Jugend-Hallenturnier in Passau
Beißende Junglöwen, schwere Verletzung, fragwürdiger Sponsor: Die Blickpunkte des Sonnenland-Cups 2023

09.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:57 Uhr

−Fotos: Sigl

Volles Haus, große Namen, enge Spiele: Der Sonnenland-Cup hat sich bei seiner ersten Auflage seit drei Jahren furios zurückgemeldet. Die Blickpunkte des international besetzten C-Jugendturniers am Dreikönigstag.

Russischer Sponsor sorgt für Verwunderung



Fußballerisch gehörte Austria Wien zu den Attraktionen des Sonnenland-Cups. Mit Spielwitz und tollen Kombinationen marschierten die „Veilchen“ durch die Vorrundengruppe D und ließen dabei auch den FC Bayern alt aussehen. Im Viertelfinale war dann gegen den späteren Turniersieger 1860 München Schluss. Für verwunderte Blicke sorgte aber nicht nur das Können des Nachwuchses aus der österreichischen Hauptstadt. Auch ob des Sponsors auf den Trikots rieben sich einige Zuschauer die Augen. Gazprom?

Der russische Staatskonzern hatte auf dem europäischen Markt praktisch alle Werbedeals verloren, als Wladimir Putin seine Truppen im Februar in die Ukraine einmarschieren ließ. Auch die Wiener Austria hatte lange Geld von Gazprom erhalten. Wie Vereinsvorstand Gerhard Kritsch im Juli in einem Interview mit dem „Standard“ betonte, habe die Austria die Verträge nicht gekündigt, sondern lasse diese auslaufen, auch weil Gazprom Beträge vorab gezahlt habe und nun noch Gegenleistungen zu erbringen wären. Klagen und Rückforderungen wolle der klamme Verein nicht riskieren. „Um dieses Risiko zu minimieren, erfüllen wir noch über neun Monate die Gegenleistung des Brustsponsorings in den Akademie-Mannschaften.“


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Junglöwen beißen sich durchs Turnier



Viel hatte ja nicht hingedeutet auf den Triumph der Münchner Löwen beim Sonnenland-Cup 2023. Einige Teams hatten im Laufe des Turniers mehr überzeugt – unter anderem Finalgegner Borussia Dortmund. Doch der TSV 1860 München zeigte, worauf es im Fußball eben auch ankommt: Moral, Leidenschaft, großes Herz. Schon in der Vorrunde schossen sich die Junglöwen in letzter Sekunde zum Sieg gegen Stuttgart. Im Viertelfinale drehte Sechzig die Partie gegen Austria Wien, siegte durch ein Tor in der letzten Minute der Verlängerung. Der Gipfel im Finale: Der BVB war stärker, ging früh in Führung und hatte die Hand schon am Titel. Doch der TSV steckte nicht auf und erzielte 17 Sekunden vor Schluss den Ausgleich. Im Neunmeterschießen folgte die Krönung, gefolgt von frenetischem Jubel.

Schwere Verletzung überschattet Turnier



Es war der Schockmoment des Turniers: Als am späten Nachmittag Borussia Dortmund und Qualifikationssieger Spvgg Landshut aufeinander trafen, stockte den Zuschauern der Atem. Nach einem unglücklichen Zweikampf auf Höhe der Mittellinie blieb ein BVB-Spieler liegen. Ein sofort herbeigeeilter Betreuer der Westfalen und der Schiedsrichter riefen umgehend nach in der Halle bereitstehenden Einsatzkräften des Bayerischen Roten Kreuzes.

Was im Moment des Zweikampfes harmlos aussah, stellte sich schnell als Horrorverletzung heraus: Offener Schienbeinbruch. Nach der Erstversorgung hoben die Helfer den Jugendlichen auf eine Trage, der BVB-Betreuer versuchte das rechte Bein des Spielers so ruhig wie möglich in der Luft zu halten.

Ein Krankenwagen fuhr den Jungen ins nahe gelegene Passauer Klinikum. Wie ein Verantwortlicher der Dortmunder U15 gegenüber der Heimatzeitung berichtete, wurde der Nachwuchsspieler noch am Abend operiert. Nach einer rund zehnminütigen Unterbrechung wurde das Turnier fortgesetzt.

Die Dortmunder spielten sich anschließend bis ins Finale – zu einem großen Teil sicher auch für ihren verletzten Mannschaftskameraden.

Jemain Kusi führt Dortmunder durchs Turnier



Dass er an diesem Dreikönigstag eine prägende Figur werden würde, zeichnete sich schon früh im Turnier ab: Jemain Kusi führte Borussia Dortmund mit seiner robusten Art und Treffsicherheit durchs Turnier. Im Halbfinale gegen Kaiserslautern war er maßgeblich dafür verantwortlich, dass sein Team das Spiel nach einem frühen Rückstand noch drehte (3:2). Der Deutsch-Ghanaer, Jahrgang 2008, wurde als Spieler des Turniers ausgezeichnet und hätte sich beinahe auch noch über den Titel mit seiner Mannschaft freuen dürfen. Doch die Löwen verhinderten Kusis Doppeltriumph.

Enttäuschende Engländer



Alleine der Name ließ schon großen Glanz vermuten: Mit Manchester United war eine der größten Marken im Weltfußball beim Sonnenland-Cup vertreten. Doch schnell zeigte sich: Auch in der Jugend des legendären Klubs von der Insel wird nur mit Wasser gekocht. In Gruppe A gelang den „Red Devils“ nur ein Sieg – 3:0 gegen den insgesamt chancenlosen SV Schalding, der keinen Coup wie 2020 feiern durfte, als die Grün-Weißen ins Viertelfinale stürmten.

So einte den SVS und United am Ende die Enttäuschung. Nach zwei Remis gegen Kaiserslautern und Unterhaching sowie einer Niederlage gegen den FC Winterthur war der Turniertag für die Engländer schon kurz nach Mittag beendet. Fußballerisch zeigten die United-Kicker zwar durchaus ihre außergewöhnlichen Ansätze, allerdings agierten sie oft zu verspielt.