„Kandidatur hat etwas bewegt“
Nach historischer Wahl beim FCI: Ex-Präsidentschaftskandidat Christian Träsch blickt zurück

05.02.2025 |

Christian Träsch bei seiner Rede am Wahlabend. Mit dem 37-jährigen Ex-Nationalspieler bewarb sich erstmals ein neuer Kandidat für das Präsidentenamt beim FCI. Foto: Bösl

Heute wird der FC Ingolstadt 21 Jahre alt. Vor genau zwei Monaten bestätigten die Mitglieder Präsident und Vereinsgründer Peter Jackwerth im Amt. Gegenkandidat Christian Träsch, der als erster Herausforderer in der Vereinsgeschichte antrat, blickt auf die Wahl zurück und schildert seine Eindrücke von den Schanzern.

  

Herr Träsch, exakt zwei Monate ist die Präsidentenwahl beim FC Ingolstadt nun her. Wie blicken Sie auf diesen Tag zurück?

Christian Träsch: Es war eine sehr interessante, intensive Zeit, gerade die Wochen vor der Wahl. Der Wahlabend selbst war eine unglaubliche Erfahrung für mich und uns alle, weil man einfach gesehen hat, was eine Wahl bewirken kann. Statt 200 – wie in den Jahren davor – kamen 800 Mitglieder, um abzustimmen. Das zeigt das Interesse am FCI. Wie die Wahl abgelaufen ist, war schon ein Stück weit kurios, das Durcheinander und die aufgeheizte Stimmung. Es war sehr lehrreich.

FCI: So beurteilt Träsch die Präsidentenwahl


Sie haben mit Ihrem Team 40 Prozent der Stimmen geholt. Wie werten Sie das Ergebnis?

Träsch: Also, ich sag mal so: Natürlich sind wir angetreten, um zu gewinnen. Wir wollten einiges verändern beim FC Ingolstadt. Letztlich war das nach der demokratischen Wahl nicht gewünscht. Aber ich finde schon, dass man gesehen hat, dass nicht alle Mitglieder die Vereinspolitik in Ordnung finden, dass sich viele eine Veränderung gewünscht hätten.

Woher kommt diese Stimmung?

Träsch: Man sieht, dass das Stadion eher leer als voll ist, obwohl der Fußball momentan ganz gut ist und die Ergebnisse stimmen. Es ist sehr schade, dass der Verein nicht so angenommen wird. Das muss man hinterfragen. Es sind verschiedene Punkte, die uns gestört haben, deshalb sind wir angetreten. Meiner Meinung nach sollte der Verein auch mehr Mitspracherecht in der GmbH bekommen. Ich bin gespannt, was jetzt mit den Frauen passiert, ob sie in die GmbH integriert werden, wie wir es vorgeschlagen haben. Einige unserer Forderungen wurden schon übernommen. Letztens habe ich einen Newsletter erhalten mit Informationen, die an die Mitglieder rausgehen. Das hat mich gefreut, dass man mal was vom Verein erfährt.

Träsch: Das muss sich beim FC Ingolstadt ändern



Was müsste sich Ihrer Meinung nach noch ändern?

Träsch: Man muss in der Stadt eine größere Verbundenheit mit dem Verein schaffen, dann kommen auch die Leute ins Stadion. Ich denke, man hat sich mit dem Aufstieg in die Bundesliga viel aufgebaut, wähnte sich aber auch am Ziel und lebt seither immer noch ein wenig in dieser Zeit. Man hat hohe Ausgaben, Peter Jackwerth hat es ja selbst gesagt, dass der Verein finanziell nicht gut dasteht. Ich finde, man hat den Apparat einfach zu groß gehalten, bei anderen Drittligisten arbeiten weit weniger Menschen. Man muss sich fragen, ob es sinnvoll ist, das weiter so zu betreiben.

Vereinspräsident Peter Jackwerth hat im Interview mit unserer Zeitung angekündigt, mit Ihnen Kontakt aufnehmen zu wollen. Ist das schon geschehen?

Träsch: Ich habe immer noch dieselbe Handynummer, aber bisher habe ich noch nichts gehört. Aus dem Interview im DONAUKURIER habe ich entnommen, dass Peter aus dem Abend nicht viel gelernt hat. Er sagte, die alte und neue Führung macht alles richtig. Ich weiß darum auch nicht, warum er sich überhaupt bei mir melden will.

Träsch: Unsere Kandidatur hat etwas bewegt



Würden Sie sich denn weiterhin im Verein einbringen wollen, selbst wenn Sie nicht gleich der Präsident wären?

Träsch: Ich werde den FC Ingolstadt immer unterstützen, weil ich einfach finde, dass es in der Stadt wenigstens Zweitliga-Fußball geben sollte. Aber ich weiß nicht, wie ich helfen oder was ich einbringen soll, wenn das jetzige Präsidium alles richtig macht. Diese Einschätzung hat mich schon ein bisschen verwundert, weil die Wahl ja nicht so eindeutig ausging. Unsere Kandidatur hat also etwas bewegt und hat die Mitglieder angesprochen. Von daher könnte man schon etwas daraus lernen.

FCI zu Gast bei 1860: Träsch gibt Derbyprognose ab

Schauen wir auf die sportliche Entwicklung: Wie steht der FCI Ihrer Meinung nach da?

Träsch: Man ist nah dran an den Aufstiegsplätzen, das ist sehr erfreulich. In einigen Spielen hat man sicher mit Glück gewonnen oder gepunktet, aber das ist egal, letztlich zählt die Tabellenposition. Ich hoffe natürlich, dass die Serie noch länger hält.

Jetzt geht es im Derby gegen die Münchner Löwen, den Verein, in dem Sie zum Profi ausgebildet wurden. Was für ein Spiel erwarten Sie am Samstag?

Träsch: Die Löwen haben sich definitiv mehr erhofft und spielen bisher eine enttäuschende Saison. Dass sie mit Patrick Glöckner einen neuen Trainer haben, macht es noch spannender, und gerade in einem Derby gilt, dass in der 3. Liga jeder jeden schlagen kann, egal wer wo in der Tabelle steht. Ich wünsche den Löwen auch, dass sie wieder in die 2. Bundesliga hochkommen. Aber jetzt hoffe ich natürlich, dass der FC gewinnt, weil das einfach der Verein in meiner Stadt ist. Es wird sicher eine gute Atmosphäre und ein hitziges Spiel im Grünwalder Stadion. Das wird sehr hart für die Schanzer.

So plant Träsch seine Zukunft


Haben Sie persönlich mittlerweile andere Pläne, nachdem Sie beim FCI bis auf Weiteres kein Amt übernehmen?

Träsch: Na gut, man muss dazusagen, ich hatte einige andere Angebote, bevor ich für das Präsidentenamt beim FCI kandidierte. Der DFB ist auf mich zugekommen, ich war auch mit Sportdirektor Christian Gentner vom VfB Stuttgart im Gespräch. Aber ich bin mit meiner Familie in Ingolstadt sehr verwurzelt und werde sicher nicht alleine irgendwo hingehen. Jetzt habe ich zusammen mit Den Lovric das Traineramt beim FC Gerolfing übernommen. Das ist jetzt keine Profimannschaft, aber es macht richtig viel Spaß. Mal sehen, vielleicht gefällt mir ja die Aufgabe als Trainer. Und ich werde weiter beobachten, wie sich der FCI entwickelt. In drei Jahren sind wieder Wahlen, mal sehen, was bis dahin passiert.

Wie sieht Ihre Prognose für diese Saison aus? Packen es die Schanzer?

Träsch: Die Hoffnung ist da, keine Frage. Ich sehe trotzdem immer noch andere Mannschaften ein bisschen vor dem FCI. Aber wenn sie den Lauf fortführen können, dann ist alles drin. Man darf nur nicht mehr den Anschluss zur Spitze verlieren. Insofern ist das Derby bei den Löwen schon ein richtungsweisendes Spiel.