Max Eberls emotionales Plädoyer für den „neuen“ FC Bayern dauerte sieben Minuten und zwanzig Sekunden. Die „außergewöhnliche“ Spielweise, die „bemerkenswerte“ Dominanz: Eberl kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Und doch wirkte der Münchner Sportvorstand an diesem Sonntagabend in Frankfurt ungewohnt geladen. Schließlich war da etwas, was ihm dann doch missfiel: „Das Einzige, was uns richtig ankotzt“, sagte Eberl, „ist das Ergebnis.“
Zu mehr als einem 3:3 (2:2) bei Eintracht Frankfurt hatte die teils drückende Überlegenheit des deutschen Rekordmeisters nämlich nicht geführt. Zum dritten Mal innerhalb einer Woche standen die Münchner mit (fast) leeren Händen da. Unglücklich? Allemal. Aber besorgniserregend? Niemals! Der Glaube an eine bessere Zukunft unter Trainer Vincent Kompany ist bei den Bayern weiter unerschütterlich. Das war er nach dem 1:1 gegen Leverkusen genauso wie nach dem 0:1 bei Aston Villa. Und das blieb er auch in Frankfurt.
„Das einzige Argument“, das an diesem Abend schließlich gegen die Bayern angeführt werden könne, sei „das Ergebnis“, betonte Eberl merklich angefressen: „Alles andere, die Art und Weise, wie wir spielen, wie dominant wir auftreten, das ist schon bemerkenswert.“ Tatsächlich fiel es auch in Frankfurt schwer, die Dominanz der Bayern angesichts von zwischenzeitlich über 80 Prozent Ballbesitz und einiger guter Chancen von der Hand zu weisen. Entsprechend „außergewöhnlich“ sei es laut Eberl, „wie wir den Zweiten der Bundesliga zum zweiten Mal bespielt haben“.
Spiel mit viel Risiko
Dass sich die Bayern gleichzeitig aber bei drei Gegentoren durch den einmal mehr überragenden Omar Marmoush (22., 90.+4) und Hugo Ekitike (35.) komplett überlaufen ließen, sei nun mal die mittlerweile bekannte Begleiterscheinung dieser Überlegenheit. „Natürlich“ spiele die Mannschaft mit Risiko, gab auch Eberl zu: „Du kannst nicht vorne alles erdrücken und dann hinten auch noch mit einem Mann Überzahl stehen.“
Es dürfte die Bayern nur noch zusätzlich bestätigen, wenn sogar der Gegner diese Bewertung teilt. „Du musst diese Eins-gegen-eins-Situationen zulassen, um so einen Fußball zu spielen und so eine Dominanz auszustrahlen“, sagte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche zum „herausragenden“ Spiel der Bayern: „Das ist deren Art und Weise Fußball zu spielen und das wird sie auch zu Titeln führen.“
Überzeugt von Kompanys Idee
Davon sind sie auch in München offenbar mehr denn je überzeugt. Die richtigen Ergebnisse werden schon zurückkommen, auch, oder gerade mit der aktuellen Spielweise. Eine Abkehr ist jedenfalls ausgeschlossen. Kompanys Idee sei schließlich Ausdruck der „Identität, die Bayern München hat“, sagte Eberl und betonte mit Nachdruck: „Du wechselst keine Identität.“ Da tut es auch nichts zur Sache, dass Kompanys Mannschaft keinen der ersten drei großen Tests in dieser Spielzeit gewinnen konnte.
In einer derartigen „Krise“, betonte Thomas Müller bei DAZN, befinde er sich jedenfalls „gerne“. Er selbst halte es zumindest für eine „gute Spielweise, wenn du einen Gegner, der Zweiter in der Bundesliga ist, auswärts so dominierst“, sagte der Routinier, der am Sonntag den verletzten Jamal Musiala in der Startelf ersetzt hatte.
Und auch Kompany selbst mahnte dazu, „einfach ruhig“ zu bleiben. Er habe noch immer „viel Hoffnung in die Mannschaft, weil nicht normal ist, was sie zurzeit macht“, betonte der Belgier. Nun gelte es einfach „weiterzumachen“. Solange bis, so Kompany, „im Spiel nur noch die Dominanz steht.“
− sid