Ein Fan von „Team Schiri“
Jochen Geschwendtner – ein Unparteiischer durch und durch im Interview

10.03.2023 | Stand 25.10.2023, 11:52 Uhr

Drei Jahre war Jochen Gschwendtner SR-Assistent in der 2. Bundesliga, nun ist er mit neuem Team wieder in der 3. Liga aktiv. −Foto: imago images

Was macht eigentlich ein Fußball-Schiedsrichter in der Winterpause? Was ist so toll am Job als Unparteiischer? Die Heimatzeitung hat mit Jochen Gschwendtner (31) von der Schiedsrichter-Gruppe Isar-Rott gesprochen.

Die Profis sind schon wieder aktiv, die Amateure stehen in den Startlöchern. Was macht eigentlich ein Schiedsrichter in der Winterpause?
Jochen Gschwendtner: Nach einem langen sportlichen Jahr 2022, das aufgrund der Winter-WM in Qatar eine etwas kürzere Sommerpause hatte, schadet eine kurze Erholungsphase nicht. Dann steigt man aber auch recht schnell wieder ins Training und die Vorbereitung auf die Rückrunde ein. Zudem hatten wir den Auftrag, einzelne Spiele der WM unter Schiedsrichter-spezifischen Gesichtspunkten zu sichten und zu bewerten.

Gab es im bisherigen Saisonverlauf ein Spiel, das besonders in Erinnerung bleibt und wenn ja, warum?
Jochen Gschwendtner: Ich muss ehrlich sagen, dass jedes Spiel in diesen Klassen ein Highlight ist. Wenn ich mir allerdings eins aussuchen muss, das besonders in Erinnerung geblieben ist, dann ist es das DFB-Pokalspiel zwischen dem Chemnitzer FC und dem 1. FC Union Berlin. Es war ein spannender Flutlicht-Pokalfight an einem Montagabend vor über 13000 Zuschauern, der erst in der Verlängerung entschieden wurde.

In der Region sorgte in dieser Saison ein Bezirksliga-Derby, bei dem ein Linienrichter von einem Spieler angegriffen wurde, für Diskussionen. „Lernt“ man als Schiedsrichter eigentlich, mit solchen Situationen umzugehen? Oder ist einem das „Deeskalieren können“ als Schiedsrichter schon mit in die Wiege gelegt worden?
Jochen Gschwendnter: Grundsätzlich muss man festhalten, dass jeder Angriff, egal gegen wen, einer zu viel ist. Diese müssen offen benannt werden und man muss man sich klar distanzieren. Mit sachlicher Kritik wird man als Schiedsrichter – als jemand, der in kürzester Zeit Entscheidungen trifft – logischerweise konfrontiert. Der Umgang damit prägt einen positiv und ist in gewisser Weise eine Lebensschule, in der es sicher ganz viele tolle Momente gibt, die dieses Hobby auch so besonders machen. Daraus reift man in seiner Persönlichkeit und man hat mit Kommunikation sowie den gelben bzw. roten Karten auch einen Werkzeugkasten, um den Fußballspielen einen fairen Rahmen zu verleihen. Doch der Schiedsrichter hat damit nicht zu 100 Prozent Einfluss auf das, was passiert. Da sind alle Beteiligten des Fußballs gefragt, sich auch an die Werte des Sports zu halten: Fairness, Toleranz und Ehrlichkeit.

Man hat den Eindruck, Beleidigungen und Attacken auf Schiedsrichter haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Ist das mein subjektives Empfinden oder stellen Sie das auch fest? Und gibt es einen Unterschied, in welcher Liga man pfeift?
Jochen Gschwendnter: Dazu müsste man in entsprechenden Statistiken recherchieren. Grundsätzlich muss man festhalten, dass das Hobby Schiedsrichter ein Ehrenamt ist, wie es z.B. auch Feuerwehrmänner und -frauen ausüben. Das heißt, hier bilden wir ebenfalls einen Querschnitt der Gesellschaft ab und setzen dabei unsererseits vor allem auf Kommunikation und die vielen schönen Seiten an unserer Leidenschaft.

Was ist Ihr Saisonziel? In welche Liga möchten Sie es als Schiedsrichter schaffen?
Jochen Gschwendtner: Ziele sind als ehrgeiziger Sportler natürlich immer da. Nach drei Jahren als SR-Assistent in der 2. Bundesliga bin ich dieses Jahr wieder in der 3. Liga tätig und hier in einem neuen Team integriert. Zusammen mit einem weiteren Assistenten aus der Schiedsrichtergruppe Isar-Rott, Simon Schreiner, den ich seit vielen Jahren kenne und sehr schätze, sind wir mit Schiedsrichter Assad Nouhoum aus der Gruppe Ammersee/Fürstenfeldbruck unterwegs. Da gilt die Prämisse, dass wir im ganzen Team die bestmögliche Leistung in den Spielen abrufen und in der ganzen Professionalität auch den Spaß nicht vergessen.
Ist man als Schiedsrichter eigentlich selbst Fan von einem Fußballverein und wenn ja, von welchem?
Jochen Gschwendtner: Es ist in der Tat so, dass man beim Fußballschauen schon sehr auf den Schiedsrichter fokussiert ist. Deshalb würde ich sagen, dass man Fan von „Team Schiri“ ist (lacht). Mit der Zeit übernimmt man die Neutralität, die man auf dem Platz lebt, auch beim Betrachten eines Fußballspiels und kann ganz gelassen schauen, wer gewinnt oder verliert.


Das ganze Interview lesen Sie am Freitag, 10. März, im Heimatsport der PNP (Ausgaben im Landkreis Rottal-Inn).