Mitch Kniat ist das, was man im Bairischen einen Brackel nennt. Bielefelds Trainer misst 1,91 Meter und ist eigentlich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Gegentore versetzen das Blut des 39-Jährigen aber sehr wohl in Wallung – je später, desto heftiger.
Ein solcher Treffer gelang FCI-Goalgetter Sebastian Grönning vor fast acht Monaten, als der Däne im Audi-Sportpark tief in der Nachspielzeit zum 1:1 einköpfte. Kniat drehte an der Außenlinie schier durch und Bielefeld blieb durch das späte Remis vorerst im Abstiegssumpf stecken.
Doch die Ostwestfalen kämpften sich aus dem sportlichen Schlamassel, hielten die 3. Liga und empfangen an diesem Freitag (19 Uhr/Magenta Sport) als Tabellenvierter mit 26 Punkten den Sechsten FC Ingolstadt (23) auf der heimischen Alm. „Man sieht, dass es schon ein Vorteil ist, wenn eine Mannschaft länger mit einem Trainer zusammen ist. Sie haben klare Abläufe und Strukturen“, lobt Ingolstadts Sabrina Wittmann die Arbeit ihres Trainerkollegen.
Lang hat’s gedauert, bis sich die Schanzer in dieser Saison fingen – aber nun läuft’s. Seit acht Spielen verloren die Ingolstädter in der 3. Liga nicht mehr, sind das derzeit formstärkste Team und holten durch das 4:2 gegen den VfL Osnabrück erstmals in dieser Spielzeit in zwei aufeinanderfolgenden Partien einen Sieg. „Spaß macht es immer. Aber klar ist es ein leichteres Gefühl, wenn man über einen so langen Zeitraum wettbewerbsübergreifend nicht verliert“, bekennt Wittmann.
Schanzer rechtzeitig zum Endspurt in Form
Nach dem schweren Gastspiel in Bielefeld warten daheim noch Erzgebirge Aue (am 7. Dezember; derzeit 23 Punkte, Platz acht) und der aktuelle Spitzenreiter Energie Cottbus (20. Dezember; 27 Punkte). Auswärts gastieren die Schanzer noch beim SV Wehen Wiesbaden (14. Dezember; 23 Punkte, Platz sieben). Wie positiv der FCI inzwischen wieder dasteht, zeigt die Tatsache, dass das Team im Falle eines Sieges mit zwei Toren Vorsprung die Heimreise aus Bielefeld auf Relegationsrang drei antreten würde. „Der Regler ist in der Mitte. Wir sind nicht zu euphorisiert. Wir waren aber auch nicht zu down, als es nicht so gut lief. Wir haben noch viel zu tun. Der Weg ist der richtige. Aber da liegt noch eine lange Strecke vor uns“, meinte Wittmann jüngst.
Besorgniserregende neun verletzte Spieler muss die Trainerin derzeit ersetzen; an ihrem Duo im Sturm – einer Position, auf der Wittmann im Laufe dieser Saison schon viel experimentierte – hätte sie für diesen Freitag aber fernab aller personellen Probleme wohl ohnehin nicht gerüttelt. Zu Grönning und Deniz Zeitler erklärt Wittmann: „Sie machen es zusammen ganz gut. Deshalb sind wir zuletzt in dieser Konstellation geblieben.“ Der Däne Grönning, aktuell mit Energies Timmy Thiele geteilter Führender der Torschützenliste (zehn Treffer), ergänzt: „Wir bringen unsere individuellen Stärken inzwischen viel besser auf den Platz. Ich habe meine im Strafraum, da bin ich sehr gut.“
FCI-Keeper Funk: Wissen, was wir können
Während die Schanzer ihre im September gegen Hansa Rostock gestartete Serie noch halten konnten, verlor die Arminia jüngst beim 1:2 gegen Hansa erstmals seit zehn Partien wieder. Dementsprechend motiviert erwartet Marius Funk die Gastgeber. „Das wird schon noch mal ein anderes Brett als gegen Osnabrück. Wenn wir solch eine letzte halbe Stunde abliefern wie gegen den VfL, werden wir uns dort schwer tun“, meint der FCI-Keeper und spielt auf die Schwächephase seines Teams an.
Am Selbstverständnis Funks rüttelten die trägen 30 Minuten aber nicht. „Wir wissen auch, was wir können, nämlich in Bielefeld drei Punkte holen“, sagt der 28-Jährige vor dem Duell der besten Defensive (Arminia, 13 Gegentore) gegen den besten Angriff (FCI, 36 Tore). Das sieht Grönning genauso, weiß aber, „dass wir uns ihrer Intensität unbedingt stellen müssen“. Gelingt das, könnten die Schanzer in der Tabelle vorne dabeibleiben und ihre Ungeschlagen-Serie mit in die Adventszeit nehmen. Sie müssen nur dafür sorgen, dass Kniat am Ende wieder kocht. Ob nun wegen Grönning oder wem auch immer.