Beim Afrika-Cup sorgte die Fußball-Nationalmannschaft Namibias mit dem Einzug ins Achtelfinale für eine große Sensation. Nun will das Land aus dem Süden Afrikas den nächsten Coup schaffen und sich für die Weltmeisterschaft 2026 in den USA und Kanada qualifizieren. Mithelfen beim Fußballwunder 2.0 soll auch wieder Fabian Träger, der vom Verband für die aktuell anstehenden Quali-Spiele erneut als Co-Trainer engagiert wurde.
Schon beim Afrika-Cup hatte Chefcouch Collin Benjamin, den Träger aus der gemeinsamen Zeit bei 1860 München kennt, auf die Unterstützung des Passauers vertraut. Vor ein paar Tagen nun stieg der 34-Jährige erneut ins Flugzeug. Ziel war das südafrikanische Johannesburg, wo Namibias Nationalelf ihre Länderspiele austrägt – im eigenen Land fehlt ein Stadion, das die FIFA-Auflagen erfüllt. Den ersten Auftritt hatte Namibia bereits am Mittwoch, gegen Liberia reichte es nur zu einem 1:1. „Das war leider kein gutes Spiel von uns und auch insgesamt eine Partie mit bescheidenem Niveau“, berichtet Träger im Nachgang.
Es war die dritte Begegnung in der Quali-Gruppe H, wie erwartet marschierte Favorit Tunesien mit neun Punkten vorne weg. Namibia folgte mit sieben Zählern auf Rang 2, profitierte dabei aber von „geschenkten Punkten“, denn beim 0:1 gegen Äquatorialguinea hatte der Gegner nicht spielberechtigte Akteure eingesetzt, im Nachgang wurde das Match zugunsten Namibias gewertet.
Am Sonntagabend ging es für die Brave Warriors gegen Tunesien, das man im Afrika-Cup sensationell mit 1:0 besiegen konnte. Allerdings waren die Voraussetzungen dieses Mal andere, urteilt Träger. „Nur sieben Spieler aus der Mannschaft vom Afrika-Cup sind noch dabei, wir haben ein ganz junges Team, das sich erst finden muss.“ Bei vielen Talenten, die neu ins Nationalteam berufen wurden, seien zudem fußballerische Defizite erkennbar. „Der Großteil hat kaum eine Ausbildung genossen, das merkt man. Wir müssen viel an den Basics arbeiten“, so der A-Lizenz-Coach. „Tunesien ist ein ganz anderes Kaliber als Liberia, es wird sehr schwer für uns“, sagt Träger. Doch Namibia konnte sich im Vergleich zum Libera-Match deutlich steigern und den großen Favoriten erneut ärgern – am Ende stand ein nicht für möglich gehaltenes 0:0, das dem Außenseiter im Kampf ums WM-Ticket alle Chancen offen hält.
Nicht nur sportlich mussten sich Träger und die Spieler am Sonntagabend „warm anziehen“. Die Partie im Orlando Stadium, die sogar live bei DAZN übertragen wurde, begann um 18 Uhr – und wenn die Sonne untergeht, wird es derzeit empfindlich kalt im Süden Afrikas. „Hier ist aktuell Winter. Wir hatten schon zwei Trainingseinheiten am Abend, da fiel die Temperatur auf fast 0 Grad“, erzählt Träger.
Neben der Arbeit auf dem Platz ist der Coach wieder hauptverantwortlich für Spiel-, Trainings-und Gegneranalyse. „Es gibt viel zu tun, die Tage sind meist sehr ausgefüllt“, sagt der Passauer, der eigentlich weiter in Afrika bleibeben wollte. Grund: Der COSAFA- Cup, bei dem Teams aus dem südlichen Afrika, darunter auch Namibia, gegeneinander antreten. Wegen der anstehenden Wahlen gibt es in Südafrika allerdings Unruhen, der Wettbewerb wurde bis auf Weiteres verschoben. „Wahrscheinlich fliege ich jetzt nach dem Tunesien-Spiel zurück“, sagt Träger. Auch seine persönlich Zukunft als Coach ist offen. „Da wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, wohin der Weg führt.