Tabellenletzter, so schlecht wie seit 16 Jahren nicht: Eine Krise lässt sich nach der 1:3 (0:1)-Heimniederlage der Münchner Löwen gegen Viktoria Köln nicht mehr wegdiskutieren. Vor der Derbywoche mit dem Spiel beim FC Ingolstadt sind die Sechziger an einem neuen Tiefpunkt angekommen.
Um ein Gespür dafür zu bekommen, wie es nach diesen ersten Saisonwochen um die Löwen steht, hilft vielleicht diese Information: Erst auf den allerletzten Drücker, kurz vor Spielbeginn, war das Stadion an der Grünwalder Straße am Sonntag doch noch zum 44. Mal in Folge ausverkauft. Große Begeisterung um die Löwen gibt es derzeit nicht. Und vielleicht hätte sich der eine oder andere Spieler am Ende ja sogar insgeheim ein paar Fans weniger gewünscht, die beim Gang der Mannschaft in die Kurve pfiffen, schimpften und „Wir haben die Schnauze voll“ riefen. Als diese Rufe immer aggressiver und lauter wurden, drehten die Spieler ab und verschwanden.
Niemand beim TSV 1860 kann allerdings mehr die Augen vor der Situation verschließen: Mit drei Niederlagen gestartet sind die Sechziger zuletzt in der Zweitligasaison 2008/09. Tabellenletzter in der 3. Liga waren sie noch nie. Das alles vor dem Hintergrund der vielen vereinspolitischen Konflikte und des in diesem Frühjahr formulierten Anspruchs, in den nächsten fünf Jahren die Nummer zwei in Fußball-Bayern werden zu wollen. In Bayern wohlgemerkt, nicht in der Regionalliga Bayern. Alarmierende Beispiele von abgestürzten Traditionsvereinen gibt es viele, zuletzt den MSV Duisburg.
Trainer Argirios Giannikis warb am Sonntag nun dafür, „hart ins Gericht zu gehen, aber maximal ruhig die nächsten Aufgaben anzugehen“. Allerdings stellt sich auch die Frage, wie lange er das noch darf, geschweige denn, wie ruhig es dabei zugeht. „Es geht nicht um Druck beim Trainer, sondern darum, dass wir so schnell wie möglich den Fokus auf den Platz legen, damit wir auch Spiele gewinnen und Konstanz reinbringen“, entgegnete er und fügte an: „Der Umbruch dauert bei uns scheinbar länger als bei Viktoria Köln. Wir hätten es gerne schneller gehabt.“
Dass bei den insgesamt espritlosen Münchnern überhaupt nichts zusammenlief, wäre nun auch übertrieben. Gute Chancen gab es immer wieder mal. Und das Anschlusstor des erst 18-jährigen Raphael Ott per Fallrückzieher wäre nicht nur eine willkommene, sondern vor allem eine sehr schöne Initialzündung für ein gutes Resultat gewesen (69.). Daraus wurde allerdings nichts: Weil die Löwen zu diesem Zeitpunkt bereits mit 0:2 im Rückstand lagen, nach Treffern von Bryan Henning (26.) und Said El Mala (49.). Und weil der Ex-Löwe Serhat Semih Güler einen aus Giannikis’ Sicht „fragwürdigen“ Elfmeter verwandelte (81.). Florian Bähr hatte riskant gegen Kölns Jonah Sticker gegrätscht.
Was Giannikis Hoffnung macht für die kommenden Aufgaben, von denen die unmittelbare das Derby in Ingolstadt ist, wurde er abschließend gefragt. „Die Phasen, in denen wir gut sind“, meinte der Trainer. „Die gilt es jetzt auszubauen.“
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