Der FC Ingolstadt und Trainerin Sabrina Wittmann können erst einmal durchatmen. Der hart erkämpfte 2:1-Sieg gegen Hansa Rostock, bei dem die Schanzer auch mit dem Glück im Bunde standen, hat zunächst den ganz großen Druck von den Schultern der Verantwortlichen genommen.
Platz elf und zehn Punkte sind für den selbst ernannten Aufstiegskandidaten zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber der Abwärtstrend ist zumindest gestoppt, wenngleich die Aufstiegsränge (sechs Punkte) weiter entfernt bleiben als die Abstiegszone (drei Punkte).
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Grlic: „Sie ist die Trainerin und muss Entscheidungen fällen“
Erleichtert ist neben Mannschaft und Trainerstab daher auch Sportdirektor Ivica Grlic. Der 49-Jährige nahm Wittmann gleich nach dem Schlusspfiff in die Arme und herzte sie lange – eine schwierige Entscheidung im Hinblick darauf, ob die 33-Jährige die richtige Besetzung auf der Trainerposition ist, bleibt ihm in diesem frühen Saisonstadium noch erspart. „Wenn man vier Spiele hintereinander nicht gewinnt und man viele Gegentore bekommt, ist man happy, dass man mal wieder gewonnen hat. Wir haben in den vergangenen drei Wochen daran festgehalten, was wir uns vorgenommen hatten, und wir werden weiter hart daran arbeiten“, sagt Grlic und fasst zusammen, was ihm beim dritten Erfolg im achten Saisonspiel besser gefallen hat als bisher. „Wir waren im Verteidigen resoluter, auch dass die Mannschaft an sich geglaubt hat. Wie Sabrina gesagt hat, haben wir nicht alles richtig gemacht, weil wir gewonnen haben, aber doch einiges. Darauf wollen wir aufbauen“, meint Grlic.
Verbesserte Defensive
Der gebürtige Münchner mit bosnischen Wurzeln nahm dafür auch Wittmann in die Pflicht, die nach elf Drittliga-Spielen an der Seitenlinie nach wie vor den Rat erfahrener Profis im Geschäft sucht. „Es ist eine gewisse Stärke von Sabrina, dass sie das sagt und auch mehr kommuniziert. Wir stehen ihr natürlich auch mit Ratschlägen zur Seite, aber Fakt ist, dass sie die Trainerin ist und sich für den Job entschieden hat. Da muss sie Entscheidungen fällen“, sagt Grlic.
Vielleicht war Rostock ja genau der richtige Gegner, um Tritt zu fassen. Immerhin bestätigte sich die Statistik, nach der die Hanseaten den Schanzern liegen, In nunmehr 13 Aufeinandertreffen siegte der FCI siebenmal und verlor nur eine einzige Partie. Allerdings hätte die Statistik wohl keinen Bestand gehabt ohne das von allen Seiten zitierte Glück und den starken Paraden von Torwart Marius Funk – der Sieg hing am seidenen Faden.
Dennoch: Erstmals seit dem 2:1-Auftakterfolg gegen Waldhof Mannheim kassierten die Schanzer nur ein Gegentor und ließen insgesamt weniger Großchancen des Gegners zu als bisher – auch wenn Funk zweimal den Ball noch ans Aluminium lenken musste, um einen Gegentreffer zu verhindern. Umgekehrt hatten David Kopacz und Sebastian Grönning zwei Riesenmöglichkeiten, um die Partie vorzeitig zu entscheiden. Steigerung ist also in allen Bereichen möglich und dringend nötig, um tatsächlich das große Ziel Aufstiegskampf in Angriff nehmen zu können.
Daher legt Grlic erneut den Finger in die Wunde. „Wir haben unsere Qualitäten, aber wenn man sieht, wie viele Gegentreffer wir bekommen haben, ist das nicht unser Anspruch“, sagt der FCI-Sportdirektor, sieht aber eine Aufwärtstendenz. „Von den Chancen her, die der Gegner hatte, war das dieses Mal absolut okay“, befindet Grlic.
Deichmann: „Wir müssen Spiel für Spiel ackern“
Die Spieler gehen trotz des Erfolgs ebenfalls kritisch mit sich um. „Wir müssen Spiel für Spiel ackern und die Partien aus einer kompakten Defensive aufziehen“, fordert Yannick Deichmann, der seit zwei Spielen wieder in der Startelf steht: „In den kommenden Begegnungen dürfen wir jetzt keinen Schritt weniger machen.“
Siegtorschütze Sebastian Grönning, der einen weiten Einwurf Ryan Malones zum 2:1 einköpfte, betont: „Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute gefightet – jeder hat alles gegeben. Wichtig war vor allem, dass wir nur einen Gegentreffer bekommen haben. Das macht’s natürlich einfacher, zu gewinnen“, sagt der Däne, der seinen drittes Saisontor wieder als Joker erzielte. Seine Qualität, von der Bank aus sofort zu funktionieren, „droht“ für ihn zum Erfolgsmodell zu werden – sechs seiner elf Drittliga-Tore erzielte er als Einwechselspieler.
Ob der Sieg bereits die Wende war, wird sich erst zeigen. Die Auswärtspartie bei Aufsteiger Alemannia Aachen (Samstag, 16.30 Uhr) wird der nächste Gradmesser, dann folgt eine zweiwöchige Länderspielpause. „Das wird ein extrem schweres Spiel“, meint Grlic bereits und hat Respekt vor der Kulisse am Tivoli. Torschütze Pascal Testroet, der die Schanzer mit 1:0 in Führung gebracht hatte, freut sich auf die Stimmung in der 33 000 Zuschauer fassenden Arena. „Es ist lange her, dass ich in Aachen gespielt habe. Das wird bestimmt ein geiles Spiel. Da möchten wir den nächsten Dreier holen.“
DK
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