„Die Tabelle“, sagte Lukas Fröde am Wochenende, „spielt zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt keine Rolle“.
Wichtig sei, dass die Richtung stimme. „Und das tut sie meiner Meinung nach“, befand der Kapitän des FC Ingolstadt. „Wir schaffen es einfach noch nicht, Woche für Woche die richtigen Ergebnisse zu holen.“ Stabil ist die Leistungskurve der Schanzer in der laufenden Saison der 3. Liga in der Tat noch nicht: Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage – aufstiegsreif geht anders. So zeigte nicht zuletzt das bittere 1:2 gegen den TSV 1860 München, dass der „Prozess“, in dem sich der FCI laut Trainerin Sabrina Wittmann befindet, noch lange nicht abgeschlossen zu sein scheint. Die Suche nach der eigenen Identität läuft. Was 2024/25 bislang auffiel:
FC Ingolstadt zu anfällig
Stimmte die defensive Struktur in der Vorbereitung auch gegen höherklassige Teams wie Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm (1:1) oder den FC Empoli (0:0; aktuell immerhin Siebter in der Serie A), waren die Ingolstädter in der Liga viel zu leicht zu knacken. Der offensive Ansatz der Wittmann-Elf glich bislang einem Spiel mit dem Feuer, das die FCI-Defensive bei leichtfertigen Ballverlusten ihrer Vorderleute oder im eigenen Spielverlauf nicht immer zu löschen wusste. Keeper Marius Funk spielte, abgesehen von einem Lapsus bei der SpVgg Unterhaching (1:2) eine sehr solide Saison (inklusive zwei parierter Elfmeter), konnte sein Tor aber noch nicht sauber halten und musste schon sieben Gegentreffer in vier Spielen hinnehmen – nur drei Teams in der 3. Liga kassierten mehr. 2022 wahrte Funk zum Start in die Saison viermal (!) die weiße Weste. „Wir kriegen viel zu viele Gegentore. Das soll nicht heißen, dass unsere Defensive schlecht ist. Aber es sind einfach zu viele Gegentore“, monierte Stürmer Pascal Testroet.
Wittmann tüftelt noch an Stammelf
Die Schanzer starteten mit Testroet und Neuzugang Dennis Borkowski im Angriff in die ersten beiden Spiele gegen den SV Waldhof Mannheim (2:1) und Unterhaching. Weil Sebastian Grönning nach seinen Einwechslungen glänzte, durfte er gegen den 1. FC Saarbrücken (3:2) von Beginn an ran – und überzeugte erneut, sodass er Testroet vorerst auf die Bank verdrängen konnte. Gegen die Löwen blieben Grönning (2 Saisontore) und Borkowski (0) extrem blass, erst durch Testroets (2) Einwechslung kam etwas mehr Schwung ins FCI-Spiel. „Wir sind noch so ein bisschen in der Findungsphase, welche Spieler zusammenpassen“, gab Testroet zu. Neuzugang Tim Heike, vergangene Saison mit starken 21 Treffern zweitbester Torschütze in der Regionalliga Nordost, spielte bislang kaum eine Rolle und kam auf lediglich 38 Einsatzminuten. Im Zentrum starteten seit Felix Keidels verletzungsbedingter Auswechslung am ersten Spieltag stets Fröde sowie der unbekümmerte und kampfeslustige Youngster Max Plath. Kein defensiver Feldspieler stand in jeder Partie in der Startelf. Wäre Abwehrchef Simon Lorenz nicht kurzfristig erkrankt gewesen, wäre der FCI gegen die Löwen aber immerhin wohl zum ersten Mal mit einer im Vergleich zur Vorwoche unveränderten Viererkette aufgelaufen. Auffällig: Allrounder Yannick Deichmann, wegen Marcel Costlys Verletzung zu Saisonbeginn zweimal Außenverteidiger, musste gegen Saarbrücken und München 90 Minuten lang auf der Bank schmoren. Beständigkeit in der Startelf gab es neben Funk und Fröde nur auf dem Flügel mit Benjamin Kanuric und David Kopacz (je vier Einsätze).
Spiel der Schanzer zu leicht ausrechenbar
Der wunderbare Spielzug zu Keidels 1:0 gegen Mannheim machte Lust – doch spielerisch haperte es meist. „Wir müssen flüssiger im Ballbesitz werden, damit wir die einzelnen Ebenen sauberer und klarer überspielen. Das strahlt mehr Sicherheit aus“, erklärte Testroet. Zu oft wurde der FCI nur durch Standards gefährlich, vier ihrer sieben Treffer erzielten die Schanzer nach einem ruhenden Ball. Sobald Mannschaften cleverer verteidigten als die überforderten Saarbrücker – gegen 1860 brachten auch zehn Eckbälle nichts –, waren die Ingolstädter mit ihrem Latein schnell am Ende. Kreative Impulse aus dem Zentrum fehlten. „Wir waren nicht zwingend genug“, meinte Fröde am Samstag. Ein Satz, den er aus Schanzer Sicht in dieser Saison leider schon öfter gesagt haben könnte.
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