Bayern und die Sieglos-Debatte
Verlorene Tabellenführung? Ist Nagelsmann „sch...egal“ – Jetzt zählt Inter-Spiel

04.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:04 Uhr

Gestikulierender Julian Nagelsmann im Spiel bei Union Berlin: „Wir haben falsche Entscheidungen getroffen“. −Foto: Imago Images

Beim Gedanken an die verlorene Tabellenführung zuckte Julian Nagelsmann gleichgültig mit den Schultern. „Ich weiß nicht einmal, welcher Spieltag ist. Wir haben den fünften, glaube ich“, sagte der Trainer von Bayern München nach dem Abrutschen auf Rang drei. Das aber, schob Nagelsmann achselzuckend hinterher, „ist mir am fünften Spieltag tatsächlich relativ scheißegal.“

Der SC Freiburg und Borussia Dortmund waren nach dem Münchner 1:1 (1:1) im umkämpften Top-Duell bei Union Berlin vorbeigezogen. Zum zweiten Mal in Folge blieb der Ligaprimus sieglos – und die „Super-Bayern“ sind plötzlich wieder Jäger.

Der erneute Durchmarsch zum Titel, der sich nach den ersten drei Spieltagen abgezeichnet hatte, ist zumindest vorerst ins Stocken geraten. Wird das Titelrennen in der Bundesliga nun etwa doch spannend? „Fragen Sie mich nach dem 25. Spieltag nochmal“, sagte Nagelsmann: „Wir versuchen, Meister zu werden. Alle anderen in der Liga hoffentlich auch.“

Die Bayern jedenfalls, das wurde im Hexenkessel Alte Försterei deutlich, sind durchaus verwundbar. Waren die Münchner beim Remis gegen Gladbach (1:1) noch am eigenen Chancenwucher gescheitert, kam Nagelsmanns Team in Berlin nur selten zu Lösungen gegen das defensive Union-Bollwerk.

Die taktische Disziplin war ausbaufähig, Nagelsmann klagte über zu viel „Freigeist“ und das mangelnde „Energieniveau“, vor dem Tor fehlte die Sauberkeit im letzten Pass. „Wir waren im Kopf nicht hundertprozentig wach in allen Situationen“, sagte Nagelsmann: „Wir haben falsche Entscheidungen getroffen.“

Der Ausgleich von Nationalspieler Joshua Kimmich (15.), der die Führung durch Sheraldo Becker (12.) schnell gekontert hatte, blieb Bayerns einziger Treffer. „Was dir bei Union Berlin wehtut ist, dass du mit 0:1 in Rückstand gerätst. Wir kommen gleich zurück, aber dann haben wir unser Tor aufgebraucht“, sagte Thomas Müller, der mit seinem 633. Bayern-Pflichtspiel in der klubinternen Bestenliste am Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn vorbeizog.

Das Duell mit dem „bisher schwierigsten Gegner“ (Manuel Neuer) kam für den FC Bayern allerdings zu einem günstigen Zeitpunkt. Am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) beginnt bei Inter Mailand die Mission Champions-League-Sieg - Berlin und der italienische Pokalsieger, das hatte Nagelsmann bereits vor dem Gastspiel in der Hauptstadt gesagt, „ähneln sich in ihrer Art und Weise“.

Das Remis in Berlin soll als Wachmacher dienen. Gleichzeitig setzt Nagelsmann auf mehr Eigeninitiative der Italiener, die nach dem verlorenen Stadtderby bei der AC Mailand (2:3) auf Wiedergutmachung pochen.

„Ich glaube nicht, dass sie sich in einem Champions-League-Heimspiel nur aufs Verteidigen beschränken“, sagte Nagelsmann.

Neuer pflichtete bei. Anders als Union, das viel mit langen Bällen agiert habe, werde Inter spielerische Lösungen suchen: „Da sehen wir unsere Chancen, dass wir Ballgewinne im Mittelfeld, einen kürzeren Weg zum Tor und mit unseren Flitzern auf den Außen ein schnelles Umschaltspiel haben.“

− sid