„Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!“, hallte es aus der Fankurve der Schanzer nach dem 2:1-Erfolg des FC Ingolstadt gegen 1860 München. So in sich geschlossen und ausgelassen feiernd hat man die FCI-Anhänger lange nicht erlebt.
Und für die Ultra-Gruppierung „Supportes Ingolstadt“, die vor dem Spiel mit einer Choreographie an ihre Gründung vor 15 Jahren erinnerte, war es quasi ein Geburtstagsgeschenk. Der Derbysieg nach einem spannenden Spielverlauf hätte also passender nicht sein können.
FCI-Trainer Michael Köllner hat sich ein derartiges Szenario gewünscht – den Toto-Pokalsieg im Elfmeterschießen (9:8) gegen Jahn Regensburg zählte er noch mit dazu. „Das sind zwei prestigeträchtige Spiele für den Verein. Mir war daher die Bedeutung schon klar: Wenn wir in die Saison Schwung reinkriegen wollen, dann geht das nur über diese beiden Spiele. Das haben wir mit den Siegen geschafft“, sagt Köllner und sieht sich bestätigt, dass er seine Spieler in der Länderspielpause im Training hart rannahm. Der Lohn folgte nach dem Sieg gegen die Löwen auf dem Fuß: Der Trainer gab seinem Team zwei Tage frei und organisierte einen Wiesn-Besuch im Bräurosl-Zelt.
FCI-Trainer Michael Köllner verspricht weitere Steigerung
Natürlich überstrahlt ein Derbysieg alles. Aber auch beim 4:0-Auftaktsieg gegen den Halleschen FC und dem 2:2 gegen den hoch gehandelten 1. FC Saarbrücken zeigten die Schanzer schon gute Auftritte und konnten phasenweise sogar begeistern. Wann war das zuletzt der Fall? In den vergangenen zwei Spielzeiten sicher nicht, und davor, als die Ingolstädter in der Aufstiegssaison 20/21 das heimstärkste Drittliga-Team waren, konnte im coronabedingt leeren Audi-Sportpark erst gar keine Stimmung aufkommen. „Wir wollen dominant auftreten, so wie in der zweiten Halbzeit gegen 1860. So stelle ich mir den Fußball in Ingolstadt vor“, meint Köllner und verspricht sich nach der Genesung von Benjamin Kanuric und auch Bryang Kayo, der nach seiner Sprunggelenkverletzung in zwei Wochen wieder ins Training einsteigen soll, noch mehr. „Bisher sieht unser Spiel noch nicht so ästhetisch aus, wir spielen eher einfachen Fußball“, sagt der FCI-Trainer.
Jannik Mause mausert sich zum Torjäger
Obwohl bisher also immer noch oder wieder etliche potenzielle Stammkräfte fehlten – gegen die Löwen auch Kapitän Lukas Fröde und Vizekapitän Simon Lorenz – drehten die Schanzer nach dem Rückstand die Partie. Was sagt das aus? „Sehr viel“, meint Jannik Mause, der Torschütze zum 1:1. „Das zeigt, dass wir in der Mannschaft harmonieren und wozu jeder in der Lage ist. Ich glaube, jetzt muss jeder verstanden haben, was wir leisten können, was wir auch spielerisch können“, sagt der 25-jährige Stürmer und fordert: „Jetzt heißt es, von der ersten Minute an Selbstvertrauen zu haben und 90 Minuten lang so zu spielen, nicht nur 45 oder 60 Minuten.“
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Mause nimmt sich selbst nicht aus, obwohl er mit vier Treffern sogar zum Spitzenquartett in der Drittliga-Torjägerliste gehört. „Es hätten im Lauf der Saison noch ein paar Tore mehr sein können. Aber es fühlt sich im Moment gut an, ich bin in der Liga und im Verein angekommen“, meint der 156-fache Regionalliga-Stürmer, der beim FCI seine ersten Spiele in der 3. Liga bestritt.
Auch Siegtorschütze David Kopacz, der bei Köllner bisher einen schweren Stand hatte und sich ihm aufgrund einer Schulterverletzung gegen Ende der Vorsaison nicht präsentieren konnte, ist vom neuen Team angetan. „Uns war schon bewusst, was wir können, aber wir mussten uns erst einmal finden. Jeder weitere Sieg bringt die Mannschaft zusammen und stärkt uns als Team“, meint der 24-Jährige, der mit seinen Tempodribblings immer wieder Lücken in die gegnerischen Reihen reißen kann.
FCI-Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer lobt Teamgeist
Mit sieben Punkten – alle zu Hause erzielt – ist der FCI zwar noch nicht im Lot, hält auf Rang zehn aber den Kontakt zu den vorderen Plätzen. Diesen Aspekt hatte auch Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer im Derby im Blick. „Es ist wichtig, dass man in der Tabelle nicht abreißen lässt“, meint der 59-Jährige. „Aber ebenso wichtig ist, dass wir durch leidenschaftlichen Fußball wieder mehr Fans ins Stadion bekommen. Das ist uns in den bisherigen Heimspielen gelungen“, sagt Beiersdorfer und freute sich insbesondere über die Art und Weise des Schanzer Sieges trotz namhafter Ausfälle.
„Die Mannschaft hatte eine hohe Bereitschaft zusammenzuwirken. Es ist wichtig, dass wir Spieler haben, die Verantwortung übernehmen, das ist gut für den Mannschaftszusammenhalt. Wir sehen viel Potenzial in diesem Team.“
DK