Langweilig ist es derzeit mit dem FC Ingolstadt wahrlich nicht. Acht Tore am Dienstag (4:4 in Köln), acht am Freitag – aber dieses Mal gingen die Schanzer beim 5:3 (2:2) gegen Borussia Dortmund II als Sieger des Spektakels hervor.
Die FCI-Fans jubelten und feierten nach dem Schlusspfiff im Audi-Sportpark mit der Mannschaft, die ihre Serie auf fünf Spiele ohne Niederlage ausbaute. Damit wuchs zumindest der Abstand auf die Spitzenplätze nicht weiter an.
FCI-Trainerin Sabrina Wittmann ließ sich vom Freudentaumel jedoch nicht mitreißen, quittierte den Endstand mit versteinerter Miene und kommentierte die Partie mit einem hörbaren Stoßseufzer. „Ja, es war ein Spektakel, aber ich hätte gerne mit ein oder zwei Gegentoren weniger gewonnen“, sagte die 33-Jährige am Ende einer nervenaufreibenden Woche, in der ihr Team in jedem Spiel zunächst einem Rückstand hinterherlaufen musste.
Gegen den BVB II stand es sogar 0:2 nach 25 Minuten, obwohl die Schanzer mit Tempo, Spielwitz und Chancen in die Partie gestartet waren. „Wir machen uns das Leben immer selbst schwer. Das 0:2 war eine kalte Dusche. Umso bewundernswerter, dass wir bis zur Pause noch egalisieren konnten“, meinte Wittmann, die ihre Gefühlslage nach dem erneuten Rückstand kaum in Worte fassen konnte: „Ich weiß nicht, was ich gedacht habe, es ging alles sehr schnell. Natürlich war ich sauer, es war ein Mix aus vielen Gefühlen, aber ich vertraue den Jungs. Sie haben oft genug bewiesen, dass sie Rückstände drehen können.“
Tolles Startelfdebüt des 17-jährigen Deniz Zeitler
Möglich machte dies nicht zuletzt Deniz Zeitler. Der 17-jährige, gebürtige Ingolstädter meisterte sein Startelfdebüt in der 3. Liga, das er dem erkrankten Pascal Testroet zu verdanken hatte, mit Bravour. Das 1:2 erzielte Zeitler kaltschnäuzig selbst (28.), das 2:2 durch Yannick Deichmann bereitete er gekonnt vor (45.). Zudem hatte der flinke und technisch beschlagene Stürmer weitere Chancen selbst auf dem Fuß oder bereitete sie vor.
Nach der Pause drehten die Ingolstädter das Spiel dann komplett. Erneut Deichmann, dieses Mal per Kopf (74.), Max Besuschkow per Abstauber nach einem Schuss von David Kopacz (79.) und Kopacz selbst (90.), der von Dennis Borkowskis feiner Vorarbeit profitierte, machten den Sieg perfekt. Eberweins zwischenzeitliches 3:4 (85.) sorgte nochmals kurz für weiteres Nervenkitzel.
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„Es war wieder ein sehr wildes Spiel“, gestand Kopacz, bekam aber leuchtende Augen, als er fortfuhr: „Die Mannschaft hat wieder Moral bewiesen, wie wir uns die Tore erkämpften und jeder für den anderen fightete, war aller Ehren wert. Die zweite Halbzeit sah richtig gut aus.“
Sein Kollege Deichmann sah dies genauso. „Moral und Charakter stimmen bei uns absolut. Wir haben uns in der Pause gesagt, dass uns das Unentschieden nicht reicht, wir wussten, dass wir die bessere Mannschaft sind und es endlich mal komplett drehen wollten. Das haben wir geschafft, und darüber sind wir froh.“
Erleichtert war am Ende auch Sportdirektor Ivica Grlic, dessen Gemütslage schwankte. „Auf der einen Seite ist so ein Spiel Werbung, auf der anderen Seite ist der Puls sofort auf 180, wenn wir ein Spiel so anfangen. Die Mannschaft hat zwar des Öfteren bewiesen, dass sie Rückstände nicht umwerfen, aber es ist ganz wichtig, dass wir defensiv noch stabiler werden“, sagte Grlic und legte den Finger in die Wunde: „Wir müssen wacher sein.“
Grlic: „Wir wollen eine eigene DNA“
Dagegen gefiel Grlic, wie Zeitler und Max Plath, der den gelbgesperrten Kapitän Lukas Fröde ersetzte, das Schanzer Spiel belebten. „Wir haben ja eine Idee, warum wir viele junge Spieler einbauen. Wir wollen eine eigene DNA und eine gute Durchlässigkeit haben, wenn unsere Talente, die Qualität dazu haben“, erklärte der 49-Jährige.
Wie viel der Sieg wert ist, wird sich am kommenden Samstag (14 Uhr) zeigen, wenn mit dem ebenfalls mit sich kämpfenden Dynamo Dresden ein Aufstiegskandidat im Audi-Sportpark gastiert. Grlic blickt aber schon weiter voraus. „Wir müssen erst mal schauen, dass wir bis zum Winter den Anschluss nicht verlieren. Wenn wir dann alles an Bord haben, können wir voll auf Angriff gehen. Jetzt gilt es erst mal, uns weiterzuentwickeln und Kontinuität reinzubekommen, auch was die Punkte angeht“, meint der FCI-Sportdirektor, will sich aber nicht festlegen, wie viel Rückstand bis zur Winterpause tolerabel ist.
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In den verbleibenden sieben Begegnungen können die Ingolstädter noch einiges gutmachen – vorausgesetzt sie stoppen die Gegentorflut. Grlic ist zuversichtlich: „Auch wenn wir viele Gegentore bekommen haben, haben wir gepunktet und fünf Spiele in Folge nicht verloren, da müssen wir weitermachen. Wenn wir noch stabiler werden, ist in der Rückrunde vieles möglich.“
DK
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