Fussball international
Ein Schwandorfer Kicker-Duo lebt in Illinois den amerikanischen Traum

12.02.2024 | Stand 13.02.2024, 11:28 Uhr |
Pascal Edenhart

Treibt die Prairie Stars im Mittelfeld an: Furkan Yalcin Fotos: Libby Price

Zahlreiche Rekorde gebrochen, eine komplette Saison ohne Niederlage, dabei nur ein einziges Gegentor – und doch stand am Ende einer historischen Spielzeit das bittere Aus im Elfmeterschießen. Die Prairie Stars aus Springfield (US-Bundesstaat Illinois) erlebten im Dezember die geballte Brutalität des amerikanischen Playoff-Systems. Und mittendrin waren zwei Schwandorfer Protagonisten: Furkan Yalcin (24) und Marco Buttler (23).

Über die vergangenen Jahre hinweg noch beim Landesligisten SV Schwandorf-Ettmannsdorf aktiv, wagten die beiden Kicker im vergangenen Sommer den Sprung über den großen Teich. Über eine Vermittlungsagentur ergatterten beide ein Fußballstipendium, das die Kosten für das zweijährige Masterstudium nahezu vollständig abdeckt. Dass beide am gleichen College landeten, war dabei reiner Zufall. „Wir hatten jeweils Angebote von mehreren Unis. In Springfield hat das Gesamtpaket einfach gepasst: die sportlichen Voraussetzungen, die akademischen Möglichkeiten und die Aussicht auf eine Praktikumsstelle“, sagt der 23-jährige Abwehrspieler Buttler.

Professionelle Bedingungen

Im US-amerikanischen System ist es üblich, dass die sportliche Nachwuchsarbeit fast ausschließlich an den Universitäten stattfindet. An Geldmitteln mangelt es dabei nicht. Obwohl das fußballerische Niveau in etwa mit der Landesliga vergleichbar ist, ähneln die Trainingsmöglichkeiten denen einer Profimannschaft. „Wir trainieren jeden Tag, in der Vorbereitung sogar zweimal. Oft findet vor der Einheit am Platz noch ein Athletiktraining statt. Wir haben Physiotherapeuten, einen hauptberuflichen Coach, regelmäßige Videoanalysen, Eistonnen, moderne Recovery Boots und noch vieles mehr“, erzählt Yalcin.

Auswärtsfahrten dauern im Schnitt drei bis vier Stunden, teilweise sogar bis zu sieben. Die Mannschaft reist entsprechend immer einen Tag früher an und übernachtet im Hotel – natürlich auf Kosten der Uni.

Da der Fußball in den USA zwar durchaus im Kommen ist, jedoch noch lange nicht den Stellenwert anderer Sportarten hat, bedienen sich die Colleges gern im Ausland. „Wir haben in unserem aktiven Kader gerade mal sechs Amerikaner“, so Buttler. Der Vermittlungsmarkt boomt, Yalcin und Buttler sind also keineswegs Exoten.

Das Zwischenfazit nach den ersten sechs Monaten fällt einhellig positiv aus. „Als wir angekommen sind, hat uns der Coach um 22 Uhr vom Bahnhof abgeholt und uns gleich ein gutes Gefühl gegeben“, erklärt Mittelfeldspieler Yalcin. Der erste positive Eindruck verfestigte sich schnell. „Da alle unsere Mannschaftskollegen in der gleichen Gegend wohnen, sind wir eine echte Gemeinschaft geworden“, sagt Buttler.

Ein paar Eingewöhnungsschwierigkeiten gab es dennoch: Neben den englischen Kommandos auf dem Platz mussten sich die beiden Legionäre erst einmal an die US-Fußballregeln gewöhnen. Besonders skurril mutet dabei die Regelung der Spielzeit an. „Es gibt keine Nachspielzeit, sondern die Halbzeit endet genau nach 45 Minuten.“ Auf dem Spielfeld ertönt dann – genau wie in anderen Sportarten – eine laute Schlusssirene. Bei Gelben Karten sowie bei längeren Unterbrechungen werde dafür die Zeit angehalten. „Als ich einmal fünf Sekunden vor Schluss den Ball hatte, blieb mir nichts anders übrig, als von der Mittellinie aufs Tor zu schießen“, erzählt Yalcin.

Klammert man die letzten beiden Spiele aus, hätte es sportlich nicht besser laufen können: Die Prairie Stars blieben innerhalb ihrer Liga, der sogenannten Conference, ungeschlagen, holten zehn Siege und drei Remis, und krönten sich so zum Meister der regulären Saison. Im landesweiten Ranking landete die Mannschaft zudem in den Top Ten – ein Erfolg, von dem die Uni lange nur träumen konnte.

Herausragende Abwehr

„Unsere Leistung hat am College große Wellen geschlagen“, sagt Buttler. Wie in den USA üblich, folgten dann jedoch die Playoffs, erst innerhalb der regionalen Conference, dann landesweit. In erstere ging man als Top-Favorit, wurde bis zum Finale auch den Erwartungen gerecht. Im Endspiel behielt die herausragende Abwehr zwar einmal mehr eine weiße Weste, die Offensive war jedoch zu harmlos, so dass es im Elfmeterschießen eine Niederlage setzte.

Nur eine Woche später das Déjà-Vu: In der zweiten Runde der landesweiten Playoffs kamen Yalcin, Buttler und Co. wieder nicht über ein 0:0 hinaus und unterlagen erneut vom Punkt – besonders bitter, da sich das Team berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme am Final-Four-Turnier in North Carolina gemacht hatte.

In der kommenden Spielzeit wollen die beiden Schwandorfer nochmals angreifen. Bis dahin müssen sie jedoch noch ein wenig Geduld aufbringen, denn bis zum Saisonstart im September werden ausschließlich Freundschaftsspiele absolviert. Trotz des enttäuschenden Saisonabschlusses nehmen Furkan Yalcin und Marco Buttler schon jetzt immerhin ein ganz besonderes, typisch amerikanisches Souvenir mit nach Hause: einen prunkvollen, maßgeschneiderten Ring für den Meistertitel der regulären Saison.

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