Leroy Sane oder Serge Gnabry? Jamal Musiala oder Kingsley Coman? Matthijs de Ligt oder Dayot Upamecano? Leon Goretzka oder Marcel Sabitzer? Er habe „die Qual der Wahl“, betont Julian Nagelsmann seit Wochen. Der 34-Jährige ist bei Bayern München mehr denn je als Moderator der Befindlichkeiten seiner sensiblen Stars gefordert.
Eine klare Linie geht Nagelsmann offenbar aber noch ab. „Natürlich findet der Julian seinen Stil gerade. Das ist auch ein Lernprozess und nicht so einfach beim FC Bayern. So einen Kader hat er auch noch nicht gehabt“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic vor dem Champions-League-Gruppenspiel am Dienstagabend gegen den FC Barcelona im Doppelpass bei Sport1.
Vor dem brisanten Wiedersehen mit Ex-Torjäger Robert Lewandowski soll es bereits erste Unruhe im breit aufgestellten Münchner Luxuskader gegeben haben. „Man hat ja jetzt wieder gelesen, dass der ein oder andere unzufrieden ist mit seiner Position. Das nehme ich nicht so wahr“, betonte Nagelsmann.
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„Wir haben 18, 19, 20 ausgeglichene Spieler, da muss man auch rotieren dürfen“, ergänzte er und setzt dabei auf das Verständnis seiner hoch bezahlten Profis. Jeder fordere, so der Bayern-Coach, „einen starken Kader, den haben wir, und dann gibt es auch mal Momente, wo man weniger spielt“.
Nach Bild-Informationen soll es in der Kabine der Münchner bereits brodeln. Leon Goretzka zum Beispiel soll verärgert sein, dass er gegen Barcelona nicht in der Startelf steht. Für ihn spielt Marcel Sabitzer. Schon vor dem Stuttgart-Spiel hatte Goretzka öffentlich gefordert, beginnen zu wollen. Nächster Brandherd laut der Zeitung: Serge Gnabry (27) und Jamal Musiala (19), die gegen Stuttgart ihre Startelf-Chance bekamen, aber nur bedingt nutzen konnten. Gar nichtglücklich soll auch Ryan Gravenberch (20) sein. Das Mittelfeld-Talent (kam für bis zu 24,5 Mio. von Ajax Amsterdam) hatte sich mehr Einsatzzeiten als einmal in der Pokal-Startelf (mit Tor-Debüt) und sechs Einwechslungen versprochen.
Um allen Spielern gerecht zu werden, rotierte Nagelsmann in den vergangenen Spielen viel – mit überschaubarem Erfolg. In der Liga sprangen gegen Gladbach, Union Berlin und Stuttgart nur drei magere Remis heraus. Die Folge: nur Rang drei und der schlechteste Start nach sechs Spielen seit 2010/2011.
Nagelsmann bewegt sich auf einem schmalen Grat: Auf der einen Seite muss er die Profis bei Laune halten und ihnen wenige Wochen vor der Winter-WM in Katar die nötige Spielpraxis geben. Andererseits steht er nach einer eher durchwachsenen Premierensaison mit „nur“ einem Titel unter Druck. Zuletzt soll Nagelsmann viele Einzelgespräche geführt haben, um die Stimmung im Team zu retten.
Noch hat der Trainer die uneingeschränkte Rückendeckung von Salihamidzic. „Ich habe dem Trainer gesagt: Es ist mir wichtiger, dass wir lieber einmal mehr unentschieden spielen, als dass wir zu viele unzufriedene Spieler haben“, sagte er.
Doch wie lange lässt sich gerade beim FC Bayern an so einer Aussage festhalten? Zumal Salihamidzic vor Wochen einmal sagte, dass Nagelsmann mit seinem Team dafür verantwortlich sei, „wie man alle zufrieden stellt“. Es gelte „ein gutes Händchen und Fingerspitzengefühl“ zu haben.
Für Nagelsmann ist es eine Herausforderung. Er weiß, dass letztendlich „nur der Erfolg zählt“. Trotzdem sei es wichtig, „die Spieler daran zu gewöhnen, dass es normal ist, mal nicht zu spielen, auch wenn man vorher gut gespielt hat“.
In erster Linie sieht er aber seine Stars „in der Bringschuld. Jeder muss zeigen, dass er besser ist. Wir sind immer noch Bayern München. Es gilt die Chancen zu nutzen.“
Neben den personellen „Baustellen“ sind einige Stars laut „Bild“ aber auch aus einem anderen Grund verärgert. Der Trainer sollte auch mal seine Taktik hinterfragen, so die Forderung. Ihnen stößt auf, „dass Nagelsmann am Samstag öffentlich kein Wort der Selbstkritik äußerte, stattdessen nur das Team anzählte“, berichtete das Blatt nach dem 2:2 gegen Stuttgart. Sollte am Dienstag gegen Barcelona nicht gewonnen werden, dürften auch diese Diskussionen neue Fahrt aufnehmen ...
− sid/red
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