Der Viechtacher Anton Schmaus, der in Regensburg mehrere Restaurants betreibt, bekocht seit 2017 die DFB-Stars. Er achtet auf gesundes Essen, lässt aber auch „Schummel-Tage“ zu.
Anton Schmaus träumt den Traum aller deutschen Fußball-Fans. 14. Juli, Berliner Olympiastadion, „wir gewinnen den EM-Titel“, sagt der Chefkoch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit leuchtenden Augen, „und ich habe damit frei!“ Denn wenn der Pokal erst mal abgeräumt ist, meint Schmaus, „interessiert sich keiner mehr für mein Essen“, dann dürften sich die „Jungs“ auch an der nächsten Dönerbude eindecken, das wäre „mehr als verdient“ – und Schmaus ein glücklicher Mann.
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Dreieinhalb Mal wird am Tag gegessen
Dann fiele die „gesunde Anspannung“ von ihm ab, die der Sternekoch bei seinem prestigeträchtigen und arbeitsreichen Nebenjob über fünf, sechs Turnierwochen samt Vorbereitung spürt. „Wir dürfen keinen Tag nachlassen“, sagt Schmaus im SID-Gespräch. Auch wenn die Spieler am freien Tag mit den Familien am Pool planschen, steht er mit seinem sechs- bis achtköpfigen Team in der Küche. „Es wird dreieinhalb mal am Tag gegessen“, sagt er, „das muss passen und ist eine große Verantwortung.“
Dabei ist Schmaus viel mehr als „nur“ Spitzenkoch. Der 42-Jährige betreibt einen enormen organisatorischen Aufwand, vor allem rund um die Spiele: Absprache mit dem Hotel, Erkundigungen nach den Gegebenheiten im Stadion, Menüplanung, Einkaufen usw. Die Bedürfnisse der Stars hat Schmaus immer im Kopf.
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Hier und da gibt es Gerichte aus Niederbayern
„Mit Kohlenhydraten müssen wir sie jeden Tag versorgen“, sagt er. Pasta in allen Variationen steht „immer hoch im Kurs, das ist Soulfood für uns alle“, Hühnchen sei ein „Dauerbrenner“. Daneben liefe „gefüllte Rote Bete gut“, Maultaschen seien nicht nur bei Jamal Musiala sehr beliebt, auch Curry kommt an oder Sushi nachts im Bus. „Abwechslungsreich muss es sein“, sagt Schmaus, der in Regensburg mehrere Restaurants betreibt. Hier und da streut er Gerichte aus seiner niederbayerischen Heimat ein.
Wenn der Druck nach dem Spieltag abfalle, sagt Schmaus, der aus einer Gastronomen-Familie stammt und „immer Koch werden wollte“, müsse sich dies „in der Küche widerspiegeln“. Dann, sagt er großzügig, „muss man den Spielern mal gezielt was Gutes tun“.
Ist ein Bierchen erlaubt? Im richtigen Maß schon
Nach dem Vorrundenabschluss gab es ein Barbecue und Eis, nach dem Traumstart gegen Schottland Schnitzel mit Pommes – natürlich „nicht ausfrittiert“, wie Schmaus betont, sondern „sauber ausgebacken. Dann ist es absolut vertretbar“, obwohl er schmunzelnd von einem „Cheatday“ spricht, einem „Schummel-Tag“.
Ist sogar mal ein Bierchen erlaubt, etwa für Super-Joker Niclas Füllkrug? „Wenn er uns jedes Mal in die nächste Runde schießt“, sagt Schmaus und lacht, „soll er das gerne machen.“ Es gehe um das Maß, „da achten die Jungs sehr genau drauf“.
„Ich bin ja nicht der Kindergärtner“
Schmaus ist Ernährungsexperte, kein Gesundheitsapostel. Die Profis, sagt er, wüssten genau, was ihnen gut tue. „Wenn sie das Gefühl haben, sie brauchen ein Stück Schokolade, ist das vollkommen in Ordnung.“ Er räume nichts weg, „ich bin ja nicht der Kindergärtner“, aber: Er stelle auch „nichts offensiv auf“, was zu kleinen Sünden verleite.
Lieber geht Schmaus auf individuelle Bedürfnisse wie die des Veganers Chris Führich oder Fragen ein. „Warum schmeckt das so viel besser?“, höre er öfter. Julian Nagelsmann halte sich eher zurück. „Solange der Bundestrainer nichts sagt“, meint Schmaus, „sollen wir so weitermachen.“
Am liebsten bis zum Titel. Einen Stern oder Pokal wie auf den Spielertrikots will er auf seiner weißen Kochjacke dann nicht sehen. „Das brauche ich nicht“, sagt Schmaus, „es ist einfach schön, wenn die Spieler sagen: super Essen!“
− sid
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