Auf Versöhnungskurs
Trainer Jacobacci lobt nach Heimsieg gegen Freiburg II Holzhauser, Boyamba und die 1860-Fans

07.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:32 Uhr

Winter-Neuzugang Raphael Holzhauser hatte nach dem Heimsieg der Löwen gegen Freiburg II beste Laune. Foto: Imago Images

Mit dem 1:0 (1:0)-Heimerfolg gegen den SC Freiburg II begeben sich die Münchner Löwen am Saisonende auf eine Art Versöhnungskurs. Das lässt sich besonders gut an der Person des Siegtorschützen, Raphael Holzhauser, verdeutlichen. Maurizio Jacobacci hatte akustisch nur den ersten Teil der Frage – warum Joseph Boyamba und Raphael Holzhauser von Beginn an spielten, Marcel Bär aber nicht – verstanden.

Der Löwen-Trainer lachte zwar kurz, erwiderte dann aber mit bissigem Unterton: „Wieso soll ich auf so eine Frage antworten...? Haben sie die Qualität von Holzhauser und Boyamba gesehen…?“ Der fragende Reporter hatte, wie auch viele andere im Stadion. Boyamba war an ein paar gefährlichen Aktionen – die beste davon sein Schuss in der 18. Minute, knapp übers Tor – beteiligt. Und Holzhauser zirkelte einen Freistoß mit seinem starken linken Fuß so unangenehm wie präzise durch den Freiburger Strafraum, dass kein anderer Spieler mehr dazwischen kam.

Das 1:0 des Österreichers kurz vor der Pause (45.+1) blieb der einzige Treffer, Holzhauser der später gefeierte Siegtorschütze. Dabei lässt sich der Löwen-Versöhnungskurs am Ende dieser enttäuschenden Saison – das 1:0 war der dritte Heimsieg in Folge – ja ganz gut mit Raphael Holzhauer in Verbindung bringen. In der Winterpause als potenzieller Unterschiedsspieler gekommen, der das entscheidende Zünglein im (damals noch) bevorstehenden Aufstiegsrennen werden sollte, enttäuschte der Österreicher nicht nur auf dem Platz, sondern zuletzt offenbar auch in der Kabine.

Für das Saarbrücken-Spiel waren neben ihm auch Bär und Boyamba – als vermeintliche Protagonisten der Schnaps-Affäre – aussortiert worden. Zwei Teile des Trios waren nun zurück in der Startelf. Und dann auch gleich entscheidend am Sieg beteiligt. Bei allen Problemen, die den Verein nach wie vor beschäftigen und die ihm noch bevorstehen: Zumindest für den Moment tun solche Geschichten der Löwen-Seele gut. Auch grundsätzlich ist Jacobacci mit Entwicklungen in der Spätphase dieser eigentlich schon bedeutungslosen Saison zufrieden. Die Einstellung, weite Wege zu gehen und enorme Laufbereitschaft an den Tag zu legen, habe es gegen „die beste Mannschaft der Liga“ gebraucht. Und sein Team lieferte. „Wir sind über unsere Grenzen gegangen“, beschreibt er, da auch der SC Freiburg II ja immer wieder zeigte, wieso er aktuell Tabellenzweiter mit nach wie vor Chancen auf die Meisterschaft ist. In der ersten Hälfte retteten die Löwen Latte, Pfosten und auch immer wieder ihr Torhüter Marco Hiller. „Dieses Glück musst du dir erarbeiten“, meinte Jacobacci. Das habe seine Mannschaft getan.
So entstand im Grünwalder Stadion eine Mischung aus gut sichtbarer Leidenschaft auf dem Platz und (trotz des verpassten Saisonziels) gut hörbarer Leidenschaft aus den Fanblöcken. „Fantastisch“ sei das Publikum gewesen, meinte Jacobacci, sodass es aus Sechziger Sicht eigentlich nur schade war, dass der Heimsieg gegen ein Topteam nicht zu mehr führt als „nur“ einem Achtungserfolg.
In der zweiten Halbzeit kam auch noch Marcel Bär in die Partie. Als Jacobacci nach dem Spiel übrigens auch den zweiten Teil der Frage verstanden hatte, entschuldigte er sich zunächst höflich, erklärte dann: „Ich wollte dem Laki (Fynn Lakenmacher; d. Red.) die Chance geben, von Beginn an zu spielen.“ Auch Bär, Torschützenkönig der Saison 2021/22, wird die Münchner ziemlich sicher verlassen. Vielleicht aber – wie Holzhauser (er geht zurück zum belgischen Erstligisten OH Leuven), Kapitän Stefan Lex, Marius Willsch (beide beenden ihre Karriere) und andere – mit einem etwas versöhnlicheren Gefühl.

DK