1179 Tage war Michael Köllner Coach von 1860 München, ehe er wenig später den Trainerposten beim Drittliga-Konkurrenten FC Ingolstadt annahm. Vor seinem ersten Wiedersehen mit den Löwen im Derby an diesem Samstag (16.30 Uhr/Magenta Sport) im Audi-Sportpark rechnet der 53-Jährige mit dem ehemaligen Löwen-Geschäftsführer Sport, Günther Gorenzel, ab.
„1860 München hat den Aufstieg nicht mit meiner Entlassung abschreiben müssen, sondern erst mit den vier Spielen danach, als der Geschäftsführer versucht hat, sich als Trainer auszutoben. Da hat man nur zwei von zwölf möglichen Punkten geholt“, schoss Köllner Richtung Gorenzel, der mittlerweile Geschäftsführer beim österreichischen Bundesligisten Austria Klagenfurt ist.
Köllner machte auf der Pressekonferenz vor der Partie keinen Hehl daraus, wie sehr ihn das Ende bei den Löwen, wo er im Januar 2023 nach mehr als drei Jahren entlassen worden war, noch mitnimmt. „Was mir wehtut, ist, dass man mich nach dreieinviertel Jahren so entlässt und mir nicht einmal die Möglichkeit gab, mich in drei Sätzen bei den Fans zu bedanken. Man fühlt sich wie ausradiert“, sagte der Ex-Löwen-Trainer und gab einen Einblick in sein Seelenleben.
FC Ingolstadt empfängt 1860 München: Köllner freut sich auf das Spiel
Dennoch freut sich Köllner auf das Spiel und das Wiedersehen mit den Fans. „Wir haben viele ergreifende Momente erlebt, auch wenn wir den Aufstieg nicht ganz gepackt haben. Aber wir haben den Verein durch eine schwere Zeit geführt, und die Fans haben ein besonderes Gespür, was jemand leistet und ob er mit dem Herzen dabei ist. Ich bin sicher, dass sie eine gute Stimmung im Stadion verbreiten werden“, sagte Köllner, der seine emotionale Nähe zu seinem Ex-Verein nicht verbergen will. „In meinem Herz ist immer Platz für Vereine, wo man lange gewirkt hat. Da gehört der Club dazu, da gehört genauso Sechzig dazu, und jetzt versuche ich viel Platz zu schaffen für die Schanzer, da tue ich alles dafür“, meinte Köllner und ergänzte: „Aber die dreieinviertel Jahre bei 1860 lassen sich nicht ausradieren. ,Einmal Löwe, immer Löwe‘ ist kein blöder Spruch, sondern das sind vier tiefgreifende Buchstaben, die bei mir deutliche Spuren hinterlassen haben.“
Trotz des emotionalen Exkurses in seine Vergangenheit bemühte sich Köllner, die Brücke zu seiner eigentlichen Aufgabe als Trainer des FC Ingolstadt zu schlagen. „Wir freuen uns auf ein nahezu volles Stadion, das ist schon etwas Besonderes. Wir wollen zeigen, dass wir heimstark sind. Wir werden alles in die Waagschale werfen, damit die Punkte in Ingolstadt bleiben“, bekräftigte der FCI-Coach. Rund 13500 Zuschauer, darunter wohl gut 6000 Löwen-Anhänger, werden im Audi-Sportpark erwartet.
FCI gegen 1860: 21. Aufeinandertreffen der oberbayerischen Nachbarrivalen
Die Voraussetzungen für einen Heimsieg im 21. Aufeinandertreffen der oberbayerischen Nachbarrivalen (fünf FCI-Siege, acht Löwen-Erfolge) schätzt der 53-Jährige allerdings selbst nicht als besonders hoch ein – und das liegt an einer überraschend großen Ausfallliste. Zu Kapitän Lukas Fröde, der aufgrund des unberechtigten Platzverweises in Dresden gesperrt ist, kommen Vizekapitän Simon Lorenz (muskuläre Probleme), Benjamin Kanuric und Arian Llugiqi (beide erkrankten während beziehungsweise nach der Länderspielreise mit dem österreichischen bzw. kosovarischen U21-Team) sowie Thomas Rausch (ebenfalls erkrankt) hinzu. „Aufgrund der Personalsituation sind wir Außenseiter in dem Spiel, 1860 hat eine starke Mannschaft und will in die Erfolgsspur zurückkehren“, sagte Köllner und schob den Löwen die Favoritenrolle zu.
Gleichwohl ändert sich an der Ausgangslage wenig. Beide Teams stehen unter Druck und wollen nach zuletzt drei Spielen ohne Sieg wieder in Tritt kommen. Und auch die Löwen beklagen Ausfälle. Linksverteidiger Fabian Greilinger muss wegen Problemen am Hüftbeuger passen, Rechtsaußen Morris Schröter plagen Adduktorenschmerzen. Dafür steht Tim Rieder nach mehrmonatiger Verletzungspause vor einem Comeback.
1860-Coach über Ingolstadt-Partie: „Ein Derby ist immer etwas Spezielles“
1860-Coach Maurizio Jacobacci rechnet mit einem heißen Kampf. „Wir wissen um die Brisanz dieses Spiels. Ein Derby ist immer etwas Spezielles. Ingolstadt wird über den Kampf versuchen, uns den Schneid abzukaufen“, sagte Jacobacci, der den FCI nicht in der Außenseiterrolle sieht und auch das Wiedersehen seines Teams mit Köllner nicht in den Vordergrund rücken will. „Ob es gegen den Ex-Trainer von 1860 München geht, sollte eigentlich nicht im Fokus stehen. Für den einen oder anderen Spieler ist das Spiel vielleicht etwas Spezielles, für mich nicht. Wir wollen die Oberhand behalten“, sagte der 60-Jährige.
DK
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