Wenn ein Spieler Angebote aus Bayern- und Landesliga hat, aber lieber in der Kreisliga spielt und dabei auch noch mehr als zweieinhalb Stunden Anfahrt – einfach – auf sich nimmt, dann muss es was besonderes sein. Schon seit sieben Jahren nimmt Tomáš Vnuk die Strapazen für den TSV Karpfham auf sich. Der Tscheche wohnt nämlich bei Pilsen und hat noch einen zweiten Verein: SK Interobal Plzen.
Mit dem Futsalclub aus der viertgrößten tschechischen Stadt krönte sich Vnuk am 24. Mai zum bereits vierten Mal zum tschechischen Meister – und trug als bester Torschütze und Assistgeber in sowohl der regulären Saison (20 Spiele, 36 Tore, 37 Vorlagen) als auch in den Playoffs (zehn Spiele, zehn Tore, elf Vorlagen) maßgeblich dazu bei. Noch vor zwei Jahren war das nicht absehbar. Wegen eines Kreuzbandrisses fiel er elf Monate aus, konnte erst im Januar 2023 sein Comeback feiern. Doch nun ist er wieder in Topform: „Manchmal spüre ich das Knie noch, aber es ist alles wieder gut verheilt“, berichtet der 30-Jährige auf Englisch der PNP.
Bei Vnuk dreht sich alles ums runde Leder. Sommerpause? Keine Spur. Mit der tschechischen Nationalmannschaft geht es im Juni für ein Freundschaftsturnier nach Kroatien, danach bietet er mit Freunden und Kollegen Fußball-Camps für Kinder in Pilsen an.
„Er gehört zu Karpfham“
Der wohl größte Erfolg des Jahres hat jedoch nichts mit Fußball zu tun: Im April bekamen der studierte Jurist und seine Frau Lucie Nachwuchs. Ob die kleine Julie in einigen Jahren in seine Fußstapfen treten wird? „Meine Frau hofft nicht“, schmunzelt Vnuk am Telefon.
Für den TSV Karpfham bestritt Vnuk in der abgelaufenen Saison nur vier Spiele – zu sehr war er eingespannt mit Futsal: Meisterschaft, Champions League und Weltmeisterschaft. Beim TSV freut man sich dennoch über jeden Einsatz, verrät Abteilungsleiter Martin Huber: „Er ist ein Unterschiedsspieler, der uns enorm weiterhilft.“ Auch die Tatsache, dass Vnuk aufgrund Futsal nicht am Trainingsbetrieb teilnehmen kann und nur zu den Spielen anreist, sei kein Problem: „Tomáš ist schon lange dabei und gehört zu Karpfham. Auch weil er so ein guter Spieler ist, wird er in der Mannschaft hoch angesehen“, so Huber und beglückwünscht Vnuk zum nationalen Meistertitel.
Und auch Vnuk fühlt sich wohl in Karpfham, trotz der langen Anfahrtszeit. Dafür sprechen auch die Zahlen: Seit 2017 schoss der Futsaler in 69 Spielen für den TSV 42 Tore und bereite ebenso viele vor. „Karpfham ist wie eine Familie für mich, alle haben mir zum Nachwuchs gratuliert und der Verein hat Verständnis fürs Futsal.“ In der nächsten Saison hofft Vnuk auf mehr Einsätze für den Kreisligisten. Auch weil keine WM stattfindet, sondern erst ab Dezember die Qualifikation für die Europameisterschaft.
Hoffnung auf bessere Kreisliga-Saison – und EM-Gold
Dort würde sich Vnuk gerne den Traum eines Titels mit der Nationalmannschaft erfüllen. 2010 gewann er mit der tschechischen Auswahl die Bronzemedaille, im Sommer 2025 will er diese nun vergolden. „Es ist die letzte Chance für meine Generation. Viele Spieler sind 33, 34 Jahre alt.“
Und auch mit dem TSV Karpfham erhofft er sich eine bessere Saison: „Das ganze Team will aufsteigen und ich denke, dass wir gute Chancen haben, oben mitzuspielen.“ Dafür will sich Tomáš Vnuk auch in Zukunft mehr als fünf Stunden ins Auto setzen.