Königsklassen-Glamour, tägliches Training mit Thomas Müller und Robert Lewandowski – das Flair eines Weltklubs: Sein Ausflug in die Glitzerwelt des FC Bayern hat bei Fiete Arp bleibenden Eindruck hinterlassen. „Ich habe eine Welt des Fußballs gesehen, die den meisten verwehrt bleibt“, sagt der Angreifer. Er spricht reflektiert und unaufgeregt.
Während Arp, inzwischen 24, von früher erzählt, seinen zwei Jahren an der Säbener, als hoch gehandelte Aktie im Milliarden-Business Profifußball, steht er mit einem Lächeln im Gesicht auf einem Sportplatz in Kiel-Projensdorf. Dort, wo alles etliche Nummern kleiner ist, wo sich zum öffentlichen Training vor dem Kracher gegen Bayern München gerade mal ein paar Dutzend Fans und eine Handvoll Journalisten versammelt haben, wirkt er zufrieden. Arp ist angekommen.
„Ja, ich fühle mich wohler, aber auch aus dem Grund, weil ich glaube, dass du, um diese Klubkultur von Bayern München zu leben, das mal länger erlebt haben und auch eine gewisse Reife dafür besitzen musst“, sagt Arp: „Ich glaube, diese positive Arroganz, dieses Selbstbewusstsein – das kannst du nicht faken, das kannst du nicht kurzfristig erlernen. Ich glaube, das ist ein längerer Prozess, und zu dem Zeitpunkt, wo ich da war, hatte ich das noch nicht.“
Arp galt als „Wunderkind“, als er 2019 vom Hamburger SV mit reichlich Vorschusslorbeeren zum deutschen Rekordmeister wechselte. Nicht wenige sagten ihm eine große Zukunft voraus. Die Bayern entlohnten ihren Youngster fürstlich, kolportierte vier Millionen Euro soll Arp in München pro Jahr kassiert haben. Durchsetzen konnte er sich in der ersten Mannschaft aber nie.
Arp zog es als damals 21-Jähriger nach zwei Jahren zurück in die Heimat - er fand in Kiel sein Glück. „Ich glaube, der FC Bayern hat die Mentalität “Gewinnen ist Pflicht„. In Kiel geht es um Entwicklung, hier geht es auch ein bisschen um die Art und Weise, wie man zu Erfolg kommen möchte“, sagt Arp. Er möchte die Zeit bei den Bayern keinesfalls missen, er sei dort „reifer“ geworden. Bei den Störchen spüre er jetzt „diese Verbundenheit zum Fußball, diese Gemeinschaft und dass sich jeder irgendwo in den Dienst der Mannschaft stellt oder des Vereins“.
Bei Holstein hat Arp seinen Platz gefunden. Er ist nicht der alles überragende Überflieger, aber das braucht er auch nicht zu sein. Arp hat seinen Anteil am Höhenflug der Kieler, leistete mit seinen fünf Toren und zwei Vorlagen in der Aufstiegssaison einen wertvollen Beitrag und stand auch in der noch jungen ersten Bundesliga-Saison des Klubs bei beiden Spielen auf dem Platz.
Arp vor dem Duell der Gegensätze am Samstag (18.30 Uhr/Sky) als Bayern-Spion zu bezeichnen, wäre vermessen. Dafür sind seine Kontakte ins aktuelle Münchner Team zu sporadisch und seine Erlebnisse und Einsichten auch zu lange her. Dennoch würde er „einigen Spielern dort unterstellen, dass sie länger nicht ein Pflichtspiel in so einem Stadion gespielt haben“, sagt Arp mit süffisantem Unterton: „Ich glaube, dass eine ganze Stadt sich auf dieses Spiel freut. Und ich hoffe, dass das Samstagabend auch rüberkommt.“
Arp ist bereit. Und er glaubt an Kiels Chance. So viel steht fest.
− sid
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