Nach einem wilden Sieg ließen sich die Stars des FC Bayern kurz von ihren Fans feiern. Doch das holprige 4:3 (2:0) gegen Aufsteiger Holstein Kiel diente vor einem heißen Februar nicht unbedingt als Mutmacher für die ambitionierten Münchner. In einer verrückten Schlussphase hätte der Rekordmeister beinahe noch eine souveräne 4:0-Führung verspielt.
„Keiner von uns ist glücklich nach so einem 4:3. Wir wissen, dass wir die Mentalität haben müssen, kein Tor zu kassieren. Wir dürfen da nicht abschalten“, monierte Jamal Musiala nach einer unnötig spannenden Schlussphase bei Sky. Die letzten zehn Minuten müsse man „mit den Spielern besprechen“, kündigte Trainer Vincent Kompany an.
Es gehe der Mannschaft momentan ab, „den Hunger über 90 Minuten zu haben“, ergänzte Kimmich gewohnt kritisch. Dies sei „unnötig. Es ist keine Sache der Qualität. Es ist eher in den Köpfen. Wir dürfen unsere Prinzipien nicht verlieren. Wenn wir die verlieren, sind wir eine normale Mannschaft. So sind wir gegen jede Mannschaft verwundbar.“ Man habe sich das Spiel „ein Stück weit kaputt gemacht“, so Kapitän Manuel Neuer.
Derartige Nachlässigkeiten wie gegen Kiel sollten sich die Bayern in den kommenden Wochen in der Tat nicht mehr leisten, um weiter von zwei Titeln träumen zu dürfen. Zumal es nun Schlag auf Schlag geht. Nach der Partie gegen Werder Bremen am Freitag stehen die eminent wichtigen Play-off-Duelle in der Champions League gegen Celtic Glasgow sowie die komplizierten Bundesliga-Duelle mit Herausforderer Leverkusen, Frankfurt und Stuttgart auf dem Plan.
Gegen die Störche sah es lange nicht nach einer derartigen Zitterpartie des Tabellenführers aus. Musiala (19.), Harry Kane (45.+3, 46.) mit seinen Bundesligatreffern 54 und 55 im 50. Spiel („Dieser Rekord bedeutet mir sehr viel“) sowie Serge Gnabry (54.) mit einem Traumtor sorgten früh für scheinbar klare Verhältnisse. Finn Porath (62.) und Steven Skrzybski (90.+1, 90.+3) nutzten jedoch defensive Schwächen der Bayern aus. Dennoch konnten die Münchner ihren Vorsprung auf Verfolger Bayer Leverkusen zumindest bis Sonntag auf neun Punkte ausbauen.
Immerhin war es nach dem Play-off-Frust in der Königsklasse der erhoffte Sieg, um halbwegs ruhig in die kommenden Wochen zu starten. Gefordert sind nun aber nicht nur Mannschaft und Trainer Kompany, sondern auch Sportvorstand Max Eberl, der vor wichtigen Personalentscheidungen steht.
Die erste steht offenbar kurz bevor. Mathys Tel fehlte gegen Kiel im Kader. Den 19-Jährigen begleiten seit mehreren Wochen Gerüchte über einen möglichen Abgang. Nun führt die wohl heißeste Spur zu Manchester United.
Am Freitag habe der Klub mit Tel „transparent und offen“ besprochen, dass es angesichts der aktuellen Situation „keinen Sinn“ mache, ihn in den Kader für die Partie gegen Kiel zu nehmen, sagte Sportdirektor Christoph Freund bei Sky. „Es war viel los in den vergangenen Tagen rund um den Burschen.“ Tel habe „den Kopf voll, Mathys macht sich viele Gedanken“.
Laut Freund sind „viele Vereine“ an dem Offensivspieler interessiert, Tel sei jedoch „unentschlossen“, sagte der Münchner Sportdirektor. Trotz der Wechselspekulationen sei es auch „gut möglich“, dass der Franzose den Bayern erhalten bleibt.
Offen ist weiterhin auch die Zukunft von Kimmich, Alphonso Davies, Thomas Müller, Leroy Sane, Eric Dier und Neuer, deren Verträge am Saisonende auslaufen. Zudem wollen die Bayern unbedingt mit Musiala (Vertrag bis 2026) vorzeitig verlängern.
Es gibt viel zu tun bei den Bayern - auf und außerhalb des Platzes.
− sid