Eine Familie an der Pfeife
Vater, Sohn und Tochter: Bei den Grundmanns ist die Schiedsrichterei Familienangelegenheit

27.11.2024 | Stand 27.11.2024, 6:00 Uhr |
Markus Schmautz

Stefan Grundmann (m.) wird von seinem Sohn Oliver (l.) und Landesliga-Schiri Simon Ettl assistiert. Foto: Schmautz

Als der TV Barbing im Jahr 2017 nicht mehr die erforderliche Anzahl an Schiedsrichtern stellen konnte, erklärte sich Jugendleiter Stefan Grundmann kurzerhand bereit, sich ausbilden zu lassen. Und seitdem folgten viele TVB-ler seinem Beispiel. Unter anderem sind auch sein Sohn Oliver (19) und seine Tochter Elisa (16) als Unparteiische im Einsatz.

Stefan Grundmann zog 2009 nach Barbing. „Eigentlich wollte ich nur meinen Sohn beim TV Barbing anmelden. Plötzlich war ich Trainer, später dann Jugendleiter“, blickt der 42-Jährige mit einem Schmunzeln zurück. „Um eine Strafe für den Verein zu vermeiden, machte ich 2017 den Schiri-Schein. Zuvor war ich wie jeder Jugendtrainer bei Kleinfeldspielen des TV Barbing häufig als Unparteiischer auf dem Platz.“

Grundmann hat sich vom ersten Moment an wohl gefühlt in der Schiedsrichter-Gruppe Regensburg. „Das ist einfach eine große Gemeinschaft. Bei Lehrabenden und Trainingseinheiten herrscht immer ein reger Austausch.“ Fasziniert von seinem neuen Hobby wuchs er schnell ins Schiri-Geschäft hinein. Im Jahr 2022 schaffte er den Aufstieg in die Kreisliga.

Ein Einsatz als Familien-Trio

„Im Gespann macht es natürlich besonders Spaß“, sagt Grundmann. Vor allem, wenn der Einsatz an der Pfeife zur Familienangelegenheit wird. Beim Kreisliga-Derby zwischen Mintraching und Obertraubling Mitte November assistierte ihm sein Sohn Oliver an der Linie, der 2024 den Neulingskurs abgeschlossen hat. Im gleichen Jahr startete auch Tochter Elisa, die aktuell ein Auslandsjahr in Texas verbringt. „Natürlich spielt sie dort in der Highschool auch Fußball“, erzählt der stolze Vater.

Beim Pokalfinale der Gehörlosen war die Familie Grundmann das bisher einzige Mal als Trio im Einsatz. „Das war spannend. Anstatt einer Pfeife hat bei Spielen mit Gehörlosen auch der Hauptschiedsrichter eine Fahne mit dabei, um Fouls anzuzeigen.“ Selbstverständlich freut sich Vater Grundmann, der in der Softwareentwicklung eines großen Automobilkonzerns in Regensburg tätig ist, über Einsätze mit seinen Kindern.

„Auch Rückschläge hinnehmen“



Als sehr gewinnbringend empfindet er das Patensystem. „Ich unterstütze Neulinge gerne als Pate, um ihnen den Einstieg zu erleichtern. Das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Übrigens war ich auch der Pate bei meinen beiden Kindern.“

Das Schiri-Dasein empfindet Stefan Grundmann als „herausfordernd“ und „spannend“. „Man steht auf dem Platz, muss alleine oder im Gespann viele Entscheidungen treffen und meistern. Wie jeder Spieler macht natürlich auch der Schiedsrichter Fehler“, weiß Grundmann, für den es das Wichtigste sei, dass man „sich nach dem Spiel wieder in die Augen schauen“ könne. „Natürlich versucht man aber alles, um Fehler zu vermeiden.“ Den Umgang mit strittigen Entscheidungen müsse man lernen. Eine Extremsituation habe er noch nie gehabt. „Es ist aber vielleicht auch ein Vorteil, wenn man ein gestandenes Mannsbild ist.“

Neulingen kann Stefan Grundmann sein Hobby empfehlen und rührt auch die Werbetrommel: „Wer ein Teil dieser großartigen, hilfsbereiten Gemeinschaft werden möchte, hat vom 14. bis 16. Februar 2025 beim Schiedsrichter-Neulingslehrgang der Gruppe Regensburg die Chance dazu.“ Allerdings spricht er auch die negativen Begleiterscheinungen deutlich an. „Wer Schiedsrichter sein will, der steht Woche für Woche vor Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Man muss weghören können, zu seiner Entscheidung stehen, aus Fehlern lernen und auch Rückschläge hinnehmen.“

In der Landesliga an der Linie

Selbst pfeift Grundmann aktuell in der Kreisliga, sagt aber auch: „Sollte ich noch eine Liga höher rutschen, würde ich mich sehr freuen.“ An der Linie ist er aber auch in der Landesliga tätig und gehört zum Gespann von Simon Ettl, der ihm im Gegenzug auch zuletzt in Mintraching assistierte.