Das 1:2 (0:1) des FC Ingolstadt gegen den TSV 1860 München brachte eine der im Fußball gerne gebrauchten „Was wäre wenn...?“-Fragen zutage.
Was wäre gewesen, wenn David Kopacz, der umjubelte Siegtorschütze aus dem Heim-Derby 2023, in der 58. Minute freistehend aus fünf Metern das quasi leere Tor getroffen hätte? Teamkollege Pascal Testroet hatte eine Antwort. „Ich hab’ mich kurz an letztes Jahr erinnert, als er den reingehauen hat. Geht der Ball wieder rein, dann überrollen wir die noch“, meinte der Stürmer. Im Gegensatz zur 58. Minute des Vorjahresduells durften die Schanzer aber nicht den Ausgleich bejubeln (damals traf Jannik Mause zum 1:1) und gingen nach dem 2:1-Sieg 2023 am Samstag als 1:2-Verlierer vom Platz.
Die Lage war trügerisch: Mit einem Sieg gegen die zuvor punktlosen Münchner um Kapitän Jesper Verlaat wären die Schanzer mit neun Zählern und einer Top-Platzierung in der Tabelle in die erste Länderspielpause gegangen. Dass dies nun nicht der Fall ist, hat sich der FCI selbst zuzuschreiben. Die Mannschaft von Trainerin Sabrina Wittmann fand einmal mehr schwer in die Partie. Oder wie es Kapitän Lukas Fröde ausdrückte: „Die Anfangsphase haben wir verschlafen – nicht zum ersten Mal. Da müssen wir schauen, woran das liegt. Man neigt in solchen Fällen dazu, plakative Dinge rauszukramen. Vielleicht ist es auch Zufall, ich weiß es nicht.“
Löwen geben in Ingolstadt Ton an
Vor 12945 Zuschauern im Audi-Sportpark waren es die Löwen, die trotz dreier Niederlagen zuvor den Ton angaben, forsch aufspielten und die Schanzer in die eigene Hälfte drängten. „Wir sind auf sehr viel Wucht gestoßen“, bekannte Wittmann. Nach gut drei Minuten konnte der Schanzer Keeper Marius Funk einen Schuss von Maximilian Wolfram noch abwehren, 90 Sekunden später stand es aber 0:1: Fröde spitzelte David Philipp am Strafraum den Ball vom Fuß, der direkt ins Schussfeld Wolframs kullerte, der Ex-FCI-Profi zog mit rechts ab und traf traumhaft in den rechten Winkel (5. Minute). „Das Tor schießt er so einmal in seinem Leben“, vermutete Testroet zähneknirschend.
Die Schanzer, auf deren Seite lediglich der kurzfristig erkrankte Abwehrchef Simon Lorenz fehlte, schoben zwar an. Viele zwingende Chancen hatten die Gastgeber aber nicht. Löwen-Torhüter René Vollath wehrte den verdeckten Schuss von Benjamin Kanuric ab (9.) und klärte bei der anschließenden Ecke glänzend gegen Ryan Malones Kopfball (10.).
FC Ingolstadt beschwert sich über zweites Gegentor
In der spielentscheidenden Phase vergab erst Kopacz seine Riesenchance, als er nach einem Kanuric-Schuss an den Ball gelangt war. Dann bekam Felix Keidel bei einem Zweikampf die Hand von Tunay Deniz ins Gesicht – die Ingolstädter reklamierten, und die Löwen konterten über Wolfram und Julian Guttau zum 2:0 (64.). „Wir müssen uns zum einen an die eigene Nase packen. Das Foul ist weit in der gegnerischen Hälfte, wir haben noch 60 oder 70 Meter zum Verteidigen“, erklärte Fröde, der sich aber ärgerte, dass der Vierte Offizielle nicht eingriff. Auch Wittmann sah „ein klares Foul“.
Für den FCI, der möglicherweise noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen wird, vergab Deniz Zeitler per Kopf den möglichen Anschluss (74.), für 1860 Patrick Hobsch die Entscheidung (66./85.). Dass noch einmal Spannung aufkam, lag an einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters, über die sich kein Schanzer beklagte. Bei Marcel Costlys Flanke vor dem 1:2 durch Testroets Elfmeter (86.) stand dieser knapp im Abseits. Der Sieg der Löwen geriet aber nicht mehr in Gefahr. Entsprechend niedergeschlagen war Testroet: „Derbys sind mehr als normale Spiele. Zu Hause gegen 60 zu verlieren, das tut richtig weh.“
Statistik
FCI: Funk - Costly, Malone, Cvjetinovic, Dühring - Fröde - Kopacz (72. Dittgen), Plath (46. Keidel), Kanuric (72. Zeitler) - Borkowski (55. Testroet), Grönning.
1860: Vollath - Reich, Verlaat, Schifferl, Kwadwo - Jacobsen, Deniz (87. Reinthaler) - Philipp (58. Guttau), Frey (78. Kloss), Wolfram (77. Muteba) - Schubert (58. Hobsch).
Schiedsrichter: Bickel (Wolfsburg).
Tore: 0:1 Wolfram (5.), 0:2 Guttau (64.), 1:2 Testroet (86., Foulelfmeter). Zuschauer: 12945.
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