Kirchberger über Debütsaison
Vom Bayerwald in die Bundesliga: Raphael Steudtner – und sein Abenteuer in der B-Junioren-Bundesliga beim Jahn

08.08.2024 | Stand 08.08.2024, 9:08 Uhr |

Als neuer Kapitän führt Raphael Steudtner künftig seine Mannschaft in der B-Junioren-Bundesliga aufs Feld. − Foto: Christian Brüssel

„Wenn ich groß bin, möchte ich Fußballprofi werden“ – diesen Traum hegen viele Kinder, wenn man sie nach ihrem Berufswunsch fragt. Einen großen Schritt in Richtung Profifußballer hat jetzt Raphael Steudtner gemacht: Der gebürtige Bayerwaldler hat gerade seine erste Saison in der B-Junioren-Bundesliga für den SSV Jahn Regensburg absolviert. Im Gespräch mit der Heimatzeitung blickt er auf das Jahr zurück und wirft bereits einen Blick auf die kommende Saison, in der er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen wird.

„Es war eine sehr schöne erste Saison“, sagt Raphael Steudtner rückblickend, „mit vielen tollen Erinnerungen.“ Das Auftaktspiel, das Regensburg mit 0:6 gegen die Bayern verlor, gehöre zwar nicht dazu, aber viele andere Spiele, so Steudtner. Als Beispiel nennt er die Partie am 24. Spieltag gegen den TSV 1860 München, das durch sein Kopfballtor in der 94. Minute 3:2 gewonnen werden konnte. Steudtner selbst stand als Innenverteidiger in 20 der 26 Spiele auf dem Platz und erzielte dabei zwei Tore. Seine Debütsaison bezeichnet er als „ordentlich“, fügt aber dann doch noch hinzu: „Ich bin sehr zufrieden.“

An die Umstellung von C-Junioren-Fußball in der Bayernliga mit Deggendorf auf B-Junioren-Fußball in der Bundesliga mit Regensburg habe er sich anfangs allerdings erst gewöhnen müssen, so Steudtner: „Es ist alles intensiver. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich fußballerisch wieder auf dem gewohnten Niveau war.“ Geholfen habe ihm dabei das gute Feedback seiner Trainer, wie er sagt, und die neuen technischen Möglichkeiten der Analyse in Regensburg.

Beeindruckt vom Profi-NLZ



„Ein Profi-NLZ ist noch einmal ganz anders aufgebaut als das BFV-Nachwuchsleistungszentrum in Deggendorf“, sagt Steudtner. Nach jedem Spiel gibt es in Regensburg eine Videoanalyse mit den wichtigsten Szenen. In Deggendorf habe es das nur gegeben, wenn der Gegner gefilmt habe, erklärt er. Durch die regelmäßigen Analysen habe er vor allem sein Stellungsspiel verbessern können, nennt Steudtner ein Beispiel, wie er sich dadurch weiterentwickelt hat. Regelmäßig holt er sich aber auch Tipps von seinen ehemaligen Trainern aus Deggendorf: „Das ist ein wichtiges Feedback für mich, weil die mich schon länger kennen.“

So ganz hat Steudtner den Sprung von Deggendorf nach Regensburg also noch nicht vollzogen. Zwar ist der heute 16-Jährige im vergangenen Sommer vom BFV-Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg GW Deggendorf nach Regensburg in die sogenannte Jahnschmiede gewechselt, zur Schule geht er aber weiterhin in Deggendorf und arbeitet dort auf sein Abitur hin. „Schule geht vor, haben mir meine Eltern gesagt“, erzählt Steudtner und auch ihm ist es wichtig, sein Abitur zu machen und neben dem Fußball ein Standbein zu haben. Dafür nimmt er auch einige Abstriche in seiner Freizeit in Kauf.

Wenn Zeit bleibt, wird mit der Familie Kaffee getrunken



Sein typischer Tagesablauf sieht vormittags Schule und abends Training vor. Dafür wird er nachmittags aus Deggendorf zusammen mit anderen Spielern aus der Region mit einem Shuttlebus des Jahn abgeholt und abends nach dem Training wieder zurückgebracht. Viel Freizeit bleibt ihm dazwischen nicht. Doch gerade diese wenige Zeit ist ihm besonders wichtig. „Für mich ist diese Mischung aus Schule in Deggendorf und Fußball in Regensburg der perfekte Ausgleich“, erzählt Steudtner. Zeit mit Freunden verbringt er vor allem nach Schulschluss und vor der Fahrt zum Training. Oder er nutzt die Zeit, um mit seiner Familie zu Hause in Kirchberg im Wald Kaffee zu trinken. „Natürlich muss man einen Teil seiner Zeit für das Training opfern“, ist sich Steudtner bewusst, „aber das macht man gerne, wenn man das Ziel hat, Profifußballer zu werden.“

Diesen Schritt traut ihm auch sein ehemaliger Sportkoordinator von der SpVgg GW Deggendorf, Andreas Schäfer, zu: „Er ist ein Riesentalent, hat Selbstvertrauen und eine Top-Ausbildung, da ist alles möglich.“ Dass Staudtner beim Jahn sogar ein Jahr übersprungen hat und gleich in der B-Junioren-Bundesliga spielen durfte, ist für Schäfer eine große Auszeichnung für die Arbeit in Deggendorf. Der Schritt zu den Profis war für Schäfer vorgezeichnet „Der Junge weiß genau, was er will und was er kann.“

Freundschaften entstehen im NLZ



Im kommenden Schuljahr will Steudtner noch in Deggendorf die 11. Klasse abschließen, ab der Saison 2025/26 möchte er aber auch schulisch nach Regensburg wechseln und dort sein Abitur machen: „Dann spiele ich in der A-Jugend und muss mich auf das Abitur vorbereiten, dafür habe ich vor Ort mehr Zeit.“ In der Mannschaft hat er sich trotz des Pendelns schon eingelebt. „Ich habe mich direkt mit allen gut verstanden und wir treffen uns auch mal privat“, freut er sich. Vor seinem Wechsel hätte er nicht gedacht, dass in einem Profi-NLZ richtige Freundschaften entstehen können. Jetzt freut er sich umso mehr darüber.

Wie gut er in die Mannschaft integriert ist, zeigt seine Wahl zum Kapitän für die kommende Saison. Dass sein Trainer so viel Vertrauen in ihn setzt, macht Raphael Steudtner stolz. Mit Einsatzwillen und Mentalität will er dieses Vertrauen zurückzahlen. Gerade seine Mentalität ist ihm dabei besonders wichtig. „Dieses immer weitermachen habe ich von meinem Großvater und meinem Vater“, erzählt er. Das helfe ihm sehr, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Bewahren will sich Steudtner auch sein bayerisches Gen, wie er es nennt: „Ich komme aus Niederbayern, das soll man auf dem Platz merken.“ Sein Vorbild ist dementsprechend auch ein waschechter Bayer: Bastian Schweinsteiger. Er bewundere dessen Mentalität, begründet Steudtner seine Vorbildwahl und verweist auf die Bilder vom WM-Finale 2014, als ein blutender Schweinsteiger am Ende den WM-Pokal in die Höhe recken durfte.

Ganz so weit blickt Steudtner noch nicht in die Zukunft. Das Ziel Profifußballer hat er aber fest im Visier, auch wenn es ein großer Schritt sei, noch größer als der von Deggendorf nach Regensburg, ist er sich bewusst: „Man braucht viel Disziplin und muss auf vieles verzichten.“ Und auch ein Quäntchen Glück gehöre dazu, weiß Steudtner. Doch die ersten Schritte auf diesem Weg hat er bereits erfolgreich absolviert.

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