St. Louis-Sportdirektor im Interview
Lutz Pfannenstiel: „Eine WM im Winter ist einfach bizarr“

03.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:49 Uhr

Das Ohr immer am Puls des Fußballs: Als Sportdirektor des neuen MLS-Klubs St. Louis City steht Lutz Pfannenstiel vor herausforderungsreichen Wochen: Die letzten Personalentscheidungen sind zu treffen – und die Vorbereitungen für den Saisonstart im Februar. −Foto: Imago Images

Für die Heimatzeitung wird Lutz Pfannenstiel (49) als Kolumnist über die WM in Katar berichten. Vorab sprach die PNP mit dem Fußball-Globetrotter aus Zwiesel über seinen Job in Amerika, das Unbehagen über die Wüsten-WM und über Italiens Fehlen.

Herr Pfannenstiel, wie wichtig ist für Sie als Sportdirektor beim MLS-Klub St. Louis die WM?

Lutz Pfannenstiel: Sehr wichtig, weil unsere Saison Ende Februar 2023 beginnt und ich dadurch im Januar-Transferfenster nochmals zuschlagen kann. Jedes Großturnier ist für einen Sportdirektor eine Möglichkeit, nicht nur auf dem Spielermarkt, sondern auch bei der Besetzung von Positionen in Bereichen wie Sportmedizin, Sportpsychologie und Sportwissenschaften aktiv zu werden.

Wie weit sind Sie mit City in den Vorbereitungen auf die erste MLS-Saison kommendes Jahr?
Pfannenstiel: Wir haben bereits die meisten der acht Ausländerplätze seit diesem Sommer mit Transfers aus der Bundesliga besetzt.

Sie sprechen vom Dortmunder Roman Bürki, von Joao Klauss, dem Mittelstürmer ihres ehemaligen Klubs Hoffenheim, von Joakim Nilsson von Arminia Bielefeld, Eduard Löwen von der Berliner Hertha...

Pfannenstiel: Ja, und aus unserer U23, mit der wir in der ersten Saison völlig unerwartet sofort die Western Conference gewinnen konnten, haben auch einige Spieler den Sprung in den Profikader geschafft. Am 11. November ist der Expansion Draft, wo ich fünf Spieler von anderen MLS-Vereinen rekrutieren darf, und am 21. Dezember kann ich mir nochmals drei Spieler aus dem College-System in den Kader holen. Dazwischen spielen wir ein Freundschaftsspiel gegen Bayer Leverkusen. Bayer kommt am 16. November nach St. Louis, mit dem Spiel weihen wir unser Stadion ein. Wir liegen gut im Zeitplan.

Wie nehmen Sie die Diskussionen um Sinn und Unsinn einer Winter-WM auf der arabischen Halbinsel wahr?
Pfannenstiel: Eine WM im Winter ist einfach bizarr. Ich teile die Meinung vieler anderer, dass eine Sommer-WM mehr Sinn gemacht hätte. Die Spielpläne aller Ligen wurden noch stärker verdichtet, und für die Spieler bedeutet das noch kürzere Pausen, noch mehr Spiele und noch weniger Regenerationsphasen. Das Verletzungsrisiko steigt. Das sehen wir, die Klubverantwortlichen, mit großer Sorge.

Kann man diese Fußball-WM losgelöst sehen von den Diskussionen um getötete Arbeiter und Verstöße gegen Menschenrechte?
Pfannenstiel: Das muss jeder für sich selbst entscheiden und diese Entscheidung ist nicht einfach. Ich finde es völlig in Ordnung, wenn Fußballfans aus aller Welt sagen, so etwas akzeptiere ich nicht und ich schaue mir das nicht an. Ich kenne auch viele Bekannte aus meinem Umfeld, für die Katar 2022 ein No-Go ist. Die Diskussion wird immer aufkommen und darüber müssen sich sowohl Gastgeber Katar als auch Veranstalter FIFA im Klaren sein. Die Diskussionen um Menschenrechte und tote Gastarbeiter sind mehr als nur besorgniserregend, und daher ist die politische Diskussion nachvollziehbar. Die Kritik, die WM sei gekauft, finde ich dagegen fast schon naiv, denn: what else is new? Solche Verdachtsmomente begleiten die Vergabe großer Sportturniere seit Jahrzehnten.

Wer wird Weltmeister und warum?
Pfannenstiel: Ich lege mich nie auf eine Mannschaft fest. Aber Frankreich hat den stärksten Kader. Da stimmt die Mischung aus Erfahrung und jugendlichem Elan. Aber die Franzosen können nicht alles gewinnen. Ich bin mir nur sicher, dass Europameister Italien nicht Weltmeister wird (Italien war in der Qualifikation gescheitert, Anm. d. Red.).


Das ganze Interview ist zu lesen in der Donnerstag-Ausgabe der Heimatzeitung (Sportteil) oder hier im Online-Kiosk: https://pnp.de/service/kiosk/