Verpatzte Generalprobe oder Muster ohne Wert? So ganz einig war sich Stefan Köck da nicht mit sich selbst. Einerseits: 0:4 verloren, sechs Tage vor dem Bayernliga-Start seines SV Schalding in Landsberg. Andererseits: Es war der TSV 1860 München, der zum letzten Testspiel am Reuthinger Weg zu Gast war.
„Man spielt nicht jeden Tag gegen einen Drittligisten, entsprechend kann man zufrieden sein“, sagte der SVS-Trainer, der eine durchaus achtbare Leistung seiner Mannschaft sah. Und doch: Auch aus dem ungleichen Duell gegen die Giesinger lassen sich Erkenntnisse ziehen: „Wie agierst du offensiv, wenn du mehr Druck bekommst, der Gegner körperlich robuster ist? Traust du dich, dein Spiel trotzdem durchzuziehen?“. Köck lieferte die Antwort selbst gleich mit: „Da hätte ich mir noch ein bisschen mehr Mut gewünscht.“
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- Löwen-Gastspiel in Schalding ein Fest für die Fans
- 4:0 – Die „Löwen“ verteilen in Schalding keine Gastgeschenke
Dabei fehlte es gerade daran zu Spielbeginn keinesfalls. Die Löwen, am Vortag noch bei einem Test gegen den 1. FC Nürnberg mit Trainer Miroslav Klose im Einsatz (1:1), zeigten sich in der ersten Halbzeit zwar dominant, doch wirklich gefährlich wurden sie erstmal nicht. Auch ein Ergebnis der offensiven Herangehensweise des Bayernligisten.
Gastgeber hält gut mit
Die 1512 Zuschauer am Reuthinger Weg sahen bei hochsommerlichen Temperaturen um die 30 Grad lange einen gut mithaltenden Gastgeber. Die Grün-Weißen hatten 2021 ihr 75. Gründungsjubiläum gefeiert und nun verspätet ihr Geburtstagsspiel gegen die Münchner Löwen bekommen. Sportliche Geschenke hatten Trainer Argirios Giannikis und seine Mannschaft aber nicht dabei. SVS-Coach Köck taten sie zumindest einen Gefallen: „Es ist gut, dass jeder Fehler sofort bestraft wird auf diesem Niveau.“
So kann er bis zum Samstag noch an einigen Stellschrauben drehen. Während das 0:1 durch Patrick Hobsch (19. Minute) noch eher ein Produkt des Zufalls war – Billard-Tor nach einer Ecke – lieferte das 0:2 durch Maximilian Wolfram (37.) dann schon etwas mehr Material fürs Videostudium: „Wir lassen uns zu leicht aus der Kette ziehen und ermöglichen so den Lauf in die Tiefe.“ Wolfram schob den Ball dem ansonsten starken SVS-Keeper Philipp Röckl letztlich im Eins gegen Eins durch die Beine.
Giannikis: Müssen Mannschaft werden
Zur Wahrheit gehört auch: Es war der zu diesem Zeitpunkt erste von vorn bis hinten gut zu Ende gespielte Löwen-Angriff. Gäste-Trainer Giannikis äußerte sich deswegen zwar letztlich zufrieden mit dem Auftritt knapp drei Wochen vor dem Ligastart gegen Saarbrücken (Freitag, 2. August, 19 Uhr), legte aber trotzdem den Finger in die Wunde: „Wir müssen noch eine Mannschaft werden“, sagte er mit Blick auf die Herausforderungen nach einem großen Umbruch. „Es geht darum, Umschaltprozesse besser hinzubekommen, die Balance zu finden und dass jeder weiß, wie der andere läuft.“
Rückschlüsse auf eine erste Mannschaft ließen sich mit Blick auf die künftige Löwen-Startelf nur sehr wenige ziehen – Giannikis tauschte bis auf Innenverteidiger Raphael Schifferl zur Halbzeit seine komplette Mannschaft aus. Dennoch: Gerade der Österreicher, Mittelfeldstratege Thore Jacobsen und Stürmer Hobsch – allesamt Neuzugänge – dürften derzeit gute Karten haben, zu einem Gerüst der Mannschaft zu werden. David Philipp (50.) und Leroy Kwadwo (90.+1) sammelten mit ihren Toren nach der Pause Argumente.
SVS-Startelf steht größtenteils
Viel weiter im Finden seiner Anfangsformation ist da – logisch zum Ende der Vorbereitung – Stefan Köck: „Der Großteil der Startelf, je nach dem wie man das interpretiert, wird auch gegen Landsberg auf dem Platz stehen“, sagte er. Dazu könnten dann auch die jungen Neuzugänge Noel Tanzer und Bastian Schmid (beide 20 und aus Hauzenberg gekommen) gehören. „Sie sind gut unterwegs“, betonte Köck, nur um gleich nachzuschieben: „Ich bin aber auch mit den Restlichen sehr zufrieden.“
Auch mit Blick auf die Torhüter-Position dürfte Röckls starke Leistung Köcks Sorgen etwas gemildert haben. Dennoch wolle man nach der schweren Verletzung von Marius Herzig noch nachlegen. Der Fokus auf die Position zwischen den Pfosten eint Köck mit Gegenüber Giannikis. Dem Vernehmen nach steht ein Transfer von Haching-Keeper René Vollath an die Grünwalder Straße kurz vor dem Abschluss. Weder der Coach noch Sportchef Christian Werner wollten sich auf PNP-Nachfrage dazu einlassen. Mit Blick auf die Torhüterposition, so viel verriet Giannikis zumindest, könne aber „in den nächsten Tagen vielleicht etwas passieren.“