Meistertrainer im EM-Kurzinterview
„Für mich ist er klar die Nummer eins“: Felix Magath über seinen früheren Schützling Manuel Neuer

13.06.2024 | Stand 14.06.2024, 11:29 Uhr |

„Koan Neuer“ skandierten 2011 viele Bayern-Fans zunächst – und auch Schalke-Trainer Felix Magath wollte Manuel Neuer damals noch länger in Gelsenkirchen sehen. Das soll den heute 70-Jährigen sogar den eigenen Job gekostet haben. Foto: Imago Images

Mit Manuel Neuer verbindet Meistertrainer Felix Magath sogar sein eigenes Schicksal. Bei Schalke 04 reifte der Keeper zum Nationaltorhüter. Der damalige S04-Coach und Sportvorstand Magath hätte Neuer gerne noch länger in Gelsenkirchen behalten, konnte den Wechsel zum FC Bayern zum Ende der Saison 2010/11 für damals 20 Millionen Euro aber nicht verhindern.



Dass Magath sich intern dagegen stellte, habe ihn, wie der heute 70-Jährige einmal berichtete, letztlich im März 2011 seinen Job bei den Königsblauen gekostet. Nichtsdestotrotz hat der Unterfranke bei einem Termin in Ingolstadt wie immer eine klare Meinung, wenn es um Neuer bei der nun startenden Heim-EM geht.

Manuel Neuer könnte „genauso gut im Feld spielen“


Herr Magath, wie sehen Sie die Diskussion um Manuel Neuers Person in der Nationalelf?
Felix Magath: Wie immer lässt sich der Zeitgeist von dem letzten Bild beeinflussen. Jeder Fußballspieler macht Fehler. Trainer übrigens auch. Man muss doch nicht jedes Mal, wenn irgendjemand einen Fehler macht, dem den Fehler unter die Nase reiben. Das weiß er selbst, dass er einen Fehler gemacht hat. Und selbstverständlich hat Manuel Neuer jetzt auch wieder einen Fehler gemacht. Aber wenn Sie sehen, was Neuer im Verhältnis dazu an Bällen hält. Manuel Neuer ist ein überragender Torhüter, auch wenn er Fehler macht. Anders als alle anderen, die ich kenne, ist er ein Torhüter, der genauso gut im Feld spielen könnte. Für mich ist er klar die Nummer eins, und er wird bei dieser Europameisterschaft auch wieder mehr für Deutschland halten als reinlassen.

Torhüter und Stürmer „leben vom Selbstvertrauen“


War es der einzig richtige Weg von Bundestrainer Julian Nagelsmann, die Diskussion schnell beenden zu wollen: Egal, was passiert, Neuer ist bei ihm gesetzt.
Magath: Man muss sich als Trainer für einen Torhüter entscheiden. Es gibt zwei ganz besondere Positionen im Fußball: die Torhüter-Position und der Stürmer. Beide Positionen sind genau da, wo der Sinn des Spiels eigentlich liegt – nämlich Tore erzielen und Tore verhindern. Und diese Spieler brauchen absolute Sicherheit, sie leben vom Selbstvertrauen. Wenn man sich als Trainer auf diesen Positionen für jemanden entscheidet, darf ich dann auch nie ein Zweifeln aufkommen lassen.

Mehr dazu lesen Sie in diesem Interview mit Felix Magath.

Über Ilkay Gündogan wird auch diskutiert. Passt der Kapitän aus Ihrer Sicht noch ins System?
Magath: Die Entscheidung, Toni Kroos zurückzuholen, hat ja verschiedene Konsequenzen. Und eine ist, dass er jetzt der spielbestimmende Mann ist und nicht mehr Gündogan. Das ging also gegen Gündogan – ob man wollte oder nicht. Insofern muss man jetzt halt sehen, ob und wie man ihn einbindet. Auch wenn weiter vorne in der Offensive vielleicht seine bestimmte Position nicht ganz ist.

Deutsche Nationalmannshaft zieht ins Halbfinale ein


Haben die beiden jüngsten Testspiele Ihre Meinung zum Abschneiden der deutschen Mannschaft beeinflusst?
Magath: Nein. Sie hören ja gerade auch an meinen Antworten, dass ich nicht derjenige bin, der immer von jetzt auf gleich entscheidet. Ich habe schon vor einem Jahr gesagt, wir werden eine gute deutsche Mannschaft bei der EM sehen. Und egal, wie die Spiele zuletzt alle gelaufen sind, bin ich sicher, wir werden eine gute Rolle spielen ab Freitagabend. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird die Mannschaft ins Halbfinale einziehen.

mgb