2023 wird nicht leichter
Der DFB und seine zahlreichen Baustellen : Das kommende Jahr wird ein ganz entscheidendes

28.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:41 Uhr

Viele offene Fragen: DFB-Boss Bernd Neuendorf. −Foto: dpa

Die Vorsätze fürs neue Jahr sind zahlreich - doch bei der Umsetzung hält Bernd Neuendorf nichts von Hektik.

„Bei allem Verständnis für schnelle Lösungen und Antworten werden wir die vor uns liegenden Aufgaben seriös und strukturiert angehen“, schrieb der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in seiner Botschaft an die „Freundinnen und Freunde des Fußballs“ beim Blick auf 2023.

Doch auch Neuendorf weiß, dass er keine Zeit zu verlieren hat. Im Jahr vor der Heim-EM müssen zahlreiche Probleme gelöst werden - sonst droht dem Verband ein Reinfall. Die drängendste Aufgabe ist es, der Entfremdung zwischen der krisengeplagten Nationalmannschaft und den Fans entgegenzuwirken. Doch noch ist offen, wer sich diesem Problem stellen wird. Bei der Suche eines Nachfolgers für Ex-Geschäftsführer Oliver Bierhoff darf sich der Verband keinen Fehler erlauben.

Schließlich muss der Aufbruch in bessere Zeiten nach Jahren des Niedergangs binnen weniger Monate gelingen. „Mit der EURO 2024 haben wir eine großartige Chance vor Augen - die wir nicht verpassen dürfen“, schrieb Neuendorf: „Dann wollen wir eine junge, begeisternde und hoffentlich erfolgreiche Mannschaft in das Turnier schicken, hinter der sich wieder ganz Deutschland versammelt.“

Obwohl das Erreichen dieses Ziels schon schwer genug werden dürfte, muss der DFB im kommenden Jahr noch weitere Großbaustellen beackern. Das gilt vor allem für seinen Chef. Schon als Neuendorf am 11. März zum 14. DFB-Präsidenten gewählt wurde, war klar, dass er als Nachfolger von drei zurückgetretenen Präsidenten in Folge ein schweres Erbe antritt.

Dass die Aufräumarbeiten längst noch nicht erledigt sind, beweist unter anderem die Jahresbilanz. Aufgrund der drohenden Aberkennung der Gemeinnützigkeit für mehrere Jahre musste der DFB, der erst im Sommer seinen 150 Millionen Euro teuren Campus eingeweiht hat, Steuerrückstellungen in Höhe von über 50 Millionen Euro bilden.

Doch das Image des DFB hat nicht nur durch die Skandale und die Krise der Nationalmannschaft gelitten. Das Einknicken im Streit mit dem Weltverband FIFA um die „One Love“-Binde bei der zurückliegenden WM-Endrunde in Katar hat den Verband zusätzliche Sympathien gekostet. Der DFB hat dem umstrittenen FIFA-Boss Gianni Infantino die Gefolgschaft auf seinem Weg zur Wiederwahl im März verweigert, Neuendorf sieht sich in der Oppositionsrolle.

Dennoch will der DFB-Präsident beim Kongress der Europäischen Fußball-Union (UEFA) im April ins FIFA-Council gewählt werden, Vize Hans-Joachim Watzke soll den DFB im UEFA-Exekutivkomitee vertreten. Vor allem für Neuendorf wird die Arbeit beim Weltverband schwierig. Als Folge der grundsätzlich löblichen Gegnerschaft zu Infantino droht Neuendorf die Isolation.

National muss Neuendorf mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Finanzflüsse neu regeln, da der Grundlagenvertrag im Sommer ausläuft. Bei dem komplizierten Konstrukt steht derzeit für den DFB ein Plus von sechs Millionen Euro im Jahr zu Buche. Vor allem die Amateurvertreter wollen mehr Geld sehen. Die Profiklubs, die selbst mit jeder Menge Probleme zu kämpfen haben, sehen das etwas anders.

Immerhin gibt es Hoffnung auf einen Höhepunkt im kommenden Jahr. Die Vize-Europameisterinnen gehören bei der WM zu den Mitfavoritinnen. Doch es passt ins derzeitige Bild beim DFB, dass sogar etwas Positives mit Schwierigkeiten verbunden ist. Der Druck auf den Verband hinsichtlich der Geschlechtergerechtigkeit steigt - entsprechende Schlagzeilen rund um die WM sind programmiert.

− sid