Auch wenn Sabrina Wittmann sich dazu noch nicht äußern möchte: Es deutet alles darauf hin, dass auf der Liste der Teilnehmer für den kommenden Lehrgang zur Uefa-Pro-Lizenz, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Mitte Januar bekanntgeben wird, der Name der Trainerin des FC Ingolstadt erscheint.
Damit würde sich für die 33-Jährige schon früh im neuen Jahr ein wichtiger Vorsatz für 2025 erfüllen. Gleichzeitig gehen damit für Wittmann und ihre Schanzer Änderungen einher. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Trainer-Fortbildung.
Was ist die Uefa-Pro-Lizenz?
Höher geht es nicht mehr: Die Uefa-Pro-Lizenz (UPL) ist die Ausbildung für Trainerinnen und Trainer im Hochleistungsbereich und Voraussetzung dafür, um in Deutschland in einer Profiliga (sprich 3. Liga oder höher) als Cheftrainer arbeiten zu dürfen oder international als Coach einer Nationalelf tätig zu sein. Der Lehrgang 2025 ist der insgesamt 71. in der DFB-Geschichte. Für den 70. war Wittmann abgelehnt worden.
Bislang hat Wittmann die UPL nicht – Strafe für FCI?
Zu den Absolventen des 70. Lehrgangs gehören unter anderem Andreas Patz (SSV Jahn Regensburg) und Merlin Polzin (Hamburger SV). Für Gesprächsstoff sorgte vergangene Saison aber vor allem Ex-Unterhaching-Trainer Marc Unterberger. Weil der heute 36-Jährige die SpVgg in der 3. Liga schon vor dem Erwerb seiner Uefa-Pro-Lizenz coachte, wurden die Münchner Vorstädter vom DFB kräftig zur Kasse gebeten: eine Einmalzahlung von 10 000 Euro, dazu 3500 Euro Strafe für jedes „lizenzfreie“ Spiel Unterbergers. Insgesamt wurden so 80 000 Euro fällig. In den DFB-Statuten heißt es zum Thema: „Die Strafzahlung endet, sobald die Mannschaft von einem verantwortlichen Cheftrainer betreut wird, der entweder über die Pro-Lizenz verfügt oder mit dem Pro-Lizenz-Lehrgang begonnen hat.“ Müssen die Schanzer für Wittmann blechen? Wahrscheinlich schon. Es sei denn der Klub, der sich hierzu bislang nicht äußerte, hätte eine Sonderregelung mit dem DFB getroffen. Ansonsten würden neben der Einmalstrafe aufgrund Wittmanns 19 absolvierter Liga-Spiele als Cheftrainerin 66 500 Euro fällig, insgesamt also 76 500.
Wie sieht der Rahmen des Lehrgangs aus?
Der Bewerbungsprozess für die im Januar startenden Lehrgänge endet meist im August zuvor, zugelassen werden zirka 15 Frauen und Männer. Nach zwölf bis 15 Monaten, in denen unterschiedliche Leistungsnachweise erbracht werden müssen (etwa Coaching-Praxis, Analyse, Hospitation, Belastungsmanagement, Sportpsychologie), haben die Teilnehmer bei bestandener Prüfung die höchste Lizenzstufe im deutschen Trainerwesen erklommen. Der Lehrgang, der knapp 20 000 Euro pro Teilnehmer kostet (exklusive Verpflegung und Logis), ist in Präsenzphasen auf dem DFB-Campus in Frankfurt und virtuelle Einheiten aufgeteilt. Wittmann wäre für die Dauer der Fortbildung zirka zweieinhalb Tage im Monat nicht bei ihrer Mannschaft. Leiter des Lehrgangs ist seit Neujahr Arno Michels (57), jahrelang Co-Trainer an der Seite von Ex-Bayern-Coach Thomas Tuchel. Michels gewann in dieser Rolle unter anderem die deutsche Meisterschaft mit den Münchnern (2023) und die Champions League mit dem FC Chelsea (2021).
Was verändert sich durch Wittmanns Teilnahme?
Da der Anteil der Präsenzphasen im Zuge der UPL inzwischen relativ gering ist, wäre Wittmanns zeitweises Fehlen im Schanzer Alltag aufzufangen. Die Trainerin dürfte noch stärker auf die enge Zusammenarbeit mit ihren „Co’s“ Fabian Reichler und Ilia Gruev sowie die Eigenverantwortung der Profis setzen. „Ich bin stolz auf uns, dass wir so ein Miteinander haben, dass wir uns so gefunden haben. Schön, dass man gemeinsam reift“, sagt Wittmann im Rückblick auf die vergangenen Monate. Vor allem auf die Trainerin kommt mit dem Lehrgang eine enorme Mehrbelastung hinzu. Denn eines würde sich durch eine Zulassung Wittmanns gewiss nicht ändern: der hohe Erfolgsdruck, unter dem sie und ihre Mannschaft in der Rückrunde stehen. Weil sie unbedingt aufsteigen wollen – oder wie es Präsident Peter Jackwerth wiederholt nannte „müssen“.