisch und kampfbetont. Daraus einen Trend abzuleiten, ist aber noch zu früh.
Kurz ein paar Sätze zu Ihrem Heimatverein FC Dingolfing, der einen sensationellen Saisonstart als Aufsteiger in die Landesliga hingelegt hat…
Michael Wimmer: Das ist eine sehr schöne Geschichte. Mein Bruder Manuel und Konrad Johann leiten dort die sportlichen Geschicke. Da ist in den vergangenen Jahren sehr viel richtig gemacht worden und der Saisonstart ist natürlich überragend. Ich war bei drei Heimspielen vor Ort und habe festegestellt, dass sie mit Thomas Seidl einen sehr guten Trainer haben, der die Liga und die gegnerischen Mannschaften in- und auswendig kennt. Er weiß genau, was er braucht. Der FC Dingolfing hat eine sehr junge und hungrige Mannschaft, die einen sehr ansehnlichen Fußball spielt. Da kann der Verein sehr stolz darauf sein.
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