Im Alter von 82 Jahren verstorben
Die Welt trauert um ihren größten Fußball-Mythos: Pele ist tot – Er hinterließ eine Botschaft

29.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:33 Uhr

Als Peles Herz für immer still stand, nahm seine Familie mit einem bewegenden Foto leise Abschied. „Alles, was wir sind, verdanken wir dir. Wir lieben dich unendlich. Ruhe in Frieden“, schrieb Tochter Kely bei Instagram und veröffentlichte ein Bild, auf dem mehrere Hände auf dem Körper der brasilianischen Fußball-Legende ruhten. In Peles Arm war noch eine Kanüle zu sehen.

Im Alter von 82 Jahren starb der „König“ am Donnerstag in Sao Paulo nach einem langen Kampf gegen den Krebs, und die Welt war vereint in Trauer. Peles Heimatstadt Santos werde sieben Tage Trauer tragen, kündigte Bürgermeister Rogerio Santos an. „Seine Botschaft im Leben wird zu einem Vermächtnis für zukünftige Generationen. Liebe, Liebe und Liebe, für immer“, hieß es in einem ersten Statement von Peles Familie.

Nach Angaben des Albert-Einstein-Krankenhauses starb Edson Arantes do Nascimento, wie er mit vollem Namen hieß, an „multiplem Organversagen.“ Auf Peles offiziellem Twitter-Account war um 20.18 Uhr deutscher Zeit ein Schwarz-Weiß-Foto der Fußball-Legende zu sehen. „Inspiration und Liebe kennzeichneten die Reise von König Pele, der heute friedlich eingeschlafen ist“, war darunter zu lesen.

Pele war vor Weihnachten ins Krankenhaus eingeliefert worden, um, wie seine Ärzte sagten, eine „Neubewertung“ der Chemotherapie vorzunehmen, welcher er sich seit der Entfernung eines Darmtumors im September vergangenen Jahres unterzieht. Zuletzt soll er bereits palliativmedizinisch betreut worden sein.

Innerhalb von Minuten kamen Beileidsbekundungen aus aller Welt. „Vor Pele war die 10 nur eine Zahl. Aber dieser Satz, so schön er ist, ist unvollständig. Ich würde sagen, vor Pele war Fußball nur ein Sport“, schrieb etwa Neymar, gemeinsam mit Pele Rekordtorschütze der brasilianischen Nationalmannschaft. „Ein König stirbt nicht, ein König ruht nur“, schrieb Gerson, Weltmeister 1970 an der Seite von Pele.

Der Ausnahmespieler, der aus ärmlichen Verhältnissen entstammte, wurde 1958 in Schweden, 1962 in Chile und 1970 in Mexiko Weltmeister. „Ich möchte, dass man sich an mich erinnert, mich nicht vergisst. Nur das!“, wünschte sich der in einem kleinen Dorf namens Tres Coracoes (Drei Herzen) geborene Pele seit jeher. Und trug dazu unter seinem Künstlernamen viel bei.

Jüngster Torschütze in einem WM-Finale, als er 1958 in Schweden gegen die Gastgeber mit 17 Jahren und 249 Tagen zweimal traf. Selber festgehaltene 1281 Treffer in 1363 Spielen. Unzählige Titel überall auf dem Globus mit dem FC Santos, mit Cosmos New York die US-Meisterschaft 1977 - und vor allem die drei WM-Triumphe mit der Selecao.

Mehr als 21 Jahre lange schnürte er bis zum Abschied am 1. Oktober 1977 die Fußballstiefel, machte die Rückennummer 10 weltberühmt - nicht als klassischer Spielmacher, eher als hängende Spitze nach heutigem Spielverständnis.

In Dribblings verliebt, auf Tore aus, geschossen mit rechts oder links, mit Gewalt oder Raffinesse, auch per Kopf oder Fallrückzieher förmlich in der Luft schwebend.

„Das Schwierige ist nicht, Tausend Tore zu schießen wie Pele, sondern ein Einziges wie Pele, schrieb Brasiliens Poet Carlos Drummond de Andrade in einer Ode an den Modellathleten. Im zweiten Leben versuchte sich der aus einfachen Verhältnissen stammende Afrobrasilianer - eher mittelprächtig, manchmal peinlich - als Sänger, Schauspieler, Sportminister oder Unternehmer, nutzte den Ruhm als Fußball-Botschafter und versilberte seinen Ruf in Werbekampagnen.

“Angenehm, ich bin Ronald Reagan, aber Sie brauchen sich nicht vorzustellen. Jedes Kind weiß, wer Sie sind„, wurde er vom damaligen US-Präsidenten im Weißen Haus begrüßt. Eine von vielen Anekdoten, die sich um den Mythos ranken.

So soll er Anfang 1969 irgendwo in Afrika einen Krieg gestoppt haben, - die einen sprechen vom Kongo, die anderen von Nigeria - weil die verfeindeten Lager den “Rei„ (König) und seine Santos-Gefolgsleute spielen sehen wollten. Wahre Legenden, legendäre Wahrheiten.

Wie die vom Platzverweis mit unglaublicher Wendung bei einem Freundschaftsspiel im Juli 1968 in Kolumbien. Die gut 60.000 im Stadion von Bogota skandierten nach ihrem Idol, tobten wild. Der Referee musste sich davonschleichen, Pele kam triumphierend auf den Rasen zurück. Das Talent bekam er von Vater Dondinho in die Wiege gelegt, weitervererbt hat er es nur leidlich.

Von seinen sieben Kindern versuchten sich die beiden Söhne Edinho (Profikarriere als Torhüter und Trainer) und Joshua (College-Fußball in den USA) am Ball, mit wenig Erfolg. Für Pele war es immer schwierig, lange zu Hause zu bleiben. In den letzten Jahren hielt ihn jedoch der leidende Körper in seiner Strandvilla in Guaruja wenige Autominuten von Santos entfernt gefangen. Von dort kommunizierte der FIFA-Jahrhundertfußballer bis zum Schluss virtuell über die sozialen Netzwerke mit seiner treuen Fangemeinde.

Als Anfang 2020 Gerüchte über Depressionen auftauchten, entgegnete Pele: “Ich habe meine guten, wie auch meine schlechten Tage. Das ist für Menschen in meinem Alter normal.„ Doch die Operationen an Niere (November 2014), Prostata (Mai 2015), Wirbelsäule (Juli 2015) und Hüfte (Dezember 2015) sowie der im September 2021 am Darm entfernte Tumor hinterließen Spuren. In den letzten Tagen verschlechterte sich der Zustand von “O Rei„ zusehends.

− sid