Als der Schlusspfiff ertönte, ballte Harry Kane die Faust. Dann nahm der Matchwinner die Gratulationen seiner Teamkollegen entgegen und schritt mit ihnen zur Bayern-Fankurve. Von dort schallte den Münchner Tabellenführern entgegen: „Deutscher Fußball-Meister FCB.“
Ganz so weit ist es noch nicht, aber der Rekordmeister ist dank seines Torgaranten mit einem Sieg im Mönchengladbacher Schneeregen aus der Winterpause zurückgekehrt und hat seinen Vier-Punkte-Vorsprung auf Bayer Leverkusen verteidigt. Damit heißt zum 27. Mal der Erste nach der Bundesliga-Hinrunde FC Bayern.
„Ich nehme die drei Punkte.“
„Wir hatten sehr viele gute Chancen, haben es aber zu spannend gemacht, weil wir es nicht früher entschieden haben“, sagte Nationalmannschaftskapitän Joshua Kimmich nach dem 1:0 (0:0) bei der Borussia bei Sky, „die Art und Weise war okay, ich nehme die drei Punkte.“
Der bis dahin unauffällige Kane traf in der 68. Minute per Foulelfmeter für die Bayern, die ohne den erkrankten Jamal Musiala lange Zeit trotz Überlegenheit ideenlos agierten. Für den Engländer war es das 15. Saisontor im 14. Spiel. Für die leidenschaftlich verteidigenden Gladbacher endete eine Serie von sechs Heimspielen ohne Niederlage.
Kleindienst lässt Ausgleich liegen
Die größte Chance vergab Tim Kleindienst mit einem Kopfball kurz nach der Pause. „Solche Chancen kriegst du nicht viele gegen Bayern. Wenn du sie hast, musst du sie nutzen“, sagte der Torjäger, der sich über den Elfmeterpfiff beschwerte: „Wenn du den pfeifst, gibt es in jedem Spiel 24.“
Rund um den Borussia-Park lag noch kräftig Schnee, die Gastgeber hatten den anreisenden Fans „festes Schuhwerk“ empfohlen. Auch kurz vor dem Anstoß schneite es, der Rasen präsentierte sich aber in gutem Zustand. Wie erwartet zogen die Bayern darauf von Beginn an ihr Ballbesitzspiel auf, Gladbach lauerte auf Umschaltmomente.
Weil den überlegenen Bayern gegen Gladbachs kompakte Abwehr wenig einfiel, waren Chancen lange Zeit Mangelware. Es dauerte bis zur 23. Minute, ehe es erstmals gefährlich wurde: Thomas Müller, der Musiala ersetzte und erst zum fünften Mal in dieser Saison begann, kam zu seiner eigenen Überraschung vor dem Tor an den Ball, Keeper Moritz Nicolas parierte im Nachfassen.
Bayern mit 76 Prozent Ballbesitz
Bis zur Pause blieb das Bild gleich: Der nach seinem Rippenbruch ins Tor zurückgekehrte Manuel Neuer war nahezu arbeitslos, auch weil Bayern-Schreck Kleindienst abgemeldet war. Der Gladbacher Nationalspieler hatte in der vergangenen Saison für Heidenheim drei Tore gegen die Bayern erzielt. Die Münchner Überlegenheit war nach 45 Minuten angesichts von 76 Prozent Ballbesitz und 8:0 Torschüssen eindeutig.
Gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs vergab Kleindienst per Kopf die große Chance zur Führung (49.). Die Begegnung wurde im Schneeregen nun rassiger, nach einem Foul von Lukas Ullrich an Michael Olise zeigte Schiedsrichter Felix Zwayer auf den Punkt. Kane schnappte sich den Ball - und verwandelte sicher.
Keine Rolle spielte die Rückkehr von Max Eberl, der erstmals als Bayern-Boss an seiner alten Wirkungsstätte zu Gast war. Als Eberl im März 2023 mit RB Leipzig nach Gladbach zurückgekehrt war, war ihm noch viel Hass entgegen geschlagen. Er habe schon vor dem Spiel viele Menschen gesehen, „die sich dann doch gefreut haben, mir zu begegnen“, sagte Eberl, der Gladbach im Januar 2022 nach 23 Jahren als Spieler und Sportdirektor verlassen hatte, bei Sky.
− sid