Wie groß die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim FC Ingolstadt derzeit ist, hat das 2:3 (1:3) am Samstag beim VfB Stuttgart II gezeigt.
Die Schanzer präsentierten sich vor den Augen ihres Ex-Trainers Rüdiger Rehm 45 Minuten lang defensiv desaströs, kassierten im vierten Spiel in Folge mehr als ein Gegentor und müssen sich so eher nach unten als in Richtung Aufstiegsränge orientieren. „Wir haben aus dreieinhalb Chancen des Gegners drei Tore zugelassen. Das ist am Ende natürlich ein Killer“, bilanzierte FCI-Trainerin Sabrina Wittmann, die bei den Profis erstmals zweimal in Folge verlor.
Die Ingolstädter hatten sich zwar vorgenommen, defensiv besser zu stehen als in jüngerer Vergangenheit. Doch dieser Plan ging gegen das Reserveteam des amtierenden deutschen Vizemeisters nur für ein paar Minuten auf. Dann setzte Wahid Faghir Leonhard Münst mit der Hacke wunderbar in Szene, und dieser schoss flach rechts unten zum 0:1 aus Schanzer Sicht ein (10. Minute). Simon Lorenz hatte sich in der Entstehung des Rückstands zu schnell aus der Viererkette gelöst. Der Abwehrchef stellte bei seiner Rückkehr in manchen Situationen zu viel Gier im Zweikampfverhalten aufseiten des FCI fest. „Wir müssen den richtigen Moment finden, wo wir aus dem Pressing rausgehen, hinter den Ball kommen und uns neu organisieren“, gab sich Lorenz selbstkritisch.
Schanzer Hoffnung im Keim erstickt
Beim 0:2 durch Frederik Schumann (19.) war die Defensive der Schanzer zwar hinter dem Ball. Weil das Mittelfeld und die rechte Abwehrseite allerdings nur Geleitschutz leisteten, konnte Jarzinho Malanga Schumann anspielen, der die Vorlage ebenfalls rechts unten im Tor veredeln konnte.
Nachdem Lorenz eine Flanke Ryan Malones einköpfte (29.) und die Ingolstädter durch sein 1:2 ins Spiel zurückholte, erstickte neuerliche defensive Passivität Hoffnungen auf einen schnellen Ausgleich im Keim. Erst konnte Münst im Strafraum gegen vier Schanzer aufdribbeln, im Anschluss kam der stärkste Stuttgarter nach einem Zupfer von Lukas Fröde ins Straucheln und nach einem Tritt von Lorenz auf den Spann zu Fall.
FC Ingolstadt verursacht Elfmeter um Elfmeter
Beim dritten Foulelfmeter im fünften Saisonspiel (!) musste sich FCI-Keeper Marius Funk gegen Faghir erstmals geschlagen geben (43.) – 1:3. „Es war uns klar, dass wir jetzt nicht die Hand auflegen und dann alles gut wird. Das ist eine Sache, die wir Woche für Woche weiter angehen und trainieren müssen“, sagte Wittmann zur Flut an Gegentreffern (bereits zehn, nur die Löwen sind mit elf noch schlechter). Einige Faktoren wollte die 33-Jährige bei der Ursachenforschung aber ausschließen. „In der Struktur, in der Rückwärtsbewegung und in der Intensität kann ich den Jungs keinen Vorwurf machen“, sagte sie.
Offensiv wurden die Schanzer auch nach der Einwechslung von Neuzugang Max Besuschkow nur durch Standards gefährlich – wie beim 2:3, als Malone eine Ecke des Jokers Richtung Tor köpfte und Stuttgarts Lukas Laupheimer entscheidend abfälschte (62.). Ein Dreifachwechsel (Deniz Zeitler, Dennis Borkowski und Yannick Deichmann für Benjamin Kanuric, David Kopacz und Tim Heike; jeweils 81.), der die Schlussoffensive einläuten sollte, verpuffte. Heike, der erstmals in der Liga in der FCI-Startelf stand, blieb abgesehen von einer Kopfballchance blass (36.).
Die sechs Punkte des FCI, die nach drei Spieltagen etwas hermachten, wirken zwei Niederlagen später deutlich mickriger. „In Summe sehen die Ergebnisse viel schlechter aus, als ich uns unter der Woche empfinde und ich die Jungs am Wochenende sehe. Wir machen viele Dinge richtig, aber in den entscheidenden Momenten müssen wir auf jeden Fall nachholen, damit wir das in unsere Richtung drehen“, merkte Wittmann an, die mit ihrem Team am kommenden Samstag (14.03 Uhr/BR und Magenta Sport) daheim gegen Rot-Weiss Essen schon unter Zugzwang steht.
Statistik
Stuttgart: Seimen - Faghir (60. Kastanaras), Olivier, Nothnagel, Reichardt, Boakye (81. Sessa) - Laupheimer, Simnica, Münst - Diehl (8. Schumann), Malanga (60. Raimund).
FCI: Funk - Costly, Malone, Lorenz, Dühring (90. Dittgen) - Fröde - Kopacz (81. Deichmann), Keidel (54. Besuschkow), Kanuric (81. Zeitler) - Heike (81. Borkowski), Grönning.
Schiedsrichter: Rupert (Dortmund). – Tore: 1:0 Münst (10.), 2:0 Schumann (19.), 2:1 Lorenz (29.), 3:1 Faghir (43., Elfmeter), 3:2 Laupheimer (62./Eigentor). – Zuschauer: 1000.
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