Felix Keidel ist gerade mal 21 Jahre alt und doch schon ein alter Hase. Zumindest was den FC Ingolstadt anbelangt. Der vielseitige Spieler ist bereits seit zwölf Jahren im Verein, hat mittlerweile 66 Pflichtspiele bei den Profis bestritten (3 Tore) und sehnt wie kein anderer den Erfolg für die Schanzer herbei. Sein Wunsch für diese Saison ist klar: „Aufsteigen“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Für jeden hier wäre es am schönsten, wenn wir aufsteigen“, sagt Keidel vor dem schwierigen und möglicherweise wegweisenden Duell im Audi-Sportpark gegen den hoch gehandelten Mitkonkurrenten Dynamo Dresden (Samstag, 14 Uhr/Magenta Sport).
Keidel wird dann wohl wieder als Linksverteidiger auflaufen. Eigentlich nicht die Lieblingsposition des Rechtsfußes, der sich im Mittelfeld am wohlsten fühlt, aber vor allem aufgrund seiner defensiven Qualitäten für Trainerin Sabrina Wittmann dort am wertvollsten ist, zumal mit Moritz Seiffert, Leon Guwara und Niclas Dühring schon drei gelernte Verteidiger ausfielen. „Wir haben Felix gerne auf dem Platz. Er ist ein Wettkämpfer, hat viel Drive nach vorne und viel Dynamik. Und er hat eine Gier, zu verteidigen, das ist in ihm drin und das ist sehr bewundernswert“, lobte die 33-Jährige jüngst ihren Schützling, den sie als Nachwuchstrainerin in der U14 erstmals betreute.
Aus dem Mittelfeld zum Außenverteidiger
Keidel gibt die Komplimente zurück. „Sabrina ist sehr gelassen und menschlich sehr gut. Sie spricht mit jedem Einzelnen aus der Mannschaft und hat einen sehr konkreten Plan“, meint der Allrounder, der seine neueste Position einem gelungenen Test im Landespokal bei Türkgücü München (3:0) verdankt. „Sabrina hat mich gefragt, ob es okay für mich wäre. Sie hat gesagt, dass sie es sich vorstellen könne, da ich sehr strukturiert spiele. Dann haben wir es gegen Türkgücü einfach mal ausprobiert, und es hat ganz gut geklappt“, erzählt Keidel, der Anpassungsschwierigkeiten nicht verhehlt. „Bei meinem ersten Einsatz habe ich noch ein bisschen gebraucht, um reinzukommen. In der Jugend habe ich schon mal Rechtsverteidiger gespielt. Allerdings bin ich Rechtsfuß, da ist es ein bisschen schwieriger, links mit dem ersten Kontakt die Linie entlang zu spielen. Aber da gewöhnt man sich schnell dran. Grundsätzlich ist mein linker Fuß auch nicht so schwach“, sagt Keidel reflektiert und selbstbewusst zugleich.
In der Englischen Woche durfte er gleich dreimal ran – ein absoluter Härtetest für ihn. „Durch meine Verletzung zu Saisonbeginn habe ich zunächst nicht so viel gespielt, sondern bin eher eingewechselt worden. Und jetzt habe ich alle drei Spiele von Anfang an gemacht, die beiden ersten über 90 Minuten. Das war schon die anstrengendste Woche bisher“, gesteht Keidel, ist aber mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. „Es waren wilde Spiele, bei denen wir vielleicht noch ein paar Punkte mehr holen und ein bisschen konzentrierter hätten verteidigen können. Aber wir haben es nach den Rückständen immer ganz gut hingekriegt. Wir haben weiter nach vorne gespielt, Kampfgeist bewiesen und sind drangeblieben.“
„Wir können auf jeden Fall gewinnen“
Jetzt kommt Dynamo Dresden, das seine Serie von vier Spielen ohne Sieg mit einem äußerst mühsamen 2:1 gegen Hannover 96 II beendet hat. Keidel trifft dabei womöglich auf den Siegtorschützen Oliver Batista Meier, der auf der rechten Seite wirbelt, alternativ auch Jakob Lemmer. „Es wird ein hartes Spiel. Wenn wir aber weiter so nach vorne spielen und konzentriert bleiben, können wir auf jeden Fall gewinnen“, sagt Keidel, der seit seinem Debüt im Februar 2023 auf Anhieb zum Stammpersonal zählte und seither nur zehn Drittliga-Spiele verpasste.
Auch für ihn selbst erstaunlich. „Das fühlt sich schon gut an, wenn man zurückdenkt. Am Anfang war ich ein paar Mal im Training dabei, dann das erste Mal im Kader. Und jetzt bin ich es, der beobachtet, wie andere Spieler aus der Jugend hochkommen und einen ähnlichen Weg einschlagen. Das ist schon ein schönes Gefühl, wenn man bei den Profis als Spieler dazugehört“, sagt Keidel, der seinen Werdegang quasi in Deniz Zeitler und Max Plath, die beide aus dem FCI-Nachwuchsleistungszentrum hochkommen, wiederfindet.
Klar, dass auch Papa Ralf Keidel, der zwischen 2006 und 2012 ebenfalls für die Schanzer Profis kickte und aus dem defensiven Mittelfeld auf die Außenverteidigerposition rutschte, stolz auf seinen Sohn ist. Noch fehlen Felix 46 Einsätze, um seinen Vater (111 Spiele, 4 Tore) beim FCI zu überflügeln. Aber wenn der Junior seinen Weg bei den Schanzern fortsetzt, sollte dies das kleinste Problem sein.
DK