Horst Eberl hat sie noch erlebt, die richtig angenehmen Zeiten für Profifußballer. Zeiten, in denen auch in dritten Halbzeiten noch Vollgas gegeben werden konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass davon schnell irgendwo irgendwelche Bilder kursieren.
„Da sind wir oft erst um 6 Uhr in der Früh raus“, berichtet der Regensburger mit einem Lächeln von feuchtfröhlichen Spielanalysen in der Kultstätte Zap oder in der Partymeile Obermünsterstraße. „Da waren früher Top-Discos.“ An seinem 80. Geburtstag lässt es der frühere Jahn-Kapitän und Jahn-Sportchef ruhiger angehen. Mit der Familie verbringt er seinen Ehrentag diesen Samstag in Fieberbrunn.
Besonders freut es Eberl, dass ihm sein Jahn in diesen Tagen keine Kopfschmerzen bereitet, so wie er das einst viel zu oft getan hat. Der Klub stand bekanntlich wirtschaftlich nicht immer (Eberl: „Wir haben immer kein Geld gehabt“) so gut da, wie er das aktuell tut.
Duell mit Kaiser als Highlight
Im alten Jahnstadion hat Eberl viele Schlachten geschlagen. Wenn er in seiner Schatzkiste wühlt, dann schwelgt er in Erinnerungen. Handshakes mit den Kapitänen der gegnerischen Teams haben dort ihren Platz. In der Ehrentruhe hat der Kaiser natürlich einen Ehrenplatz. Auch dem durfte Eberl einst die Hand schütteln. Als ihn die Nachricht ereilte, dass Franz Beckenbauer verstorben ist, da wurden die Erinnerungen wieder wach an den 27.Januar 1968. Neben den Aufenthalten mit der Bayern-Auswahl in New York und in Südafrika war das sein größtes persönliches Highlight. Es war die Partie, die bei Eberl am nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat. „Jetzt kann ich darüber schmunzeln“, sagt er mit Blick auf das Eigentor, das ihm im DFB-Pokal in der Nachspielzeit vor 25.000 Zuschauern im Jahnstadion unterlaufen ist. Gerd Müller legte noch mal zwei Treffer drauf.
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Auch Hans Meichel wirkte damals mit. Der 76-Jährige schaute einst auf zu Eberl. „Für mich war er damals ein Vorbild, mit seiner ganzen Art auf und neben dem Platz. Er war ein sehr guter Spieler.“
Wenn er nicht auf dem Fußballplatz stand, dann traf man Eberl in seinem Lotto-Laden in der Residenzstraße an. „Im Geschäft ist es auch zugegangen“, konnte er sich wahrlich nicht über zu wenig Zulauf beschweren. Und bei Eberl gab es auch ganz begehrte Ware. „Vom Uli Hoeneß habe ich alle 14 Tage 1000 Bayern-Karten bekommen. Die sind weggegangen wie warme Semmeln.“
Eberl ist viel auf den Beinen
Nun genießt er sein Rentendasein. Eberl ist im Regensburger Westen daheim. Dort und an der Donau ist er auch viel unterwegs – samt Gattin Traudi und Dalmatiner-Hündin Daisy. Die Spaziergänge halten ihn fit.
Im neuen Jahnstadion drückt Eberl auch ab und zu noch die Daumen. „Die steigen wieder auf“, prophezeit er. „Seit dem neuen Stadion geht es aufwärts. Jetzt haben sie immer zwischen sieben und acht Tausend Zuschauer. Das ist gut. Das ist zwar weit weniger als wir früher hatten, aber das war eine andere Zeit. Da gab es nur Fußball.“ Dem Sport hat Eberl selbst viel zu verdanken. „Ich war mit 16 Vollwaise. Nur der Sport hat mir damals geholfen“, sagt er, für den der Jahn mehr ist als ein Herzensverein. „Mit meinem Papa war ich schon als kleiner Bub im Jahnstadion“, blickt er auf die Anfänge zurück. Es folgten Einsätze als Balljunge und im Vorspiel mit den Schülern durfte er dann zum ersten Mal selbst in der Kultstätte ran. Rund um den SSV herrscht nun eine ähnliche (wenngleich in reduzierterer Dimension) Euphorie. Die Jahn-Ikone hofft, dass die angenehmen Zeiten für alle, die es mit dem SSV gut meinen, noch ganz lange anhalten.