Vorhang zu. Abgeschirmt von unerwünschten Einblicken hat der stark in die Kritik geratene Trainer Thomas Tuchel (50) mit den in Leverkusen gedemütigten Bayern-Stars am Rosenmontag an einem Matchplan gegen Lazio Rom gearbeitet. Am Mittwoch beim Hinspiel im Achtelfinale der Champions League bei Lazio Rom (21 Uhr/Dazn) muss der deutsche Meister ein anderes Gesicht zeigen.
Gedanken machen muss sich freilich besonders Tuchel, dessen verblüffende und arg misslungene Systemumstellung, Positionsbesetzung und grundsätzliche Personalauswahl in Leverkusen Angriffsflächen lieferte. „Ich war sehr überrascht, dass die Bayern im Spiel der Spiele ausgerechnet auf die Stars mit Bayern-DNA verzichtet haben“, schrieb Lothar Matthäus, der Rekordnationalspieler mit Münchner Vergangenheit, in seiner Sky-Kolumne.
An Tuchels Stelle hätte Matthäus auf Akteure wie Müller, Joshua Kimmich oder auch Matthijs de Ligt gesetzt. Die beiden Letztgenannten betonten danach gegenüber Journalisten, dass sie topfit und einsatzbereit gewesen wären. „Ich habe in den letzten zwei Wochen alles dafür getan, schnell zurückzukommen, um von Anfang an zu spielen. Am Ende des Tages trifft der Trainer Entscheidungen, die wir Spieler akzeptieren müssen“, kommentiert Kimmich. Der Mittelfeldspieler saß 60 Minuten auf der Bank, Verteidiger de Ligt sogar das ganze Spiel. Der Holländer war 2022 für 67 Millionen Euro aus Turin gekommen und sollte Abwehrchef werden. Unter Tuchel spielt der 24-Jährige eine immer geringer werdende Rolle. Laut „Bild“ stimme die Chemie zwischen Coach und Abwehrspieler nicht, so dass sogar eine Trennung nach der Saison möglich erscheint.
Sportdirektor Freund mit klarer Erwartungshaltung
Oder denkt Tuchel nach der Schmach von Leverkusen um? Als falsch sah er seinen Topspiel-Plan auch nach der klaren Niederlage nicht an. „Wir wurden viel bestraft für wenig“, sagte der 50-Jährige.
In Rom ginge es nun darum, „eine Reaktion zu zeigen“, äußerte Tuchel. Am Montag wurde auf dem Vereinsgelände hinter dem blickdichten Vorhang etwa eine Stunde lang trainiert. Sportdirektor Christoph Freund formulierte eine klare Erwartungshaltung für die kommenden Wochen. „Wir müssen wieder bessere Spiele machen, mehr Torchancen herausspielen und wieder besser Fußball spielen“, sagte der Österreicher.
Tuchel muss liefern - schnell. Auch Matthäus sieht ihn als Trainer auf Bewährung. „Ob Tuchel jetzt wackelt? Ein Wunder wäre es nicht“, formulierte Matthäus: „Intern wird bestimmt diskutiert. Muss es sogar. Alles andere wäre nicht Bayern-like.“
Nicht nur in Thomas Müller arbeitete das 0:3 gegen Spitzenreiter Bayer zu Wochenbeginn weiter. „Das Spiel war ein absoluter Albtraum für uns“, postete der 34 Jahre alte Angreifer, der schon am Samstagabend in der BayArena eine Art Brandrede gehalten hatte.
Seine Gratulation für den Spitzenreiter und dessen „unglaubliche Siegesserie“ ergänzte Müller um diese Botschaft: „Der Kampf um den Titel ist noch nicht vorbei.“ Fünf Punkt liegen die Bayern in der Bundesliga-Tabelle hinter dem - wettbewerbsübergreifend - in 31 Partien ungeschlagenen Leverkusener Team von Coach Xabi Alonso.
Manuel Neuer: „Jeder muss sich an die eigene Nase fassen“
Für Titelambitionen müsste man in München aber erstmal die Dinge wieder in die Reihe kriegen, bemerkte Müller. Und dafür sei der Rom-Trip „die nächste Chance“. Vom Kapitän gab es derweil eine klare Hausaufgabe für die Teamkollegen. „Das war viel zu wenig von unserer Seite. Jeder muss sich Gedanken machen und an die eigene Nase fassen, warum er das nicht abgerufen hat, was nötig gewesen wäre“, sagte Nationaltorwart Manuel Neuer.
− dpa/mid
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